Die Jubiläumsausgabe - 15 Jahre wmd-brokerchannel.de
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<strong>15</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>wmd</strong>-<strong>brokerchannel</strong>.<strong>de</strong> I INTERVIEW<br />
Quelle: © pixabay.com<br />
line in Vorfreu<strong>de</strong> auf die Lieferung <strong>de</strong>s Produktes. Haben Sie schon mal einen Versicherungskun<strong>de</strong>n<br />
erlebt, <strong>de</strong>r vor lauter Vorfreu<strong>de</strong> die Zusendung <strong>de</strong>r Police kaum erwarten<br />
konnte?<br />
Genau das ist das Problem. Daher sind Versicherungen eben kein Nachfrageprodukt,<br />
son<strong>de</strong>rn müssen aktiv verkauft wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong> mal die KFZ-Versicherung als ungeliebtes<br />
Pflichtprodukt kann eine nennenswerte Zahl von Online-Abschlüssen erzielen.<br />
<strong>Die</strong> gesetzliche Krankenversicherung ist damit sogar vergleichbar, aber <strong>de</strong>ren Online-<br />
Abschlusszahlen liegen drastisch unter <strong>de</strong>nen von KFZ. Das zeigt meines Erachtens das<br />
Potential!<br />
Aber die Versicherungsbranche an sich hat eine gewaltige Herausfor<strong>de</strong>rung vor sich, ihre<br />
Produkte überhaupt erstmal so attraktiv wirken zu lassen, dass sie aus eigenem Antrieb <strong>de</strong>r<br />
Kun<strong>de</strong>n aktiv nachgefragt wer<strong>de</strong>n. Nur dann klappt Online-Vertrieb in gleichem Maße wie<br />
heute <strong>de</strong>r vermittlergebun<strong>de</strong>ne Vertrieb.<br />
Und um ganz offen zu sein: Ich bezweifle, dass dies gelingen wird. Es sind und bleiben halt<br />
Versicherungen und die hat man eben, will sie aber nicht unbedingt haben.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft von Versicherungsmaklern und generell <strong>de</strong>s Versicherungsvertriebes?<br />
Thomas Adolph: Schwierig. Sie wer<strong>de</strong>n zerrieben zwischen sinken<strong>de</strong>n Vergütungen,<br />
steigen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nanfor<strong>de</strong>rungen und bürokratischen Aufwendungen, kombiniert<br />
mit hoher Kaufzurückhaltung und einem die Attraktivität <strong>de</strong>r Privaten Altersvorsorge<br />
generell massiv gefähr<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Marktumfeld.<br />
Wer hier künftig erfolgreich tätig sein will, muss seine Nische fin<strong>de</strong>n – wie auch immer diese<br />
aussieht. Nur dort dürfte künftig ein auskömmliches Geschäft als Spezialist machbar sein.<br />
<strong>Die</strong> Generalisten alter Prägung dürften es sehr schwer haben.<br />
Aber auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite bin ich auch optimistisch: Eben weil Versicherungen keine per se<br />
zum Kauf attraktiven Produkte sind, wird eine reine Online-Strategie <strong>de</strong>r Versicherungsgesellschaften<br />
nicht reichen. Auch die Online-Vergleichsportale wer<strong>de</strong>n hier nicht ausreichend<br />
sein, <strong>de</strong>nn auch diese leben von <strong>de</strong>r vom Kun<strong>de</strong>n ausgehen<strong>de</strong>n Bereitschaft zum Abschluss.<br />
<strong>Die</strong>se Bereitschaft aber muss erst geweckt wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Bedarf erläutert und ein passen<strong>de</strong>s<br />
Gesamtkonzept erstellt wer<strong>de</strong>n. Robo-Advice o<strong>de</strong>r wie immer man das nennen mag kann da<br />
helfen – aber wird man damit die Masse erreichen? Das glaube ich <strong>de</strong>rzeit nicht.<br />
Daher wird <strong>de</strong>r persönliche Vertrieb als „Bedarfswecker“ und Motivator zum Konsumverzicht<br />
zu Gunsten <strong>de</strong>r Absicherung und Vorsorge wahrscheinlich auf Dauer unverzichtbar sein.<br />
Und darin dürfte die Chance <strong>de</strong>s Vermittlermarktes liegen: <strong>Die</strong> persönliche Überzeugungsarbeit<br />
mit digitaler Unterstützung zu kombinieren, effizienter zu wer<strong>de</strong>n und mit einem<br />
hochprofessionellen Auftritt über Persönlichkeit zu verkaufen.<br />
76 <strong>Jubiläumsausgabe</strong> 2016