Speicherinitiative – Bericht Phase1
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5.5. Speicher in der<br />
Wärme-/Kälteversorgung<br />
Speicher im Wärmenetz dienen dem saisonalen<br />
Lastausgleich oder der energiewirtschaftlichen<br />
Optimierung im Betrieb von KWK-Anlagen. Bei<br />
Saisonspeichern ist die Systemkomplexität höher,<br />
es gibt kaum geeignete Simulations- und Planungswerkzeuge<br />
sowie passende Regeltechnik am Markt.<br />
Auch das technische Regelwerk ist nicht auf diesen<br />
Einsatzfall von Wärmespeichern ausgelegt. Im<br />
urbanen Raum ist bei großen Langzeitspeichern<br />
der Platzbedarf problematisch. In manchen Fällen<br />
kann durch geänderte Ladestrategien des Speichers<br />
(Steuerung, Nutzung) derselbe Effekt wie mit<br />
einer kostenintensiven Volumenerhöhung erzielt<br />
werden, wozu jedoch noch weitgehend die Praxiserfahrung<br />
fehlt. Der wirtschaftliche Speicherbetrieb<br />
wird zudem von meist sehr hohen Netztemperaturen<br />
erschwert, daher sind Maßnahmen zur<br />
Senkung der Netztemperatur ein vordringliches<br />
Forschungsthema. Für einen optimalen Speicherbetrieb<br />
sind Daten aus unterschiedlichen Quellen<br />
nötig (Kapazitäten, Preise, Wetter, etc.), was datenrechtliche<br />
und technische Schnittstellenprobleme<br />
zur Folge hat.<br />
Im Folgenden sind die kurz- bis langfristigen<br />
Marktperspektiven der wichtigsten Speicher -<br />
an wendungen im Wärmenetz zusammengefasst:<br />
5.5.1. Saisonale Großspeicher<br />
Große Erdbeckenwärmespeicher sind ein integrales<br />
Element in zentralen Fernwärmenetzen, um als<br />
multivalente „Wärmesammler“ Energie aus verschiedenen<br />
Quellen zu speichern (Solarwärme,<br />
Abwärme, KWK, etc.). Die saisonale Speicherung<br />
im Wärmenetz ist wichtig, da im Sommer oft<br />
ausreichend Wärmequellen zur Verfügung stehen,<br />
die Wärmenachfrage allerdings im Winter am<br />
höchsten ist. Wegen hoher Investitionskosten und<br />
großem Flächenbedarf sind saisonale Großspeicher<br />
kurzfristig nur schwer realisierbar, haben aber<br />
langfristig mit steigendem Anteil erneuerbarer<br />
Energie große Bedeutung, vor allem für die ganzjährige<br />
Nutzung von Solarwärme. Dabei sind auch<br />
neue Geschäftsmodelle in Zukunft möglich. In<br />
Dänemark gibst es bereits jahrelange Erfahrungen<br />
im Betrieb von großen Erdbeckenwärmespeichern,<br />
die bei der Umsetzung in Österreich berücksichtigt<br />
Die Experten haben die Fragestellungen der <strong>Speicherinitiative</strong><br />
eingehend analysiert. (Foto: Roger Hackstock)<br />
werden sollten. Setzen sich durch Niedrigenergiesiedlungen,<br />
Anergienetze etc. langfristig Wärmenetze<br />
mit niedrigeren Temperaturen durch, steigt<br />
die Wirtschaftlichkeit der Großspeicher. Saisonale<br />
Großspeicher können auch als Erdsondenfelder<br />
oder Grundwasserleiter ausgeführt werden, erste<br />
Pilotanlagen wurden im Ausland bereits umgesetzt<br />
(z.B. Drake Landing in Kanada).<br />
5.5.2. Großwasserspeicher<br />
bei Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen<br />
Großwasserspeicher bei KWK-Anlagen an der<br />
Schnittstelle von Strom-, Gas- und Wärmenetzen<br />
sind bereits heute etabliert und werden an Bedeutung<br />
weiter zunehmen. Sie dienen der kurzfristigen<br />
energiewirtschaftlichen Optimierung und dem<br />
Lastmanagement bei der Wärmeerzeugung.<br />
Die Speicherdauer beträgt Stunden bis Tage, bei<br />
Speichertemperaturen bis zu 95° C werden drucklose<br />
Speicherbehälter eingesetzt. Diese sind die<br />
bislang wirtschaftlichsten Speicher, die einfach in<br />
Wärmenetzstrukturen integrierbar sind. Sollten<br />
sich Niedrigenergiesiedlungen, Anergienetze, etc.<br />
und damit Wärmenetze mit niedrigeren Temperaturen<br />
durchsetzen, würden drucklose Speicher<br />
ausreichend sein. Sind höhere Temperaturen von<br />
120 bis 180 ° C im Netz erforderlich, werden<br />
druckbehaftete Speicherbehälter eingesetzt, die<br />
Investitionskosten liegen höher als bei drucklosen<br />
Speichern. Eine Variante sind auch Zwei-Zonen-<br />
Speicher, welche beide Technologien kombinieren.<br />
Diese Technologie wird jedoch eher als nicht zukunftsfähig<br />
eingestuft. Die langfristige Marktperspektive<br />
von Druckspeichern ist jedenfalls von der<br />
Entwicklung der künftigen Temperatur- und<br />
Druckniveaus im Netz abhängig <strong>–</strong> sinken diese,<br />
werden Druckspeicher weniger notwendig.<br />
Abschlussbericht der <strong>Speicherinitiative</strong> <strong>–</strong> Startphase <strong>–</strong> Detailbericht<br />
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