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Das Stadtgespräch August 2016

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28 <strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />

MICROLIVING IM SCHUHKARTON<br />

Wohnungsnot verschlafen<br />

Wohnungssuchende mit eingeschränktem<br />

Mietbudget befinden<br />

sich in Rheda-Wiedenbrück in einer<br />

Notsituation. Denn bezahlbarer<br />

Wohnraum ist sehr knapp<br />

geworden. Auch der Anteil frei<br />

verfügbarer öffentlich geförderter<br />

Wohnungen für Personen mit<br />

Sozialwohnungsberechtigung ist<br />

gering.<br />

Besonders schwer haben es allein<br />

lebende junge Leute und Alleinerziehende.<br />

Die bauliche Antwort<br />

darauf, dass über 50 Prozent<br />

der Haushalte Singlehaushalte<br />

sind, hat Rheda-Wiedenbrück<br />

noch nicht gefunden. Singles<br />

machen aus ihrer Not oftmals<br />

eine Tugend, indem sie teilweise<br />

auf 20 bis 25 Quadratmetern<br />

»microliving« betreiben – wie<br />

es neudeutsch fürs Wohnen im<br />

Schuhkarton heißt. Aber auch der<br />

Bedarf an bezahlbaren, größeren<br />

Wohnungen für Familien wächst.<br />

Wachsende Wohnungsnot<br />

in Rheda-Wiedenbrück<br />

»Jeder zweite Haushalt in Nordrhein-Westfalen<br />

hat Anspruch<br />

auf öffentlich geförderten Wohnraum.<br />

Die Situation ist in Rheda-<br />

Wiedenbrück aller Voraussicht<br />

nach ähnlich.<br />

Der Bedarf an preiswertem Wohnraum<br />

wächst. Waren es im Jahr<br />

2007 noch 450 Rheda-Wiedenbrücker<br />

Haushalte, die entsprechenden<br />

Wohnraum suchten, so<br />

standen am 12.7.<strong>2016</strong> 929 Haushalte<br />

mit 1988 Angehörigen als<br />

wohnungssuchend auf der Warteliste.<br />

Davon bestehen 222 Haushalte<br />

aus Senioren. Die meisten<br />

Haushalte (442 insgesamt) sind<br />

Single-Haushalte. Im Vergleich<br />

zum ersten Quartal <strong>2016</strong> mit 828<br />

Haushalten bedeutet das einen<br />

Zuwachs von 101 Haushalten bzw.<br />

12 Prozent.<br />

Am 31.12.2013 befanden sich im<br />

Stadtgebiet von Rheda-Wiedenbrück<br />

rund 1000 öffentlich<br />

geförderte Wohnungen. Dieses<br />

entspricht zirka 5 % des gesamten<br />

Wohnungsbestandes.<br />

Die Tendenz ist abnehmend. Parallel<br />

steigt die Nachfrage nach bezahlbarem<br />

Wohnraum. Der Grund<br />

ist einfach: Die Renditen bei frei<br />

finanziertem Wohnungsbau sind<br />

deutlich höher als im öffentlich<br />

geförderten Wohnungsbau.<br />

Kein Wunder, dass Investoren ihr<br />

Kapital gern im frei finanzierten<br />

Wohnungsbau anlegen. Die Situation<br />

verschärft sich zusätzlich,<br />

weil in Rheda-Wiedenbrück der<br />

Schöne, bezahlbare Wohnungen am Pestalozziweg nach der Modernisierung<br />

Wettbewerb nach preiswertem<br />

Wohnraum deutlich höher ist,<br />

als in anderen Regionen. Neben<br />

den üblichen Mietern sind in der<br />

Doppelstadt zusätzlich tausende<br />

Werkvertragsarbeiter und ihre Familien<br />

auf der Wohnungssuche.<br />

Zu hohe Grundstückspreise<br />

Aber auch schon die Suche nach<br />

passenden Grundstücken für den<br />

sozialen Wohnungsbau stellt sich<br />

als große Herausforderung dar.<br />

»Die Gründe liegen an der derzeitig<br />

angespannten Marktlage und<br />

den daraus resultierenden hohen<br />

Grundstückspreisen. Die Berücksichtigung<br />

sozial ausgerichteter<br />

Wohnungsunternehmen bei der<br />

Vergabe von Grundstücken (nicht<br />

nur an Höchstbietende) könnte<br />

langfristig das Wohnungsangebot<br />

im unteren Preissegment sichern<br />

und verstärken«, schreibt<br />

die Kommunale Haus & Wohnen<br />

GmbH (KHW) auf ihrer Homepage.<br />

Starre Bebauungspläne<br />

Bauliche Auflagen wie die begrenzte<br />

Anzahl von Geschossen<br />

und Wohneinheiten bei vielen Bebauungsplänen,<br />

starre Stellplatzverordnungen<br />

bzw. der kostenintensive<br />

Bau von Tief-Garagen, die<br />

Erhöhung der Grunderwerbsteuer<br />

in NRW zum 1.1.2015 sowie die seit<br />

Jahresbeginn verschärfte Energieeinsparverordnung<br />

hemmen<br />

zusätzlich mögliche Bauvorhaben<br />

und steigern die Baukosten<br />

erheblich. Bei einer Kaltmiete von

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