Die Jubiläumsausgabe - 15 Jahre wmd-brokerchannel.de
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INTERVIEW I <strong>15</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>wmd</strong>-<strong>brokerchannel</strong>.<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite führt <strong>de</strong>r individuelle Schutz aber zu langen Klärungszeiträumen. Wie<br />
immer im Leben gibt es diese bei<strong>de</strong>n Seiten einer Sache. Auch bei <strong>de</strong>r Leistungsdauer<br />
einer BU-Rente gibt es viele Illusionen. Zum einen haben Reaktivierungen einen starken<br />
Einfluss, beispielsweise bei psychischen Erkrankungen, die zum Glück nicht immer ein<br />
Dauerproblem bleiben. Zum an<strong>de</strong>ren wird unterschätzt, wie krank die Menschen eigentlich<br />
sind, wenn sie einen BU-Leistungsantrag stellen. Vielfach ist <strong>de</strong>r Beendigungsgrund für die<br />
Rentenzahlung ganz einfach das Ableben, beispielsweise in <strong>de</strong>r Gruppe mit schweren Herz/<br />
Kreislaufproblemen und fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Man diskutiert oft über die<br />
Fälle, wo jemand mit 50 Prozent so gera<strong>de</strong> BU ist, doch die Mehrheit hat wirklich schwere<br />
Erkrankungen. Denn in 60 Prozent <strong>de</strong>r Fälle, in <strong>de</strong>nen einem Kun<strong>de</strong>n eine BU anerkannt<br />
wird, wür<strong>de</strong> er gleichzeitig auch Erwerbsunfähigkeitsrente bekommen.<br />
Für einige Berufsarten ist die BU sehr viel teuer, für an<strong>de</strong>re <strong>de</strong>utlich günstiger<br />
gewor<strong>de</strong>n. Passen hier die Prämien?<br />
Michael Franke: Gehen wir einmal davon aus, dass die Prämien grundsätzlich stimmig<br />
sind. Was wir kritisieren ist aber, dass man das Kollektiv so weit auseinan<strong>de</strong>r zieht. Der<br />
Versicherungsgedanke be<strong>de</strong>utet, dass man durch Risikoausgleich einer großen Menge<br />
von Menschen bezahlbaren Versicherungsschutz bieten kann. <strong>Die</strong> Gretchenfrage ist also,<br />
ob beispielsweise alle 35 jährigen nichtrauchen<strong>de</strong>n Bäcker ohne Reisetätigkeit und mit<br />
Familienhintergrund ein Kollektiv darstellen o<strong>de</strong>r eben alle Erwerbstätigen das Kollektiv<br />
sind? Natürlich kann man heute die Kalkulation sehr weit herunter brechen und auf je<strong>de</strong>s<br />
einzelne Berufsbild abstellen. Zusätzlich kann man Hobbys, Rauchverhalten, familiäre Situation<br />
etc. einpreisen. Aber im Ergebnis bergen solch flache Kollektive auch für das Kollektiv<br />
selbst große Risiken, <strong>de</strong>nn schon leichte Abweichungen von <strong>de</strong>n kalkulierten Schä<strong>de</strong>n<br />
können bei einer solch zugespitzten Kalkulation zu Verlusten führen. Nach unseren<br />
Vorstellungen sollte man – auch in Sinne <strong>de</strong>r Stabilität – die Kollektive möglichst breit<br />
anlegen.<br />
Seit einiger Zeit gibt es eine geför<strong>de</strong>rte Variante <strong>de</strong>r Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />
Voraussetzung ist, die BU-Rente wird im Leistungsfall bis zum<br />
Ableben geleistet. Was ja für einen Teil <strong>de</strong>r Selbstständigen und Menschen<br />
mit geringen gesetzlichen Rentenansprüchen viel Sinn machen kann. Aber<br />
die Versicherungswirtschaft hat darauf nicht wirklich reagiert, auf was<br />
führen Sie das zurück?<br />
Michael Franke: Ganz einfach, <strong>de</strong>r Ansatz <strong>de</strong>s Gesetzgebers ist völlig praxisfern.<br />
Wir konnten zwar bei <strong>de</strong>r Umsetzung dieses Gesetzesentwurfs bewirken, dass neben<br />
<strong>de</strong>r BU auch die Erwerbsmin<strong>de</strong>rungsversicherung aufgenommen wur<strong>de</strong> und zwar in<br />
einer ähnlich <strong>de</strong>m gesetzlichen Muster entsprechen<strong>de</strong>n Definition. Was wir und an<strong>de</strong>re<br />
allerdings nicht abwen<strong>de</strong>n konnten, war die gefor<strong>de</strong>rte lebenslange Rentenleistung. <strong>Die</strong>se<br />
Produktgestaltung führt dazu, dass die Prämien min<strong>de</strong>stens bei 200 Prozent <strong>de</strong>s aktuellen<br />
Niveaus liegen. Je nach Berufsgruppe sogar noch darüber. Dass man so viel Geld in<br />
ein Produkt als Kun<strong>de</strong> investieren soll, das nur funktioniert wenn man krank wird, geht<br />
meiner Meinung nach völlig an einer sinnvollen Absicherung vorbei. Es scheint fast so,<br />
als hätte <strong>de</strong>r Gesetzgeber nicht im Sinn gehabt, tatsächlich einen Mehrwert zu schaffen,<br />
son<strong>de</strong>rn nur sein Image zu pflegen. Im Ergebnis fließen jetzt keine Steuermittel<br />
ab, <strong>de</strong>nn solche Verträge schließt kein vernünftiger Mensch ab. Wir haben die Politiker<br />
im Finanzausschuss vorher darüber informiert, dass diese Produkte für die meisten<br />
Menschen nicht bezahlbar sind. Aus Sicht eines Versicherers wür<strong>de</strong> ich auch kein Geld<br />
in ein aussichtsloses Produkt stecken. Es gibt längst viel bessere Lösungen. So kann<br />
man beispielsweise Berufsunfähigkeitsrisiken, Pflegerisiken und Langlebigkeitsrisiken<br />
<strong>Jubiläumsausgabe</strong> 2016<br />
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