Ausgabe vom 04.11.2012 - Kehrwieder am Sonntag
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Esprit Media<br />
HILDESHEIM KEHRWIEDER <strong>am</strong> <strong>Sonntag</strong> · 4. November 2012 · Seite 6<br />
30<br />
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Goldenen<br />
<strong>Sonntag</strong><br />
<strong>am</strong> 11. November in Alfeld<br />
mit großem<br />
Altstadt-Flohmarkt<br />
Kinder für Kinder-Flohmarkt<br />
des Deutschen Kinderschutzbund Alfeld e.V.<br />
14.30 bis 16.30 Uhr, Schulrat-Habermalz-Schule<br />
Am verkaufsoffenen <strong>Sonntag</strong> sind die Geschäfte<br />
in Alfeld von 13 bis 18 Uhr geöffnet!<br />
9. Nov. 9.00–18.00 Uhr<br />
10. Nov. 10.00–16.00 Uhr<br />
Stromspar-Check der Caritas hilft einkommensschwachen Haushalten, die Stromrechnung zu verringern<br />
Wenn der Stromchecker klingelt,<br />
wird bares Geld gespart<br />
Von Janine Rehbein<br />
Hildesheim. Oft ist Rashid Mh<strong>am</strong>medi<br />
an den Plakaten im Arbeits<strong>am</strong>t<br />
vorbeigelaufen. „Stromspar-Check“<br />
stand darauf. „Ich dachte, wenn<br />
ich da anrufe, muss ich zahlen“, erzählt<br />
der gebürtige Marokkaner, der<br />
seit 21 Jahren in Deutschland lebt.<br />
Doch eine Stromrechnung von 180<br />
Euro pro Monat ließ den vierfachen<br />
F<strong>am</strong>ilienvater dann doch zum Hörer<br />
greifen: „Ich habe angerufen und<br />
sofort <strong>am</strong> nächsten Morgen einen<br />
Termin bekommen.“<br />
Vor vierzehn Tagen war das. Da<br />
begann die Mission von Rolf Burose<br />
und Thomas Günther: Die beiden<br />
begaben sich mit dem Stadtbus auf<br />
die 20-minütige Fahrt in den Hildesheimer<br />
Wald, wo F<strong>am</strong>ilie Mh<strong>am</strong>medi<br />
in einer Dreizimmer-Erdgeschosswohnung<br />
lebt. Die beiden gehören<br />
einem Te<strong>am</strong> von derzeit elf Stromspar-Helfern<br />
des Caritasverbandes<br />
an. Wie ihre Kollegen sind sie Hartz-<br />
IV-Empfänger, die für ihren Zusatz-<br />
Job eine vierwöchige Schulung<br />
durch das Energieberatungszentrum<br />
Hildesheim (ebz) absolviert haben.<br />
Rolf Burose ist ausgebildeter Industriekaufmann,<br />
doch seine Firma, die<br />
Überladebrücken zum Entladen von<br />
Lkw herstellt, hat ihren Standort<br />
in Wennigsen vor fünf Jahren geschlossen.<br />
Seitdem ist der 49-Jährige<br />
arbeitslos. Noch immer schreibt<br />
er Bewerbungen, doch „es tut sich<br />
nichts“. In seinem Alter sei es noch<br />
schwieriger, einen neuen Job zu bekommen.<br />
Auch den fehlenden Kontakt<br />
zu anderen Menschen empfand<br />
er zunehmend als große Belastung.<br />
Über das Jobcenter k<strong>am</strong> dann die<br />
Anfrage, ob er nicht Interesse hätte,<br />
anderen zu helfen, für 1,50 Euro pro<br />
Stunde, die ihm 150 Euro monatlich<br />
zusätzlich zum Arbeitslosengeld<br />
bringen. Burose sagte zu, nicht so<br />
sehr des Geldes wegen. „Wir tun<br />
etwas Sinnvolles, ich habe einen<br />
geregelten Tag und lerne viele nette<br />
Leute kennen, im Büro und unterwegs“,<br />
sagt er.<br />
Seitdem berät er einkommensschwache<br />
Menschen im ges<strong>am</strong>ten<br />
Landkreis Hildesheim, wie sie Strom,<br />
Wasser und Heizung sparen und d<strong>am</strong>it<br />
die Rechnung für Energiekosten<br />
deutlich verringern können. Das<br />
Schwierigste dabei sei, das Misstrauen<br />
der Menschen abzubauen,<br />
viele denken nämlich wie Rashid<br />
Mh<strong>am</strong>medi, dass sie für das Angebot<br />
bezahlen müssen oder dass die<br />
Stromspar-Helfer im Dienste eines<br />
Stromanbieters unterwegs sind: „Wir<br />
wollen nicht, dass die Menschen<br />
ihren Anbieter wechseln, wir wollen<br />
ihnen einfach nur helfen.“<br />
So wie F<strong>am</strong>ilie Mh<strong>am</strong>medi. Die<br />
erwartet Rolf Burose schon, der diesmal<br />
seinen Kollegen Thomas Günther<br />
dabei hat. Als erstes überreicht der<br />
Stromspar-Helfer im Wohnzimmer<br />
Mutter Sereta einen Blumenstrauß<br />
und dem sechsjährigen Sedan einen<br />
Fußball, als Dank, dass die F<strong>am</strong>ilie<br />
sich an der Aktion beteiligt hat.<br />
Vater Rachid, Mutter Sereta und<br />
die vier Kinder scharen sich um den<br />
Couchtisch, als Rolf Burose seinen<br />
Koffer mit Energiespar-Artikeln dort<br />
abstellt und öffnet. Er ist gefüllt mit<br />
Energiesparl<strong>am</strong>pen in unterschiedlichen<br />
Größen und Stärken. Auch<br />
ein Duschkopf, der den Wasserdurchfluss<br />
um viereinhalb Liter pro<br />
Minute verringert, ist mit dabei. Bei<br />
ihrem ersten Besuch vor vierzehn<br />
Energiespar-Artikel im Wert von 89 Euro und ein Fußball: Sereta Mh<strong>am</strong>medi freut sich mit ihren Kindern Kadija<br />
(7), Reda (8) und den Zwillingen Sedan und Annis (6, von links) über Rolf Buroses Geschenke. Fotos: Rehbein<br />
Tagen haben die beiden Stromspar-<br />
Helfer die Wohnung auf Stromfresser<br />
untersucht und ermittelt, was<br />
sie F<strong>am</strong>ilie Mh<strong>am</strong>medi mitbringen<br />
können, d<strong>am</strong>it diese künftig Strom<br />
spart. „Der größte Stromfresser sind<br />
Glühl<strong>am</strong>pen“, weiß Stromspar-Helfer<br />
Thomas Günther. Moderne Energiesparl<strong>am</strong>pen<br />
verbrauchen nur ein<br />
Fünftel der Energie althergebrachter<br />
Glühl<strong>am</strong>pen und kosten somit auch<br />
nur ein Fünftel derer auf der Stromrechnung.<br />
Deshalb tauschen er und<br />
sein Kollege in der ges<strong>am</strong>ten Wohnung<br />
die Glühl<strong>am</strong>pen gegen Ener-<br />
Die Aktion „Stromspar-Check“ des<br />
Hildesheimer Caritasverbandes<br />
gehört zum bundesweiten Projekt<br />
„Stromspar-Check für einkommensschwache<br />
Haushalte“<br />
des Caritasverbandes und des<br />
Bundesverbandes der Energie- und<br />
Klimaschutzagenturen Deutschland<br />
(eaD). Dieser<br />
übernimmt alle<br />
Kosten für das<br />
Energiespar-Artikel-Paket im Wert<br />
von durchschnittlich 70 Euro, das<br />
die teilnehmenden Haushalte gratis<br />
bekommen. Es enthält Energiesparl<strong>am</strong>pen,<br />
schaltbare Steckerleisten<br />
und Wasserspartechnik. Das Projekt<br />
wurde 2005 in Frankfurt <strong>am</strong> Main<br />
ins Leben gerufen, weil immer mehr<br />
Menschen mit geringem Einkom-<br />
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giesparl<strong>am</strong>pen aus und nehmen die<br />
Glühl<strong>am</strong>pen gleich mit zur Entsorgung:<br />
„D<strong>am</strong>it sie nicht noch einmal<br />
verwendet werden.“<br />
Dann geht es ins Bad: Beim<br />
ersten Besuch haben die Stromspar-Helfer<br />
herausgefunden, dass<br />
F<strong>am</strong>ilie Mh<strong>am</strong>medi den meisten<br />
Strom beim Duschen verbraucht.<br />
Das Wasser für sechs Personen<br />
wird durch einen Durchlauferhitzer<br />
erwärmt, also mit Strom. Rolf Burose<br />
tauscht den alten Duschkopf gegen<br />
einen neuen aus, bei dem ein Ventil<br />
den Durchfluss von 13 Liter auf 7,5<br />
Bundesweites Projekt will vor Schulden schützen<br />
Stromspar-Check<br />
■ ZUM THEMA<br />
men ihren Strom nicht bezahlen<br />
können. 2010 wurden bundesweit<br />
etwa 600.000 Haushalten zeitweise<br />
der Strom gesperrt. Bundesweit<br />
gibt es 100 Modellstandorte<br />
für das Projekt, an denen bisher<br />
insges<strong>am</strong>t etwa 85.000 Haushalte<br />
gecheckt wurden. In Hildesheim<br />
wird das Projekt<br />
maßgeblich <strong>vom</strong><br />
Job-Center und<br />
der Johannishofstiftung gefördert<br />
und findet nun schon im dritten<br />
Jahr statt. In der kommenden<br />
Woche wird in Hildesheim voraussichtlich<br />
der 1.111 Kunde beraten.<br />
Jeder Haushalt spart durch den<br />
Einbau der Energiespar-Artikel im<br />
Durchschnitt 150 Euro an Energiekosten<br />
pro Jahr ein.<br />
Erläutert F<strong>am</strong>ilienvater Rachid Mh<strong>am</strong>medi, wo die größten Stromfresser in<br />
der 3-Zimmer-Wohnung sitzen: Caritas-Mitarbeiter Rolf Burose.<br />
Liter pro Minute verringert. Durch<br />
die speziellen Düsen fühlt sich der<br />
Wasserstrahl trotzdem so voll an wie<br />
zuvor. Dadurch, dass weniger Wasser<br />
durch den Durchlauferhitzer fließt,<br />
muss dieser weniger erhitzen. Das<br />
braucht weniger Stom und erzeugt<br />
somit auch weniger Stromkosten.<br />
Einen Wert von 89 Euro haben die<br />
Energiespar-Artikel. Pro Jahr kann<br />
F<strong>am</strong>ilie Mh<strong>am</strong>medi d<strong>am</strong>it satte 585<br />
Euro sparen, und das auf viele Jahre:<br />
„Bei den Energiesparl<strong>am</strong>pen gehen<br />
wir von einer Lebensdauer von acht<br />
Jahren aus. Die F<strong>am</strong>ilie spart d<strong>am</strong>it<br />
Tausende von Euro an Stromkosten<br />
ein“, verdeutlicht Heike Vollbaum, die<br />
das Projekt beim Hildesheimer Caritasverband<br />
koordiniert. Der öffentlichen<br />
Kritik der Wohlfahrtsverbände<br />
und einiger Politiker an der für 2013<br />
geplanten Erhöhung der Strompreise<br />
begegnet sie gelassen: „Wir teilen<br />
den Aufschrei nicht, weil wir wissen,<br />
welche Einsparpotenziale es in den<br />
Haushalten gibt.“ Nach dem Stromspar-Check<br />
sparen die Haushalte<br />
derzeit im Schnitt 155 Euro jährlich<br />
an Energiekosten ein. Gleichwohl<br />
ist Vollbaum der Meinung, dass der<br />
Staat mehr für einkommensschwache<br />
Haushalte tun muss, etwa durch<br />
staatliche Abwrack-Prämien für alte<br />
Kühlschränke.<br />
Zum Schluss des Besuches der<br />
Energiespar-Helfer kann sich auch<br />
F<strong>am</strong>ilie Mh<strong>am</strong>medi über eine solche<br />
freuen: Nachdem Rolf Burose den 20<br />
Jahre alten Kühlschrank der F<strong>am</strong>ilie<br />
gesehen hat, verspricht er, Rachid<br />
Mh<strong>am</strong>medi einen „Kühlschrank-Antrag“<br />
zu schicken. D<strong>am</strong>it übernimmt<br />
das Projekt die Hälfte der Kosten für<br />
einen neuen Kühlschrank – maximal<br />
150 Euro. Im Gegensatz zu manchen<br />
Klienten, die das Angebot haben verfallen<br />
lassen, will Rachid Mh<strong>am</strong>medi<br />
Ausschau nach einem neuen halten<br />
– gleich morgen früh.<br />
■ Wer Hartz IV, Sozialhilfe oder<br />
Wohngeld bezieht, kann sich freitags<br />
zwischen 9 und 12 Uhr im Job-Center,<br />
Bahnhofsallee 25, über den Stromspar-Check<br />
informieren und anmelden.<br />
Anmeldungen sind auch bei<br />
der Caritas unter 05121/1 67 72 92<br />
oder per Mail an stromspar-check@<br />
caritas-hildesheim.de möglich. Wer<br />
Stromspar-Helfer werden möchte,<br />
meldet sich bei Heike Vollbaum unter<br />
Telefon 05121/1 67 72 90.