Lebenslust Gottingen - Herbst 2016

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50 LESEN lebenslust:gö DAGMAR VON CRAMM Genuss aus der Heimat Immer mehr Menschen entscheiden sich heutzutage für eine nachhaltige Lebensweise. Und dazu gehört auch eine gesunde Ernährung mit regionalen und saisonalen Produkten. Mit über 250 Rezepten, die mal einfach und schnell, mal besonders und überraschend sind, zeigt die Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm, wie man im Alltag bewusster mit Lebensmitteln umgehen kann, ohne auf Genuss zu verzichten. Das Kochbuch führt mit vielen saisonalen Zutaten durch das kulinarische Jahr. So stehen beispielsweise im Herbst Kürbis, Pilze, Quitten und Pflaumen, gefüllte Ente, Braten und Wild auf dem Speiseplan. Der kulinarische Winter bietet regionale Produkte wie Rübchen, Süßkartoffeln und Kohl. Gänsebraten und sanft geschmortes Fleisch duften herrlich und wechseln sich ab mit süßen Hauptgerichten. Jede Jahreszeit hat ihren kulinarischen Reiz. Die Autorin möchte dabei unterstützen, den Alltag bewusst zu gestalten: Regional und saisonal Einkaufen, energiesparend Kochen, Verzicht auf Fleisch aus industrieller Tierhaltung, auf Fische aus überfischten Beständen, auf lange Transportwege und Fertigprodukte – so kann jeder einen Beitrag leisten. 288 Seiten, ca. 400 Farbfotos, Format 21,0 x 26,5 cm, Hardcover, GU Themenkochbuch, ISBN: 978-3-8338-5447-7, 19,99 € NINA VALDIVIA, JÖRG MITZKAT Kartoffelfeuer und Weserlachs Heimat kann man schmecken: Dieses Buch enthält Wissenswertes über die Vielfalt unserer täglichen Speisen sowie traditionelle und moderne Rezepte mit leckeren Zutaten, die im Weserbergland erzeugt werden. Die Rückbesinnung auf althergebrachte Speisen mit regionalen Lebensmitteln stellt eine Alternative zu den Produkten der industriellen Landwirtschaft dar. Zudem bieten die überlieferten Rezepte mit traditionell hergestellten Zutaten Geschmackserlebnisse, die eine Wiederentdeckung lohnen. Geschichten über jahrhundertealte Bräuche und Feiern aus der Weser-Solling-Region zeigen, dass Essen vor allem auch eine Sache der Gemeinschaft und des geselligen Beisammenseins war und nach wie vor ist. Doch wie kommen Nahrungsmittel von Aal bis Zucker in die regionalen Küchen? Auch diese Frage wird in diesem liebevoll gestalteten Buch nachgegangen. In den Texten werden Herkunft, Geschichte und Tradition von Kaffee & Co. kurz und prägnant aufgezeigt. Die zahlreichen, oft großformatige Bilder regen die Lust auf das Weserbergland und seine Köstlichkeiten wie Welfenspeise, Kritze-Kratze oder Forelle in Bärlauch an und laden zum Nachkochen ein. 96 Seiten, Hardcover, Format 21 x 30 cm, Verlag Jörg Mitzkat, ISBN 978-3-940751-45-4, 19,80 € CHRISTIAN LEIBER, H.‐D. RHEINLÄNDER, M. RHEINLÄNDER Im Aufwind des Ith Der niedersächsische Höhenzug Ith ist einer der bekanntesten Segelflugplätze Deutschlands. Dieser informative Bildband beleuchtet die fast 90-jährige facettenreiche Geschichte des Flugbetriebs auf dem Ith. Es ist ein Buch über die Geschichte und Faszination des Fliegens. Daneben wird aber auch deutlich, dass gerade die Fliegerei von den Entwicklungen der Zeitgeschichte betroffen ist. Schon wenige Jahre nach den abenteuerlichen ersten Versuchen von Flugpionieren auf den Ithwiesen nahmen die Nationalsozialisten das Gelände in ihren Besitz und installierten dort eine Segelflugschule, die im Laufe der Jahre zur »Reichssegelflugklubschule« ausgebaut wurde. In den 1950er-Jahren ?wurde schließlich das alliierte Flugverbot für Deutschland gelockert und es begann wieder ein normaler Flugbetrieb. 160 Seiten, 277 Abb., teilw. in Farbe, gebunden, Format 21 x 30 cm, Verlag Jörg Mitzkat, ISBN 978-3-95954-011-7, 19,80 € MICHAEL PANTENIUS Die Weinstraße Saale‐Unstrut Als Weinliebhaber muss man nicht immer Richtung Süden fahren, um an gute Tropfen zu gelangen. Mitten in Sachsen-Anhalt finden sich Weinstandorte mit jahrhundertealter Tradition, kann man in einer landschaftlich schönen, an historischen Bauten reichen Umgebung erlesene Kreszenzen genießen. In neun detailliert beschriebenen Touren lädt der Autor dazu ein, die Weinstraße Saale-Unstrut – mit der Weinstraße Mansfelder Seen und der Weinroute an der Weißen Elster – kennenzulernen. Der reich bebilderte und mit Karten versehene Reiseführer enthält neben den Routenvorschlägen zu den lokalen Weingütern und Sehenswürdigkeiten ein Wein-ABC, Hinweise auf regionale Feste sowie Tipps zur Übernachtung und Gastronomie. 4. aktualisierte Auflage, 192 S., KlBi., zahlr. Farbabb., inkl. Kartenmaterial, Mitteldeutscher Verlag, ISBN 978-3-89812-843-9, 9,95 € UWE GERIG Die 99 besonderen Harz Seiten der Region Wo streckte eine Prinzessin den Leuten die Zunge heraus? Von wo starten die Hexen in der Walpurgisnacht zum Flug auf den Brocken? Was ließ der Erfinder des Kräuterbitters „Schierker Feuerstein“ auf seinem Grabstein in Schierke vermerken? Diese und andere besondere Fragen beantwortet der Autor, der das nördlichste Mittelgebirge Deutschlands bis in den letzten Winkel kennt, oft mit Augenzwinkern. Sehenswürdigkeiten abseits der bekannten Touristenrouten werden ebenso vorgestellt wie Orte, an denen während der jahrzehntelangen Teilung des Harzes durch Mauern und Sperranlagen Schreckliches geschehen ist. 160 S., Br., 13,5 x 20,5 cm, mit Farbabb. Mitteldeutscher Ver., ISBN 978-3-95462-219-1, 9,99 €
lebenslust:gö KULTUR 51 Der LogenPlatz Der Autor ist weder Germanist, noch gelernter Schauspieler oder gar Theaterkritiker, sondern einfach Jurist. Seine Überlegungen zu den Göttinger Theateraufführungen, die wir an dieser Stelle regelmäßig veröffentlichen, verstehen sich daher nicht als Expertise. Es handelt sich vielmehr um die persönlichen Eindrücke eines „ganz normalen Zuschauers“. ❜❜ Sidlers Diskussionsanreger❛❛ Auch in seiner dritten Saison am Deutschen Theater in Göttingen verlangt Intendant Erich Sidler dem Zuschauer einiges ab – mehr noch: er möchte sogar „Gewicht auflegen“. Das Theater soll hauptsächlich den Diskurs anregen, es soll Fragen stellen, den Zuschauer sensibilisieren und gleichzeitig verunsichern“, dieses Credo seines Intendanten hat das Göttinger Theaterpublikum bereits in den letzten zwei Spielzeiten kennenlernen dürfen. Tabus sind dem 51-jährigen Schweizer dabei fremd. Er thematisiert das, was besprochen werden muss. In diesem Sinne gibt es auch in der kommenden Spielzeit wieder Themenschwerpunkte, unter denen die Stücke mehrheitlich eingeordnet werden können. „Liebe und Beziehung“, „Politik und Gesellschaft“, „Komödie, Unterhaltung und Musiktheater“ sowie schließlich Aufführungen, die sich direkt an das Göttinger Publikum richten, erwarten uns ab dem 10. 9. 2016, wenn mit dem Singspiel „Im Weißen Rössl“ der Startschuss fällt. Augenzwinkernd befasst sich diese Inszenierung mit dem „Clash of Cultures“, während der Sommerfrische am Wolfgangsee. Unter der musikalischen Leitung von Michael Frey und der Regie von Tobias Born gestaltet sich der Start dieses Mal also anders als in den beiden vorangegangenen Jahren, als mit den „Schutzbefohlenen“ und „Homo Empathicus“ eher schwere Kost auf dem Programm stand, eher leicht und vergnüglich. Ein weiteres Stück aus dem Themenbereich Musik und Komödie ist das Musical „Shockheaded Peter“, welches nach Vorbild des Struwwelpeter die Abgründe der Erwachsenenwelt musikalisch aufarbeitet (11. 3. 2017) und unter „Junk Opera“ firmiert. Kriminalistisch und ein wenig gruselig, aber dennoch dem Unterhaltungssektor zuzuordnen, ergänzt die „Falsche Schlange“ von Alan Ayckbourn dieses Genre. Vom gleichen Autor stammt „Familiengeschäfte“ (5. 11. 2016), das im Stile einer Farce mit turbulenter, sehr grotesker Sprache das korrupte Finanzsystem anprangert. Und natürlich darf auch ein Weihnachtsmärchen nicht fehlen. „Josef und Maria“ (22. 10. 2016) von Peter Turrini erzählt die Geschichte einer Putzfrau und eines Nachtwächters, die sich aufgrund jahreszeitlich bedingter Sentimentalitäten näherkommen. Etwas mehr zur Sache geht es im Themenbereich Liebe und Beziehungen. Hier erwartet den Zuschauer vor allen Dingen die Mutter des Beziehungsdramas „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ von Edward Albee (14. 9. 2016). Am 18. 11. 2016 folgt „Irrungen und Wirrungen“ von Theodor Fontane, am 30. 12. 2016 schließlich verbindet Arthur Millers „Ein Blick von der Brücke“ die Themen Eifersucht und illegale Einwanderung. „Ein Monat auf dem Lande“ von Ivan Turgenev (6. 5. 2017) schließlich beschreibt die eigentümlichen Effekte, die ein junger Student auf die gelangweilt-schwüle Hitze einer Gruppe Sommerfrischler haben kann. In einem dritten Schwerpunkt der Saison werden politische und gesellschaftliche Themen bearbeitet, wobei besonders Schillers „Don Karlos. Infant von Spanien“ (19. 11. 2016) und „Antigone“ von Sophokles (23. 2. 2017) die Freunde des klassischen Theaters ansprechen. Vertreten sind hier auch Themen aus der NS-Zeit, so die Uraufführung von Gernot Grünewalds „Kindheit in der NS-Zeit“, welche dem Zuschauer die Frage stellt, was wäre, wenn er damals gelebt hätte. Etwas grotesker präsentiert sich „Mein Kampf“ von George Tabori (24. 9. 2016), in dem die rhetorische gesellschaftliche Ausbildung Adolf Hitlers durch zwei junge Juden im Vordergrund steht. Mit „Arisierung“ von Gesine Schmidt (14. 1. 2017) erwartet das Publikum eine Uraufführung um die Enteignung jüdischer Geschäftsleute in und um Göttingen. Letzteres leitet über zu den Stücken, die einen spezifischen Bezug zur Stadt Göttingen haben. Eine weitere Uraufführung, nämlich „Sofia“ von Anna Jelena Schulte (22. 12. 2016), befasst sich mit Sofia Kowalewskaja, der ersten Mathematikprofessorin Europas, die in Göttingen promoviert hat. Mit „Peak White“ von Kevin Rittberger (30. 9. 2016) wird dieser Themenkomplex durch eine weitere Uraufführung ergänzt. Wer pflegt die deutsche Kultur? Wie wird sich unsere Gesellschaft wandeln? Sind es am Ende nur noch die Burschenschaften, in denen Deutschland existiert? Peak White geht Ängsten und Feindbildern nach und versucht, die Gegenwart aus der Zukunft zu betrachten. Insgesamt 25 Premieren und 17 Wiederaufnahmen (natürlich Romeo und Julia, Franky Boy, Romulus der Große und viele andere), stehen 2016/2017 an und lassen – hoffen wir’s – auch Erich Sidlers 3. Saison am Deutschen Theater wieder zu einem bunten Strauß von verschiedensten Themen und Diskussionsanregungen werden. Freuen wir uns auf spannende Anregungen und einen gegensätzlichen Diskurs! ■
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