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Aktuell: 25-jährige Erfolgsstory Ju-Air - SkyNews.ch

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Fotos Daniel Martel<br />

Hotel wegfiel. Weitere Argumente waren die<br />

Exklusivität – im Tourismus s<strong>ch</strong>on damals wirkungsvoll<br />

– und die filigranen Hinweise auf das<br />

Flugerlebnis.<br />

Im Januar 1957 nannte der Chef Betrieb<br />

von Aquila <strong>Air</strong>ways, P. Worrel, dem «Journal de<br />

Montreux» erste Einzelheiten: Na<strong>ch</strong> dem Start<br />

am 1948 für BOAC eingeri<strong>ch</strong>teten Pier 50 in<br />

Southampton zwis<strong>ch</strong>en 3 und 4 Uhr morgens<br />

sollte die Route über Paris und Dijon na<strong>ch</strong><br />

Gland führen. Dort verliess die Shorts Solent<br />

die Reiseflughöhe von 3000 Metern. Im Morgengrauen<br />

war na<strong>ch</strong> der dreistündigen Reise<br />

die Wasserung auf dem Genfersee vorgesehen.<br />

Begründet wurde die Planung mit dem<br />

geringen Betrieb im Hafen Southampton beim<br />

Start und im Genfersee während der Landung.<br />

Zudem hatten die Passagiere so bereits den<br />

ganzen Tag zur Verfügung. Der Rückflug war<br />

auf den späten Vormittag angesagt. Vor jedem<br />

Einsatz würde Aquila <strong>Air</strong>ways in Cointrin die<br />

Wetterinformationen einholen.<br />

Am Anfang ein Aprils<strong>ch</strong>erz<br />

Ein erster Versu<strong>ch</strong>sflug wurde für den 1. April<br />

1957 angekündigt. Beim Rückflug sollten die<br />

Passagiere in den Genuss des Alpenglühens<br />

kommen, deshalb sei eine exakte Chronometrisierung<br />

erforderli<strong>ch</strong>. Erst hier wurde klar, dass<br />

es si<strong>ch</strong> um einen Aprils<strong>ch</strong>erz handelte.<br />

Das Runds<strong>ch</strong>reiben 1027 der Abteilung<br />

Flugsi<strong>ch</strong>erheit von Radio S<strong>ch</strong>weiz AG, der heutigen<br />

Skyguide, kündigte dann die Einzelheiten<br />

des vom 1. <strong>Ju</strong>ni bis 15. September 1957 vorgesehenen<br />

Betriebes an: Bis Gland erfolgte die<br />

Annäherung wie auf Genf-Cointrin. Au<strong>ch</strong> der<br />

Funkverkehr wurde über den Genfer Flughafen<br />

abgewickelt. Das letzte Teilstück war im Si<strong>ch</strong>tflug<br />

vorgesehen. Die Mindestsi<strong>ch</strong>tweite musste<br />

drei nautis<strong>ch</strong>e Meilen (rund fünf Kilometer)<br />

Dieser Anker zeugt au<strong>ch</strong> 50 Jahre später in Montreux no<strong>ch</strong> von der Flugboot-Verbindung na<strong>ch</strong> Southampton. – Ein Blick in die Kabine einer TEAL-<br />

Solent, so dürfte sie si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> bei Aquila <strong>Air</strong>ways präsentiert haben.<br />

28 September 2007<br />

betragen und die minimale Wolkenhöhe 1000<br />

Fuss (rund 300 Meter). Der Ordnungsdienst<br />

war Aufgabe der Stadtpolizei Montreux und<br />

der Waadtländer Kantonspolizei. Ihre Wasserfahrzeuge<br />

waren mit Lautspre<strong>ch</strong>ern versehen.<br />

Auftanken war ni<strong>ch</strong>t vorgesehen, aber<br />

im Bedarfsfall sollte Treibstoff aus per einem<br />

Boot heranges<strong>ch</strong>afften Ble<strong>ch</strong>fässern na<strong>ch</strong>gefüllt<br />

werden. Als Bodenstation wirkte das<br />

Fremdenverkehrsbüro Montreux. Es fungierte<br />

au<strong>ch</strong> als Wetterstation und übermittelte telefonis<strong>ch</strong><br />

die Angaben an Cointrin, wel<strong>ch</strong>es sie<br />

an die Besatzung weiterleitete. Die Landung<br />

war auf 14 Uhr und der Rückflug auf 16 Uhr<br />

angesetzt.<br />

Ein Zeitungsberi<strong>ch</strong>t wies auf die positiv angelaufene<br />

Saison hin. Die Erstlandung der Shorts<br />

Solent G-AOBL am 1. <strong>Ju</strong>ni wurde zum Volksfest.<br />

Na<strong>ch</strong> der Landung durften Auserwählte,<br />

darunter ein Kamerateam des Wests<strong>ch</strong>weizer<br />

Fernsehens, die Mas<strong>ch</strong>ine besi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Von Euphorie zu Enttäus<strong>ch</strong>ung<br />

Bereits eine Wo<strong>ch</strong>e später fiel die Landung ins<br />

Wasser. Eine Panne hielt eines der Flugboote<br />

auf den Kanaren fest, so dass eine Ersatzmas<strong>ch</strong>ine<br />

vonnöten war. Die si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> enttäus<strong>ch</strong>ten<br />

Passagiere mussten si<strong>ch</strong> mit einer Vickers<br />

Viking begnügen.<br />

Kurz na<strong>ch</strong> der zweiten Ankunft am 15. <strong>Ju</strong>ni<br />

lobte die Lokalzeitung das Ganze als Idee mit<br />

Zukunft. Die folgenden Flüge wurden aber<br />

wiederum annulliert, dieses Mal wegen eines<br />

Mas<strong>ch</strong>inenausfalls auf den Balearen. Dies hielt<br />

Aquila <strong>Air</strong>ways ni<strong>ch</strong>t davon ab, für 1958 sogar<br />

drei wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong>e Kurse anzukünden.<br />

Do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong> blieb das Flugboot fern.<br />

Gerü<strong>ch</strong>te von einem Abbru<strong>ch</strong> des Unterfangens<br />

zirkulierten. Dem Betreiber zufolge hatte<br />

das britis<strong>ch</strong>e Luftfahrtministerium auf einem<br />

Feuerwehrboot bestanden. Ein sol<strong>ch</strong>es war<br />

jedo<strong>ch</strong> für Aquila <strong>Air</strong>ways und den Fremdenverkehrsverein<br />

Montreux zu teuer. Man hoffte<br />

jedo<strong>ch</strong> auf eine provisoris<strong>ch</strong>e Lösung. Mehr<br />

und mehr Zweifel kamen auf. Entgegen den<br />

Verspre<strong>ch</strong>ungen blieb der Himmel au<strong>ch</strong> am 17.<br />

August leer. Für den 24. August war wieder<br />

ein Flug angesagt, da dur<strong>ch</strong> die Installation<br />

einer Feuerspritze auf einem Motorboot das<br />

Problem gelöst war. Tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>webte die<br />

Solent wieder ein, entliess jedo<strong>ch</strong> nur 14 Passagiere.<br />

Wie es weiterging, darüber s<strong>ch</strong>wieg<br />

si<strong>ch</strong> die Presse aus.<br />

Ein Anker als Andenken<br />

Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> wurde die Strecke na<strong>ch</strong> Montreux<br />

Opfer der S<strong>ch</strong>wierigkeiten, mit wel<strong>ch</strong>en<br />

Aquila <strong>Air</strong>ways zunehmend konfrontiert war.<br />

Diese waren wohl weniger behördli<strong>ch</strong>er Natur<br />

als vielmehr Auswirkungen betriebli<strong>ch</strong>er<br />

S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en. Die ni<strong>ch</strong>t zuletzt auf die Unsi<strong>ch</strong>erheit<br />

zurückzuführende geringe Auslastung hatte<br />

wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ebenfalls dämpfend gewirkt.<br />

Der gelegentli<strong>ch</strong> erwähnte Absturz einer Solent<br />

im November dürfte dagegen keine Rolle mehr<br />

gespielt haben (siehe Kasten).<br />

Beim Jahresrückblick des «Journals de<br />

Montreux» ers<strong>ch</strong>ien no<strong>ch</strong>mals ein Bild. Bereits<br />

war das Ganze Vergangenheit. Das «Himmelss<strong>ch</strong>iff»<br />

kam nie wieder. Etwas liess es jedo<strong>ch</strong><br />

zurück. Aquila <strong>Air</strong>ways s<strong>ch</strong>enkte der Stadt<br />

Montreux einen Anker sowie ein Stück der Kette.<br />

Beides wurde Teil der Seepromenade und<br />

ist heute no<strong>ch</strong> vorhanden. Wie Evelyne Lüthi-<br />

Graf, Stadtar<strong>ch</strong>ivarin von Montreux, und der<br />

Waadtländer Luftfahrthistoriker Philippe Cornaz<br />

bestätigten, stellen die Solent-Flugboote<br />

und ihr kurzes Gastspiel in der Bu<strong>ch</strong>t von Bon<br />

Port in Montreux bis heute eine lebendige Erinnerung<br />

der Zeitzeugen dar.

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