Open Source Jahrbuch 2007
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stets vom aktuellen Stand der Technik ab und von den zeitgenössischen Varianten unzulänglicher<br />
oder unerschwinglicher kommerzieller Produkte oder auch behindernder<br />
institutioneller Arrangements. Um diese zu überwinden, bildeten sich in der zweiten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts wechselnde lose Assoziationen. Die ersten und damit<br />
die Anfänge der Produktion freier Software gehen auf die Zeit der ����������<br />
zurück. 11<br />
All jene, die damals schon mit Computern arbeiten wollten Mathematiker, Physiker<br />
und Ingenieure, auch die erste Generation professioneller Programmierer und<br />
Studenten des neuen Fachs Informatik , litten bis in die sechziger Jahre des vergangenen<br />
Jahrhunderts hinein unter der Unfähigkeit zur interaktiven Nutzung der wenigen<br />
���������� oder Minicomputer. Nicht Einzelne, sondern Kollektive kontrollierten<br />
die Computer. Und sie arbeiteten nicht an ihnen, sondern in ihnen. Rechner waren<br />
Räume; vollklimatisierte Säle, halb Fabrik, halb Groÿraumbüro. Ihr Gebrauch orientierte<br />
sich streng am industriellen Vorbild: Er verlangte hochgradige Arbeitsteilung<br />
in der Bedienung und hierarchisch-bürokratische Verwaltung der knappen Ressource<br />
Rechenkraft.<br />
Normalsterbliche, die ihrer Arbeit mit digitaler Rechenkraft aufhelfen wollten, sollten<br />
mit den Geräten unter keinen Umständen eigenhändig in Kontakt kommen.<br />
Selbst die Mathematiker und Techniker, von denen die Rechner programmiert wurden<br />
der Begriff Software und mit ihm der eigene Beruf des Programmierers kamen<br />
erst um 1960 auf , mussten daher fern der Hardware arbeiten. Ihre Kodierungen<br />
speicherten sie auf Stapeln von Lochkarten und trugen sie an die Empfangsschalter<br />
der Computerhallen. Ein Verwalter überprüfte dann die Berechtigung des Antragstellers<br />
und registrierte die Kartenstapel (�������). Irgendwann später einmal wurden sie<br />
nach Arbeitsplan technisch eingefüttert (����� ����������).<br />
���������� waren so als unpersönliche Computer konstruiert und wurden zudem<br />
so unpersönlich betrieben, wie es nur ging. Gerade die avancierten Nutzer aber,<br />
junge Wissenschaftler und Techniker, die das revolutionäre Potenzial des digitalen<br />
Computers am deutlichsten erkannten, ersehnten schon Ende der fünfziger Jahre das<br />
genaue Gegenteil: persönliche Rechner. Denn erst in der Kombination aus jederzeitiger<br />
Verfügbarkeit und freiem interaktiven Umgang konnte die digitale Rechenkraft<br />
ihr Potenzial entfalten, die Leistungsfähigkeit einzelner Wissensarbeiter zu steigern.<br />
Die industrielle Verwaltung der Rechenkraft dagegen behinderte die Nutzer wie<br />
den digitalen Fortschritt. Die Rebellion gegen hierarchische Zugangsbeschränkungen<br />
und geheimniskrämerische Vorschriften lieÿ so um 1960 die erste Generation von<br />
Hackern entstehen. Fast zeitgleich taten sich an mehreren amerikanischen und bald<br />
auch britischen Universitäten andere unzufriedene Nutzer zusammen, um terminalzentrierte<br />
Time-Sharing-Verfahren zu entwickeln. Sie ermöglichten zum ersten Mal<br />
Einzelnen den direkten und auch spielerischen Kontakt mit Computern.<br />
11 Die historische Darstellung folgt Levy (1984); Campbell-Kelly und Aspray (1996); Ceruzzi (1998);<br />
Abbate (1999); Friedewald (1999); Waldrop (2001).<br />
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