Open Source Jahrbuch 2007
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DNA- und Proteinsequenzen. 4 Derartige Tools sind für die Arzneimittelforschung<br />
und -entwicklung von groÿer und wachsender Bedeutung (siehe z. B. Jorgensen 2004).<br />
Abgesehen von Software-Programmen gibt es bislang kaum praktische Anwendungen<br />
von <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Prinzipien in der Medikamentenentwicklung. Jedoch wurden<br />
bereits erste Schritte unternommen, um die nötigen Infrastrukturen für eine erfolgreiche<br />
Umsetzung auf diesem neuen Gebiet aufzubauen. Man könnte dagegen einwenden,<br />
dass eine verteilte Entwicklung nach dem Modell von <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Software<br />
aufgrund der wichtigen Rolle, die das Internet dabei spielt, auf nicht digitale Technologien<br />
nicht anwendbar sei. Dazu muss gesagt werden, dass die biologische und<br />
chemische Grundlagenforschung zur Arzneimittelentwicklung schon immer auf einer<br />
gemeinschaftlichen Produktion von offen zugänglichem Wissen beruhte wie bei<br />
wissenschaftlicher Forschung üblich. Zudem hat das Internet die verteilte Wissensproduktion<br />
nicht nur im Software-, sondern auch in nahezu jedem anderen Bereich<br />
ermöglicht. Zweifellos stimmt es, dass der Austausch von unvollständig digitalisierten<br />
und digitalisierbaren Informationen über biologisches Material langsamer und teurer<br />
ist als der von Quelltexten. Ein sinnvoller Vergleich ist jedoch nicht zwischen Softwareund<br />
pharmazeutischer Entwicklung zu ziehen, sondern zwischen den verschiedenen<br />
Methoden der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung.<br />
Tatsächlich wurden viele praktische Fragen, die eine <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Arzneimittelentwicklung<br />
aufwerfen würde, bereits erfolgreich durch �������������� ������������<br />
(����) gelöst. Ein Beispiel hierfür ist das 1999 gegründete ��������� ��� �������<br />
������� �����, das sich mit Erforschung und Entwicklung neuer und preisgünstiger<br />
Mittel gegen Malaria befasst. 5 Derartige Unternehmungen agieren als virtuelle<br />
Pharmaunternehmen, die jedem die Möglichkeit bieten, etwas zu ihren Projekten<br />
beizutragen. Bei ��� werden beispielsweise alle eingehenden Vorschläge zunächst<br />
von einem Fachausschuss überprüft und die für nanzierungswürdig befundenen<br />
Vorschläge einem rmeninternen Projektleiter unterstellt. Mit der eigentlichen Forschung<br />
und Entwicklung werden eine Reihe von Einrichtungen wie Universitäten,<br />
Pharmakonzerne, Biotechnologieunternehmen und Forschungsinstitute beauftragt,<br />
die aus öffentlichen und privaten Geldspenden an ��� bezahlt werden. In jeder<br />
Phase der Entwicklung (Targetvalidierung, Identi zierung und Optimierung potenzieller<br />
Medikamentenkandidaten, vorklinische und klinische Entwicklung) prüft der<br />
Fachausschuss anhand der Daten, ob das Projekt weitergeführt werden soll (Munos<br />
2006). Der Erfolg von ���� zeigt, dass eine Entwicklung neuer Arzneimittel auf<br />
<strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Basis prinzipiell möglich ist.<br />
Die ersten expliziten Versuche, <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Verfahren in der biomedizinischen<br />
Forschung einzusetzen, fanden im Jahr 1999 statt. Im Wettrennen um die komplette<br />
Entschlüsselung des menschlichen Genoms kam man am britischen ������ ���������<br />
4 Genaueres über spezielle <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Software in der Bioinformatik ndet sich auf der Webseite von<br />
der ���� �������������� ���������� unter http://open-bio.org/wiki/Main_Page.<br />
5 Siehe http://www.mmv.org.<br />
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