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Das Stadtgespräch August 2016

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OLYMPISCHE SPIELE <strong>2016</strong> UND RÜCKBLICK 1972<br />

OLYMPISCHE SPIELE <strong>2016</strong> UND RÜCKBLICK 1972<br />

Friede, Freundschaft, Fairness<br />

Aus Rheda-Wiedenbrück wird<br />

diesmal nur der eine oder andere<br />

Zaungast anreisen. 1972 war das<br />

anders: Der 16-jährige Norbert<br />

Südhaus aus Wiedenbrück, durchtrainiert<br />

und sportlich,<br />

war ganz aktiv<br />

bei den Spielen in<br />

München dabei:<br />

Als Teilnehmer des<br />

olympischen Jugendlagers und als<br />

Fake des Jahrhunderts, mit dem<br />

er Sportgeschichte geschrieben<br />

hat – unsportlich, aber bis heute<br />

legendär...<br />

»Ihr werdet mich nachher im Fernsehen<br />

sehen«, kündigte er seiner<br />

Familie an, das klingt bescheidener,<br />

als es war, denn die Olympischen<br />

Spiele von München bannten<br />

ein Millionenpublikum vor<br />

den Fernsehern der ganzen Welt.<br />

Bejubelt von 80.000 Zuschauern<br />

im großen, legendären Olympiastadion,<br />

von Fotografen und Fernsehkameras<br />

in alle Welt geschickt,<br />

lief der Schüler in Läuferkleidung<br />

mit selbst gemalter Startnummer<br />

72 ein – als Sieger des Marathons,<br />

der er allerdings nicht war. Kurz<br />

vor dem Stadion war er über die<br />

Absperrung geklettert, um sich<br />

noch vor dem US-amerikanischen<br />

Champion Frank Shorter auf die<br />

Strecke zu schmuggeln. Er lief<br />

ungehindert in das Stadion für<br />

die letzte Runde, mit perfektem<br />

Timing, nämlich genau 50 Sekunden<br />

vor Shorter, so dass er<br />

bereits die Kurve erreicht hatte,<br />

bevor der eigentliche Gewinner<br />

im Stadion zu sehen war. Er wurde<br />

bejubelt und angefeuert, bis die<br />

Sicherheitskräfte an der Bahn die<br />

Mogelei durchschauten, auf die<br />

Bahn stürzten und ihn festsetzen.<br />

»That’s not Frank, that’s not<br />

Frank« kommentierten die Fernsehkommentatoren<br />

der USA, die<br />

ihren dunkelhaarigen Landsmann<br />

mit Oberlippenbart erwarteten<br />

und nicht wiedererkannten in<br />

diesem blonden, bartlosen jungen<br />

Typen. Noch irritierter war allerdings<br />

die Nummer 1 selbst: Als<br />

Frank Shorter als erster Marathonteilnehmer<br />

aber als zweiter Mann<br />

in die Runde lief, empfing ihn erst<br />

Totenstille und dann ein Stadion<br />

voller Aufruhr mit<br />

Pfiffen, Buh- und<br />

Protestrufen, die<br />

er logischerweise<br />

zunächst auf sich<br />

bezog. <strong>Das</strong>s das Publikum auf<br />

den Wiedenbrücker reagierte, der<br />

gerade abgeführt wurde, konnte<br />

er nicht wissen. Er war irritiert,<br />

auch über aufmunterte Rufe des<br />

Publikums wie »mach Dir keine<br />

Sorgen, Frank!«, er sah geradezu<br />

verängstigt aus, so dass die amerikanischen<br />

Kommentartoren ihn<br />

in seinem Sieg bestärkten und<br />

den Fake geißelten: »Holt den<br />

raus (gemeint ist Südhaus) aus<br />

der Bahn!«. Aber es lässt sich nicht<br />

beschönigen: Frank Shorter, der in<br />

bewundernswerter Kondition die<br />

42,195 Marathon-Kilometer mit<br />

seiner Bestzeit von 2:10:30 beendete,<br />

war um den Höhepunkt<br />

seiner sportlichen Laufbahn betrogen.<br />

Dabei hätte ein Triumph<br />

gerade in München, seiner Geburtsstadt,<br />

seine Läuferkarriere<br />

geadelt. Frank Shorter gilt noch<br />

heute als Begründer der US-amerikanischen<br />

Laufkultur als Breitensport.<br />

Mit Norbert Südhaus<br />

hat er nur einmal telefoniert, zu<br />

einem vereinbarten Treffen sei<br />

der nicht erschienen, womöglich<br />

aus Scham, meinte Shorter noch<br />

2012 in einem Fernsehinterview<br />

des Bayerischen Rundfunks: »Ich<br />

glaube, er weiß, dass er einen Fehler<br />

gemacht hat.«<br />

Südhaus selbst sagte nach seinem<br />

Auftritt, dass ihn »die traurige<br />

Stimmung, die sich nach der<br />

Geiselnahme von München fünf<br />

Tage zuvor breitgemacht habe«,<br />

zu seiner Aktion veranlasst hätte,<br />

später schrieb er einen Entschuldigungsbrief<br />

an Frank Shorter,<br />

der aber bis heute unbeantwortet<br />

blieb ...<br />

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