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wir klingen? Ich sollte lieber meine südafrikanische<br />
Musik spielen. Von ihr könnten<br />
die Amerikaner noch etwas dazu lernen“. Der<br />
Trompeter nahm sich den kollegialen Ratschlag<br />
zu Herzen. Er verband fortan Bebop<br />
und Swing mit afrikanischen Rhythmen wie<br />
Kwela und Mbaqanga, veröffentlichte seine<br />
Fusion-Musik auf dem Soul-Label Motown<br />
und landete mit „Grazing In The Grass“ 1968<br />
einen internationalen Superhit, der sich gut<br />
vier Millionen Mal verkaufte.<br />
Makeba und Masekela hatten unsichtbare<br />
Grenzen eingerissen. Die Grundsteine für die<br />
später „Weltmusik“ genannte Verschneidung<br />
von westlichem Markt und afrikanischer Ästhetik<br />
gelegt. Zuvor war südafrikanische Musik<br />
bestenfalls als anonyme Kolonialware in<br />
den Westen gelangt: Wie etwa 1959 der weltweite<br />
Hit „Tom Hark“. Ein Song, der ursprünglich<br />
von Elias Lerole & His Zig-Zag Flutes auf<br />
billigen Pennywhistle-Flöten gespielt, dann<br />
aber von zahlreichen westlichen Big Bands<br />
gecovert wurde. Das erinnert an ähnliche Verhältnisse<br />
im amerikanischen Pop: Auch dort<br />
lieferten schwarze Musiker allzu oft die Riffs<br />
und Melodien, mit denen dann weiße Adepten<br />
groß raus kamen. Und hier wie dort machte<br />
man gern die schäbigen Ursprünge der Musik<br />
vergessen: Wie der afroamerikanische Jazz<br />
und Blues lieferte dessen südafrikanischer<br />
Cousin Marabi erst einmal Unterhaltungsmusik<br />
für die Shebeens genannten Bars in den<br />
schwarzen Townships. Süßliche Melodien<br />
über ein paar kreiselnden Keyboard-Akkorden.<br />
Doch viele ambitioniertere Musiker wie<br />
Miriam Makeba, Hugh Masekela oder der von<br />
20<br />
Nicht nur das exquisite Trompetenspiel<br />
Hugh Masekelas, auch die Vuvuzela-Tröten<br />
der Fußballfans sind Ausdruck südafrikanischer<br />
Lebensfreude (o.). Die wurde einst<br />
auch in Sophiatown gepflegt (u.)<br />
Duke Ellington geförderte Abdullah Ibrahim<br />
sogen diese Musik auf, ließen sie als heimische<br />
Klangfarbe in ihre Kompositionen einfl ießen<br />
und holten sie damit aus dem Untergrund-<br />
Ambiente von Schwarzgebranntem, Prostitution<br />
und Kleinkriminalität heraus. In den<br />
60er Jahren sollte sich aus dem Marabi-Swing<br />
die bis in die jüngste Vergangenheit einfl ussreichste<br />
Form südafrikanischer Jazzmusik<br />
entwickeln: Mbaqanga.<br />
Die Brutstätte hieß Sophiatown<br />
Big Band Swing, Soul und afrikanische<br />
„Stomp“-Rhythmik trugen zu der Unwiderstehlichkeit<br />
dieser Popmode bei. Dabei diente<br />
der Johannesburger Stadtteil Sophiatown mit<br />
seinem Nachtleben als Brutstätte der neuen<br />
Bewegung. Liberale Weiße wie auch schwarze<br />
fl amboyante Gangstertypen frequentierten die<br />
Musikkneipen, hörten den Charlie Parker und<br />
Dizzy Gillespie interpretierenden Jazzbands zu<br />
und ließen zum ersten Mal eine Art Austausch<br />
zwischen den Rassen zu. Hier traten auch die<br />
Jazz Epistles (mit unter anderem Dollar Brand,<br />
Kippie Moeketsi, Jonas Gwangwa als auch<br />
Hugh Masekela) auf. Bis die Apartheids-Regierung<br />
1960 die Bewohner mit Gewalt umsiedelte<br />
– und an seiner Stelle eine weiße Siedlung