Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />
MICROLIVING IM SCHUHKARTON<br />
Wohnungsnot verschlafen<br />
Wohnungssuchende mit eingeschränktem<br />
Mietbudget befinden<br />
sich in Rheda-Wiedenbrück in einer<br />
Notsituation. Denn bezahlbarer<br />
Wohnraum ist sehr knapp<br />
geworden. Auch der Anteil frei<br />
verfügbarer öffentlich geförderter<br />
Wohnungen für Personen mit<br />
Sozialwohnungsberechtigung ist<br />
gering.<br />
Besonders schwer haben es allein<br />
lebende junge Leute und Alleinerziehende.<br />
Die bauliche Antwort<br />
darauf, dass über 50 Prozent<br />
der Haushalte Singlehaushalte<br />
sind, hat Rheda-Wiedenbrück<br />
noch nicht gefunden. Singles<br />
machen aus ihrer Not oftmals<br />
eine Tugend, indem sie teilweise<br />
auf 20 bis 25 Quadratmetern<br />
»microliving« betreiben – wie<br />
es neudeutsch fürs Wohnen im<br />
Schuhkarton heißt. Aber auch der<br />
Bedarf an bezahlbaren, größeren<br />
Wohnungen für Familien wächst.<br />
Wachsende Wohnungsnot<br />
in Rheda-Wiedenbrück<br />
»Jeder zweite Haushalt in Nordrhein-Westfalen<br />
hat Anspruch<br />
auf öffentlich geförderten Wohnraum.<br />
Die Situation ist in Rheda-<br />
Wiedenbrück aller Voraussicht<br />
nach ähnlich.<br />
Der Bedarf an preiswertem Wohnraum<br />
wächst. Waren es im Jahr<br />
2007 noch 450 Rheda-Wiedenbrücker<br />
Haushalte, die entsprechenden<br />
Wohnraum suchten, so<br />
standen am 12.7.<strong>2016</strong> 929 Haushalte<br />
mit 1988 Angehörigen als<br />
wohnungssuchend auf der Warteliste.<br />
Davon bestehen 222 Haushalte<br />
aus Senioren. Die meisten<br />
Haushalte (442 insgesamt) sind<br />
Single-Haushalte. Im Vergleich<br />
zum ersten Quartal <strong>2016</strong> mit 828<br />
Haushalten bedeutet das einen<br />
Zuwachs von 101 Haushalten bzw.<br />
12 Prozent.<br />
Am 31.12.2013 befanden sich im<br />
Stadtgebiet von Rheda-Wiedenbrück<br />
rund 1000 öffentlich<br />
geförderte Wohnungen. Dieses<br />
entspricht zirka 5 % des gesamten<br />
Wohnungsbestandes.<br />
Die Tendenz ist abnehmend. Parallel<br />
steigt die Nachfrage nach bezahlbarem<br />
Wohnraum. Der Grund<br />
ist einfach: Die Renditen bei frei<br />
finanziertem Wohnungsbau sind<br />
deutlich höher als im öffentlich<br />
geförderten Wohnungsbau.<br />
Kein Wunder, dass Investoren ihr<br />
Kapital gern im frei finanzierten<br />
Wohnungsbau anlegen. Die Situation<br />
verschärft sich zusätzlich,<br />
weil in Rheda-Wiedenbrück der<br />
Schöne, bezahlbare Wohnungen am Pestalozziweg nach der Modernisierung<br />
Wettbewerb nach preiswertem<br />
Wohnraum deutlich höher ist,<br />
als in anderen Regionen. Neben<br />
den üblichen Mietern sind in der<br />
Doppelstadt zusätzlich tausende<br />
Werkvertragsarbeiter und ihre Familien<br />
auf der Wohnungssuche.<br />
Zu hohe Grundstückspreise<br />
Aber auch schon die Suche nach<br />
passenden Grundstücken für den<br />
sozialen Wohnungsbau stellt sich<br />
als große Herausforderung dar.<br />
»Die Gründe liegen an der derzeitig<br />
angespannten Marktlage und<br />
den daraus resultierenden hohen<br />
Grundstückspreisen. Die Berücksichtigung<br />
sozial ausgerichteter<br />
Wohnungsunternehmen bei der<br />
Vergabe von Grundstücken (nicht<br />
nur an Höchstbietende) könnte<br />
langfristig das Wohnungsangebot<br />
im unteren Preissegment sichern<br />
und verstärken«, schreibt<br />
die Kommunale Haus & Wohnen<br />
GmbH (KHW) auf ihrer Homepage.<br />
Starre Bebauungspläne<br />
Bauliche Auflagen wie die begrenzte<br />
Anzahl von Geschossen<br />
und Wohneinheiten bei vielen Bebauungsplänen,<br />
starre Stellplatzverordnungen<br />
bzw. der kostenintensive<br />
Bau von Tief-Garagen, die<br />
Erhöhung der Grunderwerbsteuer<br />
in NRW zum 1.1.2015 sowie die seit<br />
Jahresbeginn verschärfte Energieeinsparverordnung<br />
hemmen<br />
zusätzlich mögliche Bauvorhaben<br />
und steigern die Baukosten<br />
erheblich. Bei einer Kaltmiete von