Marine UBootLadeaggregat weiterentwickelt Tiefenspannung Hartmut Manseck war Kommandant von zwei Unterseebooten der Klasse 206. Verantwortlich für den Antrieb waren zwei Dieselgeneratoren mit je einem 600 PS starken 12-Zylinder-4-Takt-V-Dieselmotor der <strong>MTU</strong>-Baureihe 396.
Mit einem U-Boot in Gewässer abtauchen und sich die Welt tief unter der Meeresoberfläche erschließen – davon träumen Menschen wie der ehemalige Kommandant Hartmut Manseck und Rockmusiker Udo Lindenberg. Für die faszinierenden Fahrzeuge hat <strong>MTU</strong> das Ladeaggregat nun weiterentwickelt. Regen peitscht über schäumende Gischt, ein Sturm türmt die Wellen meterhoch auf. Langsam schiebt der stromlinienförmige Stahlkörper dunkle Wassermassen beiseite und fährt tauchklar aber noch voll aufgetaucht auf seine Tauchposi tion zu. Plötzlich ein Rumpeln und Schrammen, das anders ist als die vom Sturm rührenden Geräusche. „Alarm!“ – der Befehl schreckt die 22köpfige Besatzung von U25 auf. Jetzt geht es um Sekunden: Schotten dicht machen, Masten einfahren und Außenbordventile schließen. Korvettenkaptän Hartmut Manseck, damals Kommandant des UBoots, erinnert sich noch über 30 Jahre danach genau an diesen Vorfall im Skagerrak, dem Teil der Nordsee, der im Süden an Dänemark, im Osten an Schweden und im Norden an Norwegen grenzt. „Es war die gefährlichste Situation, die ich in meinem 46jährigen Dienst in der deutschen Marine zu meistern hatte“, sagt Manseck noch heute. Was war geschehen? Bei der Überwasserfahrt zum Tauchpunkt im Tauchklarzustand, einem Routinemanöver, war das massive UBoot an einem Fischerboot, an dem nur ein schwaches Licht zu sehen war, entlanggeschrammt. Der Wachhabende hatte die Lichter des Fischerbootes über das Sehrohr nicht wahrgenommen und konnte deshalb auch kein Ausweichmanöver einleiten. „Zum Glück entstand nur geringer Sachschaden“, blickt Manseck zurück, um sogleich hinzuzufügen: „Trotz solcher Risiken ist UBootFahren grundsätzlich nicht gefährlich.“ Neue Aufgaben: Aufklärung und Schutz Für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgen drei Voraussetzungen: eine eingespielte Mannschaft, moderne Technik und nicht zuletzt die Tatsache, dass UBoote in Friedenszeiten nach der Beendigung des Kalten Krieges neue Funktionen übernommen haben. „Sie helfen, Küstenregionen aufzuklären, patrouillieren Seegebiete und schützen nationale Hoheitsgewässer und Seetransportwege“, erklärt Manseck. Die Folge: UBoote müssen sehr viel längere Strecken als noch vor 20 Jahren zurücklegen und benötigen dazu leistungsstärkere Batterien, die zudem schnell wieder aufgeladen werden können. Auch die Frage nach dem Schadstoffausstoß der Boote gewinnt in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. <strong>MTU</strong> hat daher die Aggregate, die die Batterien für den Antrieb der UBoote aufladen, weiterentwickelt. Diese basieren auf <strong>MTU</strong>Motoren der Baureihe 4000 und sind auf die neuen Anforderungen von Werften und Marinen ausgerichtet. „Die Einsatzprofile von U-Booten haben sich verändert, nicht aber die Kameradschaft an Bord,“ sagt Kommandant Manseck. Mit den neuen Aufgaben veränderten sich Größe und Charakteristika der UBoote – nicht aber, was in ihrem Inneren vor sich geht. An rund 25 nationalen Übungen und etwa 30 Manövern der NATO hat Hartmut Manseck teilgenommen. Sein längster Einsatz erstreckte sich über sechs Wochen in der Meerenge zwischen Island und den FaröerInseln, an dem insgesamt zwölf UBoote aus fünf Nationen im Rahmen eines NATOManövers beteiligt waren. Das bedeutete eineinhalb Monate lang unter hoher Anspannung auf engstem Raum mit 21 anderen Marinesoldaten zu verbringen. „Den Großteil davon 100 Meter unter der Wasseroberfläche, bei künstlichem Licht, wenig Schlaf und dem so genannten UBootsGeist – „einer Melange aus Körper, Koch, Abfall, Diesel und Toilet tendünsten, die man auch nach langem Duschen an Land nicht loswurde.“ An Bord musste man sich mit einer Seewasserdusche in einem winzigen Toilettenverschlag begnügen. Umdrehen? Fehlanzeige! All das muss man nicht nur aushalten können. Man muss es mögen. Bei Manseck liegt die Leidenschaft für den gleichermaßen anspruchsvollen wie ungewöhnlichen Arbeitsplatz in der Familie. Bereits sein Vater fuhr als UBootKommandant zur See. Er selbst durchlief die klassische Ausbildung bevor er zunächst als Wachhabender und Schiffstechnischer Offizier tätig war und dann 1974 im Alter von gerade einmal 29 Jahren als Kommandant das nagelneue „U26“ anvertraut bekam. Dabei handelte es sich um ein UBoot der Klasse 206, von denen die deutsche Marine 18 Exem plare im Einsatz hatte. Zwölf davon wurden zwischen 1987 und 1993 zur Klasse 206A umgebaut. Erst Ende März dieses Jahres wurde das letzte außer Dienst gestellt und beendete damit ein Stück Marine Geschichte. Mit 48,6 Metern Länge und 4,6 Metern Breite sowie einer Verdrängung von 500 Tonnen galten sie als die kleinsten bewaffneten UBoote, die weltweit operierten. Verantwortlich für den Antrieb waren jeweils zwei Dieselgeneratoren mit je einem 600 PS starken 12Zylinder4TaktVDieselmotor der <strong>MTU</strong>Baureihe 396. Antrieb, Stromerzeugung und Schiffsautomation Die nachfolgende und derzeit modernste und leiseste UBootGeneration der deutschen und der italieni <strong>MTU</strong> Report 03/11 I 31