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Produktdesign in der Investitionsgüterindustrie<br />
Acker-Fiction<br />
Vom „Hirngespinst“ zum Serienprodukt: Dominic Schindler zeichnet zunächst kreative<br />
Entwürfe, um auf deren Grundlage das Design des Produktes zu entwickeln.<br />
Mähdrescher wie aus dem Science-Fiction-<br />
Roman und Muldenkipper, die auf einmal<br />
gar nicht mehr wie Ungetüme wirken. Das<br />
ist Dominic Schindlers Welt. Der Österreicher<br />
gestaltet Investitionsgüter. Dabei geht<br />
es ihm nicht nur ums Design. Funktionalität<br />
ist ihm genauso wichtig.<br />
Warum sieht ein Mähdrescher so aus wie er<br />
aussieht? Groß, eckig – ein riesiger Kasten, der<br />
vorne eine längliche Spindel und hinten eine eher<br />
unauffällige Öffnung hat. Kein Kandidat für einen<br />
Schönheitswettbewerb. Aber er fährt und mäht<br />
zuverlässig, und darauf kommt es schließlich an.<br />
„Nein“, sagt Dominic Schindler. Während er das<br />
sagt, wirkt er geradezu entrüstet. Als hätte man<br />
ihm gerade vorgeschlagen, statt seiner blauen<br />
Jeans mit giftgrünem Gürtel einen schwarzen<br />
Anzug mit Schlips zu tragen. Dominic Schindler<br />
ist Produktdesigner und Geschäftsführer der<br />
österreichischen Agentur Dominic Schindler<br />
Creations. Mit seinem Team hat er es sich zum<br />
Ziel gemacht, Industriegütern ein neues Outfit zu<br />
verpassen. Er ist überzeugt davon: Ein Produkt –<br />
sei es ein Handy, ein Navigationssystem oder ein<br />
Mähdrescher – muss nicht nur funktionieren, es<br />
muss auch gut aussehen.<br />
Raumschiff auf dem Getreidefeld<br />
Deswegen hat er mit seinem Team Vorschläge gemacht,<br />
wie man Mähdrescher designen könnte:<br />
Riesige Ketten ersetzen die eher schmächtig aussehenden<br />
Räder. Durch die großen Fenster in der<br />
Fahrerkabine wirkt der Fahrer wie der Star dieses<br />
ungewöhnlichen Gefährts. Gerade Linien gibt<br />
es kaum noch, alles wirkt rund und bunt. Raumschiff<br />
Enterprise auf dem Getreidefeld! Fehlt nur<br />
noch, dass Captain Kirk gleich aussteigt und über<br />
den Acker läuft. Dieses Gefährt soll mähen können?<br />
„Ja“, sagt Dominic Schindler. Er ist sicher,<br />
dass es diesen Mähdrescher irgendwann geben<br />
wird. Denn der sehe nicht nur besser aus als bisherige<br />
Mähdrescher. Der Designer hält ihn auch<br />
für besser. Der Kettenantrieb verteilt das Gewicht<br />
des Mähdreschers auf eine größere Fläche. Damit<br />
wird der Boden nicht so sehr verdichtet und<br />
das Fahrzeug kann zudem besser auf sandigem<br />
Grund fahren. Dominik Schindler zweifelt auch<br />
Bewährtes an: Die Lenkung ist nicht wie bisher<br />
üblich im Heck; lenkbare Vorderachsen verhelfen<br />
dem ScienceFictionDrescher dagegen zu einem<br />
kleineren Wendekreis und sorgen auf der Straße<br />
für verbesserte Lenkeigenschaften. Durch die riesiegen<br />
Fenster in der Kabine hat der Fahrer einen<br />
viel besseren Blick.<br />
Patentsammler<br />
„Uns geht es zwar in erster Linie darum, das Design<br />
eines Fahrzeugs zu verbessern. Doch dabei<br />
haben wir immer auch die Funktion im Auge“, so<br />
der Designer. Designer möchte er eigentlich ungern<br />
genannt werden. „Wir machen mehr als nur<br />
Design“, bekräftigt er. Stolz erzählt er davon, im<br />
vergangenen Jahr mit seiner Agentur über ein<br />
Dutzend Patente bekommen zu haben – keine<br />
Designpatente, sondern Funktionspatente.<br />
Teams mit verschiedenen Experten<br />
Ja, Schindler ist ein Querdenker. Einer, den man<br />
auf den ersten Blick leicht unterschätzen könnte.<br />
Mit Jeans, einem quietschgrünen Gürtel und seinen<br />
bunten Schuhen könnte er auch als Student<br />
oder Lebenskünstler durchgehen. Doch hinter<br />
dem kreativen Kopf steckt mehr. Nach dem De<br />
signStudium an der bekannten Parsons School<br />
of Design in New York und Paris hat Dominic<br />
Schindler an der Harward Business School Wirtschaft<br />
studiert. „Schön ist ja immer subjektiv, daher<br />
will ich meine Produkte nicht allein nach ihrer<br />
Optik bewerten“, sagt er. „Wenn ich ein Produkt<br />
designt habe, muss es danach auch besser sein<br />
als davor“, schiebt er nach. 20 Leute beschäftigt<br />
der 30Jährige mittlerweile in seiner Agentur.<br />
Viele sind Designer – teilweise mit einem sehr<br />
künstlerischen Hintergrund, andere sind eher die<br />
Techniker – aber auch Psychologen und Anthropologen<br />
sind dabei. Je nach Projekt setzt er seine<br />
Teams mit verschiedenen Experten zusammen.<br />
Vom Hirngespinst zum Serienprodukt<br />
Wenn die loslegen, dann dürfen sie extrem kreativ<br />
sein. „In der ersten Phase eines Projektes<br />
zeichnen wir ein Hirngespinst“, sagt Schindler,<br />
lacht dabei verschmitzt und zeigt zwei Beispiele:<br />
ein Cabriolet mit transparenter Motorhaube und<br />
England<br />
Belgien<br />
Frankreich<br />
Holland<br />
Deutschland<br />
KARTE<br />
Bregenz<br />
<strong>MTU</strong> Brown <strong>MTU</strong> Brown<br />
0-17-28-62 80% der Farbe 60%<br />
CMYK CMYK CMYK<br />
Schweiz Österreich<br />
Italien<br />
C&I<br />
40% 20%<br />
CMYK CMYK<br />
<strong>MTU</strong> Blue <strong>MTU</strong> Blue<br />
60% 40% 20%<br />
50-25-0-10 80% der Farbe<br />
CMYK CMYK CMYK<br />
CMYK CMYK<br />
<strong>MTU</strong> Report 03/11 I 11