Open Source Jahrbuch 2007
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1 Einleitung<br />
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Was die Zukunft betrifft, so ist es nicht unsere Aufgabe, sie vorauszusehen,<br />
sondern sie zu ermöglichen. (Antoine de Saint-Exupéry)<br />
Auf der Website des Bundesinnenministeriums wird E-Demokratie als Sammelbegriff<br />
eingeführt, der alle Maÿnahmen zusammenfasst, bei denen Internettechnologien eingesetzt<br />
werden, um Bürgerinnen und Bürgern zusätzliche demokratische Mitbestimmungs-<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten einzuräumen. 1 Diese Begriffsbestimmung<br />
lässt offen, mit welchen Praktiken, Ideen und Verfahrensweisen dieses Mehr an<br />
Partizipation verbunden ist. Es bleibt ferner offen, wie Bürgerpartizipation durch den<br />
Einsatz des Internets wirksam unterstützt werden kann. Diese Unbestimmtheit im<br />
Hinblick auf die konkreten Ausformungen demokratischer Beteiligungspraxis durchzieht<br />
die Begriffsklärungen der Abhandlungen und Studien zu diesem Thema und<br />
ndet seinen Ausdruck darin, dass immer wieder das Fehlen konkreter Handlungsansätze<br />
und Erfahrungen bemängelt wird (z. B. bei Bräuer und Biewendt 2005 sowie<br />
Friedrichs et al. 2002 und Kollbeck et al. 2003).<br />
Der amerikanische Demokratietheoretiker Robert A. Dahl sieht die Zukunft der<br />
Demokratie im Ungewissen:<br />
Welche Form sie auch immer annehmen wird, die Demokratie künftiger<br />
Generationen will und kann nicht die Demokratie unserer Vorfahren<br />
sein. Die Grenzen und Möglichkeiten der Demokratie in einer Welt,<br />
deren Umrisse wir heute nur schemenhaft voraussehen können, werden<br />
sich sicherlich radikal von den Grenzen und Möglichkeiten früherer<br />
Demokratien unterscheiden. (Dahl 2002)<br />
Wenn die zukünftige Form der Demokratie nicht im Vergangenen, sondern in einer<br />
nur schemenhaft erkennbaren Zukunft liegt, bleibt auch die konkrete Ausformung<br />
künftiger Partizipationspraktiken im Dunkeln und lässt sich schwerlich in Konzepten<br />
und Prozessmodellen vorwegnehmen. Die Unbestimmtheit bzw. das Fehlen konkreter<br />
Visionen der künftigen Beteiligungspraxis erscheint damit weder zufällig noch dramatisch,<br />
sondern eher als Ausdruck einer sich wandelnden Gesellschaft, die im Umgang<br />
mit neuen Kommunikationstechnologien und Partizipationspraktiken erst noch ihren<br />
Weg nden muss. Ich möchte E-Demokratie daher als ein experimentelles Anwendungsfeld<br />
einführen, als ein Feld offener Sozialbezüge, in denen sich noch keine<br />
stabilen Praxisformen etablieren konnten. Experimentell soll dabei heiÿen, dass dieses<br />
Anwendungsfeld gleichsam offen ist für Neues, für unvorhersehbare Entwicklungen<br />
und Strukturen, die sich aus der Praxis ergeben und nicht in Modellen vorweggenommen<br />
werden. Die Frage nach der Zukunft elektronischer Demokratie zielt damit auf<br />
1 Diese De nition ndet sich im BMI Lexikon der Innenpolitik auf der Homepage des Bundesinnenministeriums:<br />
http://www.bmi.bund.de.<br />
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