Open Source Jahrbuch 2007
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vom ��������� ������������ ����� des ���. Seinen Ruf in der Szene hatte er sich<br />
seit 1975 mit ����� (������ ������) erworben . In diversen Varianten ist das Programm<br />
bis heute einer der besten Texteditoren und ein unentbehrliches Werkzeug aller<br />
Hacker. 1984 begründete Stallman das GNU-Projekt und kurz darauf die ���� �����<br />
���� ����������. Ihr vorrangigstes Ziel war (und ist) es, die Freiheit jener Software zu<br />
gewährleisten, die im Kontext der <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Praxis entstand worunter primär<br />
die Freiheit der Nutzer zu verstehen ist, Programme zu kopieren, weiterzuverteilen<br />
und zu verändern. Mit seinen ein ussreichen Non-Pro t-Initiativen sorgte Stallman<br />
dafür, dass freie Software auch in den Zeiten von ���������� erfolgreichem Streben<br />
nach Desktop-Dominanz lebensfähig blieb. Belohnt und geehrt wurde Stallmans<br />
Engagement 1990 mit dem siebenstellig dotierten ��������� ������ �����.<br />
Dass allerdings Anhänger freier Software Mitte der 1980er Jahre plötzlich eine eigene<br />
Institution für notwendig hielten, zeugt nicht nur von den Anfängen sozialen<br />
Selbstbewusstseins, sondern auch von einem grundsätzlichen zivilisatorischen Wandel:<br />
der damals heraufziehenden und gegenwärtig eskalierenden Diskontinuität<br />
in der Ordnung des Wissens. Denn jede Zeit erschafft ihren eigenen Raum des Wissens.<br />
Wie Wissen produziert und wie das je Bekannte organisiert wird, folgt sozialen<br />
Präferenzen. Insofern ist die Geschichte des Wissens zu groÿen Teilen die seiner<br />
Verfügbarmachung. Sie wiederum hat zwei Seiten: erstens den Besitz am Wissen<br />
wer also wie den Zugang zum Wissen kontrolliert; und zweitens die Organisation des<br />
Wissens was sich also wo und wie und wann in Erfahrung bringen lässt. Beides, der<br />
Besitz am Wissen wie seine Organisation, verändern sich mit dem technologischen<br />
Stand und dessen sozialer Nutzung. Insofern gab es eine agrarisch-ländliche Ordnung<br />
des Wissens, eine handwerklich-städtische Ordnung des Wissens, und es gab und gibt<br />
eine industriell-groÿstädtische Ordnung des Wissens. 18<br />
In ihr, in der von Copyright und Patenten etablierten Eigentumsordnung einerseits<br />
und der von Bibliotheken und anderen materiellen Verteilungssystemen geprägten<br />
Distributionsordnung andererseits, leben wir noch weitgehend. Gleichzeitig jedoch<br />
sind wir Zeitgenossen ihrer Auf- und Ablösung. Verstehen lässt sich, was gegenwärtig<br />
geschieht, am besten im historischen Vergleich mit der Phase, in der einst die<br />
industrielle Ordnung des Wissens entstand.<br />
Bei dem radikalen Wandel im Umgang mit dem zivilisatorischen Wissensbestand<br />
zur Zeit von industrieller und bürgerlicher Revolution ging es zunächst um seine<br />
18 Mit einer jedenfalls im Rückblick gewissen Zwangsläu gkeit wurde im zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts,<br />
in der Phase des Übergangs zur digital ermächtigten Wissensgesellschaft, das Wissen selbst<br />
seine Herkunft, seine kulturelle Strukturierung, seine je zeitgenössischen Gehalte problematisch und<br />
damit für die Geisteswissenschaften thematisch. Michel Foucaults (1971; 1988) bahnbrechende Studien<br />
Ordnung der Dinge und Archäologie des Wissens initiierten, nachdem die selbst disruptiv<br />
wirkende Dekonstruktion in den siebziger Jahren zum neuen Dispositv aufgestiegen war, eine Vielfalt<br />
der Erkundungen konkurrierender Ordnungen des Wissens. Gemeinsam ist ihnen inmitten der Vielfalt<br />
der Differenzen einzig wohl die Einsicht in eine durch welche Kräfte auch immer induzierte historische<br />
Abfolge der Wissensordnungen. Die obige steht im Kontext jener verbreiteten Anstrengungen,<br />
kulturwissenschaftliche Einsichten mit sozial- und technikhistorischen zu verbinden.<br />
35<br />
Das Prinzip