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STEVE WINWOOD<br />
Das neunte Leben<br />
Er ist unter den großen Überlebenden der 60er Jahre<br />
der unauffälligste. Doch in jüngster Zeit macht der<br />
einstige Wunderknabe des britischen Pop mit spektakulären<br />
Lebenszeichen von sich reden. Von Christian Stolberg<br />
Er war 15, als er Profi wurde. Noch nicht<br />
mal 20, da hatte er mit „Keep On Running“<br />
und „Gimme Some Loving“ der<br />
Spencer Davis Group unsterbliche Highlights<br />
geschenkt. Die New York Times feierte ihn<br />
als „frühreifen Mozart der Popmusik“, dessen<br />
Stimme klinge „wie Ray Charles auf Helium“.<br />
Er ist einer der wenigen Überlebenden<br />
unter den Superstars der 60er. Seine Musikerkollegen<br />
reißen sich bis heute darum, ihn<br />
ins Studio zu bekommen. Und doch ist der<br />
Mann aus Birmingham medial erstaunlich<br />
wenig präsent.<br />
Er ist halt eher von der stillen Art, wenn<br />
er nicht gerade mit dieser unnachahmlichen<br />
Stimme singt, in der sich keltische Kehligkeit<br />
mit einem verblüffenden Soulfeeling mischt.<br />
Steve Winwoods Privatleben war nie ein Boulevardthema,<br />
in punkto Skandale: Fehlanzeige.<br />
8<br />
Bodenständig,<br />
aber wieder reise -<br />
lustig: Tüftler<br />
Winwood, hier<br />
im Heimstudio<br />
in Berkshire,<br />
tourt jetzt<br />
wieder öfter<br />
Mit Ausnahme der 80er Jahre, als er sich in<br />
hochgestylten Videoclips als eine Art Yuppie-<br />
Dandy vermarkten ließ, hat sich Winwood nie<br />
wie ein Popstar benommen. Und immer folgten<br />
in seinem Leben auf musikalische Drangperioden<br />
längere Phasen des Rückzugs ins<br />
seine Wahlheimat im ländlichen Berkshire. All<br />
das hebt den Promi-Faktor eher nicht.<br />
Lebenszeichen aus New York<br />
Winwood wirkt relaxt, als er seine Proben in<br />
London mit Eric Clapton für die gemeinsame<br />
Sommertour unterbricht, um mit <strong>SONO</strong> zu<br />
telefonieren. Die drei ausverkauften Konzerte<br />
mit Clapton im New Yorker Madison Square<br />
Garden im Februar 2008, die zu einem hoch<br />
gelobten und glänzend verkauften CD/DVD-<br />
Mitschnitt führten, waren vielleicht das spektakulärste<br />
Lebenszeichen, das Winwood im<br />
laufenden Jahrzehnt von sich gegeben hat. Ein<br />
weiteres kommt am 4. Juni: Da erscheint die<br />
CD-Retrospektive „Revolutions – The Very<br />
Best Of Steve Winwood“ in zwei unterschiedlichen<br />
Formaten: als einfache CD mit 16 Tracks<br />
für Einsteiger, zudem als 4-CD-Box mit 58<br />
Songs sowie einem 60-seitigen Booklet. Schon<br />
eher das Format, mit dem man ein so umfangreiches<br />
Oeuvre angemessen würdigt.<br />
„Meine Karriere zerfällt ja in relativ klare<br />
Abschnitte“, sagt der Erzmusikant – mit jedem<br />
Lebenskapitel änderte sich der musikalische<br />
Akzent: vom frühen britischen R&B mit der<br />
Spencer Davis Group, den psychedelischen<br />
Jazz-, Blues-, Folk- und Rock-Exkursionen<br />
mit Traffic, der kurzlebigen Supergroup<br />
Mit Eric Clapton ist Winwood im Juni<br />
gemeinsam in Deutschland unterwegs<br />
Blind Faith, und dem höchst erfolgreichen<br />
Soulpop seiner frühen Solokarriere mit Hits<br />
wie „Valerie“, oder „Roll With It“ bis zum<br />
Rock-Jazz-Weltmusik-Amalgam seiner letzten<br />
Soloalben „About Time“ (2003) und „Nine<br />
Lives“ (2008).<br />
In dieser Karriere, das räumt der Multiinstrumentalist,<br />
der schon Alben komplett im<br />
Alleingang einspielte, ein, gab es auch mal eine<br />
kreative Sackgasse: „Eine Zeit lang habe ich<br />
das Studio der Bühne vorgezogen, weil sich im<br />
Studio viele Ideen natürlich exakter umsetzen<br />
lassen. Das ist aber gar nicht immer so gut.“<br />
Er hat umgedacht: Seit einigen Jahren können<br />
seine Fans den auf der Bühne verblüffend jungenhaft<br />
wirkenden 62jährigen wieder regelmäßig<br />
auf Tourneen erleben.„Momentan finde ich<br />
die größte Erfüllung darin, meine Stücke auf<br />
der Bühne immer wieder neu zu erfinden.“ Die<br />
Besucher der Tour mit Clapton im Juni werden<br />
das mit Freude hören.<br />
Neu erschienen: „Revolutions – The Very Best<br />
Of Steve Winwood“ (Island/Universal) als<br />
Einzel-CD mit 16 oder 4-CD-Box mit 58 Tracks