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CHRISTOPHER LEE<br />
Der Urenkel der<br />
tasmanischen<br />
Nachtigall<br />
Wir kennen ihn als Dracula-Darsteller<br />
oder als Bösewicht im „Herr der Ringe“.<br />
Aber wussten Sie von seiner Beinahe-<br />
Karriere als Bassbariton? Robert Fraunholzer<br />
sprach mit Lee über seine Liebe<br />
zu Wagner, Western und Heavy Metal.<br />
Sir Christopher, als Sie jung waren, wollten Sie angeblich Sänger<br />
werden. Sie haben bei Hermann Uhde Stunden genommen, einem<br />
berühmten Sänger von Wagners „Fliegendem Holländer“.<br />
Sie werden lachen, ich bin sogar einmal fast Mitglied des Stockholmer<br />
Opernhauses geworden. Das war im Jahr 1948. Der größte Tenor der<br />
damaligen Zeit, Jussi Björling, hatte mich nämlich auf einer Party singen<br />
hören.<br />
Ernsthaft?<br />
Und ob. Er sagte: „Du hast eine Stimme, was<br />
willst du damit tun? Komm morgen zu mir und<br />
sing mir vor!“ Also ging ich zu ihm. Er meinte,<br />
wenn ich für Kost und Logis selber aufkommen<br />
könne, würden sie mich aufnehmen und<br />
als Mitglied des Opern-Ensembles ausbilden.<br />
Es ist nicht dazu gekommen, weil ich das Geld<br />
nicht hatte.<br />
Sie haben sich danach mehr als 20 Jahre Zeit<br />
gelassen, bevor Sie wieder zu singen anfingen.<br />
Eine schwere Entscheidung?<br />
Es war mehr eine Frage der Gelegenheit und<br />
aus Mangel an Zeit. Ich habe mein Leben lang<br />
gesungen, wenn auch nicht unbedingt vor einem<br />
Mikrofon. 1970 kam dann der Punkt, wo<br />
ich es erstmals im Film tat, nämlich in „El Umbracle“.<br />
Und wieder 1973 in „The Wicker Man“.<br />
In den Achtzigern habe ich ein bisschen was auf<br />
Vinyl-Schallplatten eingespielt.<br />
Ihre Urgroßmutter war die britische Sopranistin<br />
Marie Carandini. Was für eine Art von Reper-<br />
toire hat sie gesungen?<br />
Zum Beispiel die Maria in Donizettis<br />
„Regimentstochter”. Sie war<br />
eine der damals großen Sängerinnen<br />
an der Oper von Melbourne.<br />
Im November 1858 sang sie die<br />
Leonora in Verdis „Il Trovatore“<br />
in einer Serie von 27 Aufführungen<br />
am Princess Theatre. Sie war<br />
bekannt als die „Tasmanische<br />
Nachtigall“.<br />
Warum ist die musikalische Tradi-<br />
tion in Ihrer Familie so stark?<br />
Ich glaube schon, dass das in den<br />
Genen liegt. Wenn man aus einer<br />
Familie mit musikalischen Wurzeln<br />
stammt, wird man es leichter<br />
haben, diese Tradition fortzusetzen.<br />
DRACULA IST UNTER UNS<br />
Die Karriere des Christopher Lee<br />
Christopher Lee wurde 1922 in London geboren<br />
und diente während des Weltkriegs bei der Royal<br />
Airforce. Sein Filmdebüt hatte er 1947 in „Im Banne<br />
der Vergangenheit“. Berühmt wurde er als Darsteller<br />
des Dracula in mehreren Filmen (s. Foto),<br />
aber er spielte u.a. auch den Gegenspieler James<br />
Bonds in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ .<br />
Mit zwei Metalbands nebst<br />
100-köpfigem Chor und Orchester<br />
würdigt Lee Karl den Großen<br />
Sie haben einmal gesagt, dass Sie wegen Richard Wagner Deutsch<br />
gelernt haben. Hat es sich gelohnt?<br />
Ja, das hat es. Ich kann nach Deutschland reisen und empfi nde es als<br />
großen Vorteil, die Sprache zu sprechen. Ich bin Wagner dankbar.<br />
Sie besitzen angeblich eine enorme CD-Sammlung. Wie groß?<br />
Hunderte, ebenso Hunderte Vinyl-Schallplatten und Tonbänder. Ich<br />
kopiere immer noch welche auf CD. Einige sind sehr selten.<br />
Welche Musik interessiert Sie besonders – außer Wagner?<br />
Beethoven, Mozart, Haydn, Händel und viele, viele andere. Das wäre<br />
klassische Musik. Ich mag aber auch Metal-Music, bin ein großer Fan<br />
von „Rhapsody of Fire“, „Manowar“ und einigen Anderen. Übrigens<br />
höre ich auch Country & Western-Musik. Warum? Weil ich Westernfi<br />
lme liebe.<br />
Gerade bereiten Sie eine CD vor, auf der es<br />
„Symphonic Metal“ zu hören gibt. Warum sin-<br />
fonisch?<br />
Wenn eine Geschichte erzählt wird und bis zu<br />
einem gewissen Grade sogar Schauspielerei mit<br />
dabei ist, müssen Gefühle ausgedrückt werden.<br />
Dafür muss die Musik über eine gewisse Dynamik<br />
verfügen. Wenn Sie es hören, werden Sie<br />
sofort merken, wie es sich aufbaut. In bestimmten<br />
Momenten kommt dann noch Metal hinzu.<br />
Dadurch kriegt die Musik ihre Kraft.<br />
Glauben Sie wirklich, dass Heavy Metal niemals<br />
untergehen wird?<br />
In Wirklichkeit zitiere ich nur, denn ich sage:<br />
„Manowar sagt: ‚Thanks to you Heavy Metal will<br />
never die‘“. Und ich glaube das auch. Und zwar<br />
dank Millionen von Fans, die die Musik nicht<br />
einmal hören, sondern sie einfach leben.<br />
Neu erschienen: Charlemagne – „By The Sword<br />
And The Cross“ Cadiz/Soulfood<br />
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