Lebenslust Gottingen - Herbst 2016
Lebenslust Göttingen, das Magazin für Kunst & Kultur, Shopping, Genuss und mehr. Von der Weser bis zum Harz.
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66 ZU GUTER LETZT lebenslust:gö<br />
Der alltägliche Wahnsinn ‒ schöne heile Welt?<br />
Do you sprech Denglisch?<br />
Auf der To-Do-Liste jedes coolen Hipsters<br />
darf ein Bodyworkout mit anschließendem<br />
Relaxen nicht fehlen.<br />
Und wenn man dabei nicht phonen kann,<br />
sollte man zumindest regelmäßig die Mails<br />
checken – dabei aber das Chillen nicht vergessen,<br />
ansonsten ist die Work-Life-Balance<br />
nicht ok.<br />
Noch vor wenigen Jahren wären Mitbürger,<br />
die sich auf diese Weise verständlich<br />
machen wollten,<br />
Kandidaten für einen längeren<br />
Zwangsaufenthalt in der<br />
Abteilung Milchglasfenster<br />
gewesen. In unserer heutigen<br />
Gesellschaft hingegen ist eine<br />
derartige Ausdrucksweise<br />
mehrheitsfähig. Wir stehen<br />
mittlerweile derartig unter<br />
dem pau-senlosen Dauerbeschuss<br />
schwachsinniger Werbetexte<br />
und grenzdebiler<br />
Radiosendungen – Entschuldigung,<br />
wir werden nonstop<br />
vollgeflasht –, dass uns der<br />
Blödsinn, mit dem wir tagtäglich konfrontiert<br />
werden, gar nicht mehr auffällt.<br />
Dabei sind nur knapp 4 Prozent der im<br />
Duden aufgelisteten Wörter solche mit<br />
„Migrationshintergrund“. Trotzdem ist noch<br />
nicht einmal ein alltäglicher Speiseplan auf<br />
Deutsch denkbar. Der modere Mensch von<br />
heute startet vielmehr mit dem „Coffee to go“,<br />
was früher, ganz ohne Beteiligung des afrikanischen<br />
Landes, ein Kaffee „auf die Hand“<br />
oder – weniger metaphorisch – „zum Mitnehmen“<br />
gewesen wäre. Danach gibt es dann<br />
einen Lunch oder – wenn das Ganze etwas<br />
früher stattfindet – einen Brunch, die unselige<br />
Verquickung der beiden Wörter „Breakfast“<br />
und „Lunch“, bevor man sich dann<br />
abends auf ein Date begibt, am besten im<br />
hippen neuen Club, dort gibt es nämlich „All<br />
you can eat“.<br />
Dass eine Vielzahl dieser Mischwörter weder<br />
im Deutschen noch in der englischen Ausgangssprache<br />
irgendeinen Sinn machen,<br />
scheint nebensächlich. Das Wort „Handy“ z. B.<br />
ist in englischsprachigen Hoheitsgebieten<br />
schlicht unverständlich. Das Mobiltelefon<br />
heißt dort – Überraschung! – mobile phone.<br />
Ein echter Anglizismus wäre hier also ein Germanismus<br />
gewesen. Derartiges war aber<br />
wohl nicht gewollt, was dann das Kunstwort<br />
„Handy“ auf den Plan rief. Gleichermaßen<br />
sinnlos ist der Werbespruch – besser: Slogan<br />
–„Come in and find out“ einer größeren Parfümeriekette,<br />
fordert er doch den Kunden lediglich<br />
dazu auf, dass<br />
Geschäft zu betreten und<br />
hernach wieder heraus zu<br />
finden. Der eigentliche Sinn<br />
der Werbung, nämlich den<br />
Konsumenten zum Kauf zu<br />
bewegen, bleibt auf der<br />
Strecke. Vor solch hochgradig<br />
sinnfreien Glanzleistungen<br />
moderner Sprachschaffender<br />
gerät die mittlerweile<br />
handelsübliche deutsche<br />
Konjugation fremdsprachiger<br />
Verben und der damit<br />
verbundene linguistische Irrsinn<br />
nur mehr zur Randnotiz.<br />
Ich vote, du votest, er votet, wir voten, ihr<br />
votet, sie voten – warum wählen die nicht<br />
einfach? Ist es so wichtig, Wörter zu verwenden,<br />
die sowohl im Deutschen als auch im<br />
Englischen unverständlich sind?<br />
Natürlich muss nicht alles eingedeutscht werden.<br />
Es ist nichts dagegen einzuwenden,<br />
wenn weiterhin gechattet wird. Das „Netzplaudern“<br />
hört sich ebenso fremd an wie<br />
„Prallkissen“ für Airbag. Und selbstverständlich<br />
sind auch Computer und Internet (Weltnetz<br />
hört sich strange an) unverzichtbar,<br />
ebenso wie das Foul für den beinharten Innenverteidiger.<br />
Dennoch: Niemand, der seine fünf Sinne beisammen<br />
hat, wird einem Engländer klar machen<br />
können, dass in einem „Back-Shop“ Brot<br />
verkauft wird und eben kein menschlicher<br />
Rücken. Und selbst der Anglizismus des Jahres<br />
2015 scheint nachdenkenswert: „Refugees<br />
welcome“ dürfte kaum ein Grundstock<br />
für eine unfallfreie deutsche Sprache sein, die<br />
für die Integration unerlässlich ist. ■<br />
Impressum<br />
lebenslust:gö<br />
Das Magazin für Kunst & Kultur, Shopping,<br />
Genuss und mehr<br />
HERAUSGEBER<br />
Rita Wagner, Werner P. Rühling<br />
VERLAG<br />
CitiMedien Gesellschaft, Rita Wagner<br />
Hilsweg 28, 37081 Göttingen<br />
Telefon 0551.92959<br />
www.lebenslust-goe.de<br />
info@lebenslust-goe.de<br />
REDAKTION<br />
Rita Wagner (verantwortlich)<br />
AUTOREN<br />
Dr. Joachim Baur, Dr. Cornelie Hildebrandt, Christine<br />
Lendt, Insa Meyer, Jan Thomas Ockershausen,<br />
Werner P. Rühling, Dr. Egbert Schulz, Britta Stobbe,<br />
Tanja Uhde, Rita Wagner, Jan Sperhake<br />
FOTOS<br />
Bergbaumuseum Lautentals Glück, Kathrin Doepner,<br />
Dorothea Heise, Einbeck Marketing, Museum Friedland,<br />
Swen Pförtner, Rübeländer Tropfsteinhöhlen, GWG/Lokhalle,<br />
Hahnenklee Tourismus, Höhlenerlebniszentrum<br />
Bad Grund, Klostergut Wiebrechtshausen, Klostermarkt<br />
Walkenried, PS.Speicher, Werner P. Rühling, Stadtmarketing<br />
Duderstadt, Stadtmarketing Northeim, Stadmarketing<br />
Seesen, Britta Stobbe, Tierpark Sababurg,<br />
Salztal Paradies, Ulla Lüthje, Rita Wagner, Udo Wagner,<br />
Marco Warmuth, Weser Therme Bad Karlshafen, WerratalTherme,<br />
WRG Wirtschaftsförderung, Archiv<br />
LAYOUT<br />
Designbüro | Wagner<br />
ANZEIGEN / MARKETING<br />
Werner P. Rühling<br />
w.ruehling@lebenslust-goe.de<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 2/2014<br />
VERTRIEB<br />
Über Lesezirkel und an über 800 Standorten (Freizeit,<br />
Handel, Kultureinrichtungen, Gemeindeverwaltungen,<br />
Gastronomie, Hotels) sowie Direktverteilung: 2.000 Expl.<br />
gezielt an Haushalte in der Region<br />
DRUCK<br />
Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel<br />
AUFLAGE<br />
23.500 Exemplare<br />
ERSCHEINUNGSWEISE<br />
viermal im Jahr: März, Juni, September, Dezember<br />
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Nächster Erscheinungstermin: 1. Dezember <strong>2016</strong><br />
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