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Open Source Jahrbuch 2007

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3 <strong>Open</strong> <strong>Source</strong> als Modell für die Softwareentwicklung in<br />

experimentellen Anwendungsfeldern<br />

In der Einleitung wurde das Feld elektronischer Demokratie als experimentelles Anwendungsfeld<br />

vorgestellt, d. h. als ein Anwendungsbereich von Software, der gerade<br />

durch Offenheit für unvorhersehbare Entwicklungen neuartige Praktiken und Verfahren<br />

der Partizipation hervorbringen kann. Der hier vorgestellte Ansatz verfolgt damit<br />

ein anderes Ziel als E-Demokratie-Projekte, die zwar auf die interaktiven Potenziale<br />

des Internets setzen, aber die soziale Praxis der Beteiligung durch ein Prozessmodell<br />

vorwegnehmen und die inhaltliche Auseinandersetzung in recht aufwändig strukturierten<br />

und moderierten Diskursen managen. 6<br />

In Abgrenzung zu diesem Vorgehen sollen im Folgenden Elemente eines Softwareentwicklungskonzeptes<br />

diskutiert werden, das die Partizipationspraxis nicht vorwegnimmt<br />

und davon ausgeht, dass sich Software nicht neutral verhält, sondern die<br />

Form der Partizipation mitbestimmt. Im Zentrum steht da die These, dass sich die<br />

demokratischen Potenziale des Internets erst in der ko-evolutionären Entwicklung<br />

von Software und Nutzungspraxis entfalten können. Ko-evolutionär soll hier heiÿen,<br />

dass Softwareentwicklung und Nutzungspraxis sich wechselseitig beein ussen und gemeinsam<br />

neue Partizipationspraktiken hervorbringen. Die Entwicklung von Software<br />

wird damit in Erweiterung der E-Demokratie-Diskussion als integraler Bestandteil<br />

einer E-Demokratie-Strategie betrachtet.<br />

Mit dieser Sichtweise ändern sich die Anforderungen an den Softwareentwicklungsprozess,<br />

weil Software in diesem Verständnis elektronischer Demokratie nicht zuviel<br />

vorwegnehmen darf und gleichsam offen sein muss für die evolutionäre Entwicklung<br />

neuer Praktiken. Dem traditionellen Softwareengineering sind hier Grenzen gesetzt,<br />

weil sich mit dem Fehlen etablierter Praktiken und vorgegebener Prozessmodelle wenig<br />

Anhaltspunkte für die Modellierung in einen auf Abbildung ausgerichteten und in<br />

Phasen organisierten Prozess der Softwareentwicklung nden lassen.<br />

Die Entwicklungspraxis in <strong>Open</strong>-<strong>Source</strong>-Communitys hingegen scheint mit ihrem<br />

Paradigma der Offenheit andere Voraussetzungen für einen ko-evolutionär gedachten<br />

Entwicklungsprozess zu bieten. <strong>Open</strong> <strong>Source</strong> steht dabei zum einen für eine Tradition<br />

offener Standards und offener Quellcodes unter Verzicht auf die exklusiven<br />

Verwertungsrechte der entwickelten Software. <strong>Open</strong> <strong>Source</strong> steht zum anderen seit<br />

der Veröffentlichung von Eric Steven Raymonds Essay ��� ��������� ��� ��� ������<br />

aber auch für ein Softwareentwicklungsmodell, in dem Software in einer kooperativen<br />

Organisationsform hergestellt wird (Raymond 1999a).<br />

6 Exemplarisches Beispiel ist das europäische DEMOS-Projekt, in dessen Rahmen von einem interdisziplinären<br />

Team eine Internetplattform zur politischen Bürgerbeteiligung entwickelt wurde. 2002 wurde<br />

auf dieser Plattform in Zusammenarbeit mit der Freien und Hansestadt Hamburg eine sehr umfangreiche<br />

Internetdiskussion zum Thema Leitbild Metropole Hamburg Wachsende Stadt durchgeführt<br />

(vgl. dazu Lührs et al. 2004).<br />

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Recht/Politik

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