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BUCH: Christof Graf<br />
„Leonard Cohen – Titan der Worte“<br />
EDEL, 400 Seiten, 22,95 Euro<br />
Christian Graf ist nicht nur Cohen-Fachmann<br />
(dies ist sein mindestens viertes Buch über<br />
den Mann), sondern auch ein Spezialist für<br />
idiotische Buchuntertitel: Dem Dalai Lama<br />
attestierte er ein „Leben mit Rückgrat“ (rein<br />
anatomisch kaum zu bestreiten), den wohl<br />
friedvollsten aller Liederdichter ernannte er<br />
1996 zum „Partisan der Liebe“, nun ist er also<br />
ein „Titan“, Angehöriger des ältesten Göttergeschlechts,<br />
das allerdings, von Zeus und seiner<br />
Sippe besiegt, seit Urzeiten in der tiefsten Unterwelt<br />
darben muss. Lassen wir beiseite, ob<br />
Leonard Cohen solche Assoziationen verdient<br />
– Graf ist Fachhochschullehrer für „Medien,<br />
Events und Handel“, mithin in einer Branche<br />
tätig, die sich um altphilologische Kinkerlitzchen<br />
nicht groß schert. Drücken wir auch ein<br />
Auge zu, was die Versuche betrifft, Cohens<br />
Lyrics ins Deutsche zu schmuggeln – daran ist<br />
schon manch Sprachbegabter gescheitert. Konzentrieren<br />
wir uns auf das, was Graf anderen<br />
Biografen zweifellos voraus hat: Er begleitet<br />
Cohen seit vielen Jahren durch<br />
die Welt, als Reporter und Fan,<br />
ist also so nah dran, dass man<br />
ihm auch den Hang zur Aufzählung<br />
verkaufter Einheiten<br />
nachsieht, und sein Interesse<br />
am Schaffen des kanadischen<br />
Einzelgängers ist ehrlich. Sein<br />
Buch ist eine sprachlich unbeholfene,<br />
inhaltlich packende<br />
Mischung aus Lebenserzählung und Werkanalyse<br />
– es verzichtet auf aufgesetzte kritische<br />
Distanz, ist detailreich und in seinen Meditationen<br />
über Cohens dichterisch-musikalisches<br />
Werk tief. Eine lohnende Lektüre für jeden, der<br />
wenig über Leonard Cohen weiß, aber auch für<br />
die, die glauben, alles zu wissen. (MSA)<br />
Kompetenz: Der Autor Christof Graf hat bereits<br />
mehrere Bücher über Cohen verfasst<br />
DVD: Madonna<br />
„Sticky & Sweet Tour“<br />
WARNER<br />
Es beginnt, wie sollte es auch<br />
anders sein bei der Überdomina<br />
des internationalen Showbiz, mit<br />
schwarzen Stilettos. In denen stiefelt Madonna<br />
Louise Ciccone auf die Bühne im River<br />
Plate Stadion zu Buenos Aires, wo sie<br />
an vier Abenden vor insgesamt 256 000<br />
Besuchern ihre „Sticky & Sweet Tour“ für<br />
die Nachwelt festhalten ließ. Was in den<br />
folgenden zwei Stunden abläuft, ist mehr<br />
multimediales Illusionstheater als Konzert<br />
im herkömmlichen Sinn. Zu wie viel Prozent<br />
die Musik hier tatsächlich „live“ passiert, ist<br />
unerheblich angesichts des atemberauben-<br />
DVD: Barbra Streisand „One Night Only“<br />
COLUMBIA/SONY MUSIC INTERNATIONAL<br />
Als Barbra Streisand 2007 mit großem Orchester und einer auf-<br />
wändigen Bühnenproduktion auch nach Deutschland kam, war<br />
das vor allem ein gesellschaftliches Ereignis. Als die Sängerin und<br />
Schauspielerin am 26. September 2009 jedoch ein singuläres Konzert<br />
im legendären wie winzigen New Yorker Jazzclub Village Vanguard<br />
gab (wo auch John Coltrane 1961 ein einflussreiches Live-Album aufnahm),<br />
war dies zwar auch ein Society-Event: So begrüßte die 68-Jährige unter anderem<br />
Nicole Kidman, Sarah Jessica Parker und Bill samt Hilary & Chelsea Clinton unter<br />
den 123 Zuschauern, aber auch die Celebrities, etliche alte Weggefährten sowie<br />
die Gewinner einer Ticketverlosung waren nur gekommen, um zu erleben, wie die<br />
Streisand – begleitet nur von einem fantastischem Jazzquartett – zu ihren Anfängen<br />
zurückkehrte. Denn mit einer Audition in eben jenem Club hatte 1962 ihre<br />
Karriere begonnen. Der Mitschnitt fängt diese sentimentalnostalgische<br />
Stimmung perfekt ein und unterstreicht<br />
mit Songs wie „In The Wee Small Hours Of The<br />
Morning“, „My Funny Valentine“ oder „The Way<br />
We Were“ was für eine großartige Sängerin sie<br />
noch immer ist – auch ganz ohne Orchester<br />
und gesellschaftliches Tam-Tam. (HG)<br />
Ergänzt: Streisands DVDs<br />
„The Concerts“ (Sony Music)<br />
und “One Voice” (Warner)<br />
Back To The Roots:<br />
Frau Streisand im New<br />
Yorker Jazzclub<br />
den Potpourris aus Musikperformance,<br />
brillanter Tanzshow<br />
und digitalem Bilderrausch,<br />
inklusive virtueller Gastspiele<br />
von Pharell, Kanye West, Justin<br />
Timberlake und Timbaland.<br />
Das durch vier Medleys gestraffte Greatest-<br />
Hits-Programm mündet in einer schlau<br />
platzierten Fassung von „Don’t Cry For Me<br />
Argentina“, die das Publikum programmgemäß<br />
in Ekstase versetzt. Mega-Corporate-<br />
Pop, der dem Rest der Showbranche demonstriert,<br />
wo in Sachen Live-Produktion<br />
derzeit die Lampe hängt. (CST)<br />
Wird abgerundet durch: ein 30 minütiges<br />
Behind-The-Scenes-Special der Tour und<br />
eine Audio-CD mit 13 Stücken<br />
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