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Mit einem U-Boot in Gewässer abtauchen und<br />
sich die Welt tief unter der Meeresoberfläche<br />
erschließen – davon träumen Menschen wie der<br />
ehemalige Kommandant Hartmut Manseck und<br />
Rockmusiker Udo Lindenberg. Für die faszinierenden<br />
Fahrzeuge hat <strong>MTU</strong> das Ladeaggregat<br />
nun weiterentwickelt.<br />
Regen peitscht über schäumende Gischt, ein Sturm<br />
türmt die Wellen meterhoch auf. Langsam schiebt<br />
der stromlinienförmige Stahlkörper dunkle Wassermassen<br />
beiseite und fährt tauchklar aber noch voll<br />
aufgetaucht auf seine Tauchposi tion zu. Plötzlich<br />
ein Rumpeln und Schrammen, das anders ist als die<br />
vom Sturm rührenden Geräusche. „Alarm!“ – der Befehl<br />
schreckt die 22köpfige Besatzung von U25 auf.<br />
Jetzt geht es um Sekunden: Schotten dicht machen,<br />
Masten einfahren und Außenbordventile schließen.<br />
Korvettenkaptän Hartmut Manseck, damals Kommandant<br />
des UBoots, erinnert sich noch über 30<br />
Jahre danach genau an diesen Vorfall im Skagerrak,<br />
dem Teil der Nordsee, der im Süden an Dänemark,<br />
im Osten an Schweden und im Norden an Norwegen<br />
grenzt. „Es war die gefährlichste Situation, die ich in<br />
meinem 46jährigen Dienst in der deutschen Marine<br />
zu meistern hatte“, sagt Manseck noch heute. Was<br />
war geschehen? Bei der Überwasserfahrt zum Tauchpunkt<br />
im Tauchklarzustand, einem Routinemanöver,<br />
war das massive UBoot an einem Fischerboot, an<br />
dem nur ein schwaches Licht zu sehen war, entlanggeschrammt.<br />
Der Wachhabende hatte die Lichter des<br />
Fischerbootes über das Sehrohr nicht wahrgenommen<br />
und konnte deshalb auch kein Ausweichmanöver<br />
einleiten. „Zum Glück entstand nur geringer Sachschaden“,<br />
blickt Manseck zurück, um sogleich hinzuzufügen:<br />
„Trotz solcher Risiken ist UBootFahren<br />
grundsätzlich nicht gefährlich.“<br />
Neue Aufgaben: Aufklärung und Schutz<br />
Für ein Höchstmaß an Sicherheit sorgen drei<br />
Voraussetzungen: eine eingespielte Mannschaft,<br />
moderne Technik und nicht zuletzt die Tatsache,<br />
dass UBoote in Friedenszeiten nach der Beendigung<br />
des Kalten Krieges neue Funktionen übernommen<br />
haben. „Sie helfen, Küstenregionen aufzuklären,<br />
patrouillieren Seegebiete und schützen nationale<br />
Hoheitsgewässer und Seetransportwege“, erklärt<br />
Manseck. Die Folge: UBoote müssen sehr viel längere<br />
Strecken als noch vor 20 Jahren zurücklegen<br />
und benötigen dazu leistungsstärkere Batterien, die<br />
zudem schnell wieder aufgeladen werden können.<br />
Auch die Frage nach dem Schadstoffausstoß der<br />
Boote gewinnt in den letzten Jahren immer mehr<br />
an Bedeutung. <strong>MTU</strong> hat daher die Aggregate, die<br />
die Batterien für den Antrieb der UBoote aufladen,<br />
weiterentwickelt. Diese basieren auf <strong>MTU</strong>Motoren<br />
der Baureihe 4000 und sind auf die neuen Anforderungen<br />
von Werften und Marinen ausgerichtet.<br />
„Die Einsatzprofile von<br />
U-Booten haben sich<br />
verändert, nicht aber die<br />
Kameradschaft an Bord,“<br />
sagt Kommandant Manseck.<br />
Mit den neuen Aufgaben veränderten sich Größe<br />
und Charakteristika der UBoote – nicht aber, was in<br />
ihrem Inneren vor sich geht. An rund 25 nationalen<br />
Übungen und etwa 30 Manövern der NATO hat Hartmut<br />
Manseck teilgenommen. Sein längster Einsatz<br />
erstreckte sich über sechs Wochen in der Meerenge<br />
zwischen Island und den FaröerInseln, an dem insgesamt<br />
zwölf UBoote aus fünf Nationen im Rahmen<br />
eines NATOManövers beteiligt waren. Das bedeutete<br />
eineinhalb Monate lang unter hoher Anspannung<br />
auf engstem Raum mit 21 anderen Marinesoldaten<br />
zu verbringen. „Den Großteil davon 100 Meter unter<br />
der Wasseroberfläche, bei künstlichem Licht, wenig<br />
Schlaf und dem so genannten UBootsGeist – „einer<br />
Melange aus Körper, Koch, Abfall, Diesel und Toilet<br />
tendünsten, die man auch nach langem Duschen<br />
an Land nicht loswurde.“ An Bord musste man sich<br />
mit einer Seewasserdusche in einem winzigen Toilettenverschlag<br />
begnügen. Umdrehen? Fehlanzeige!<br />
All das muss man nicht nur aushalten können. Man<br />
muss es mögen.<br />
Bei Manseck liegt die Leidenschaft für den gleichermaßen<br />
anspruchsvollen wie ungewöhnlichen Arbeitsplatz<br />
in der Familie. Bereits sein Vater fuhr als<br />
UBootKommandant zur See. Er selbst durchlief die<br />
klassische Ausbildung bevor er zunächst als Wachhabender<br />
und Schiffstechnischer Offizier tätig war<br />
und dann 1974 im Alter von gerade einmal 29 Jahren<br />
als Kommandant das nagelneue „U26“ anvertraut<br />
bekam. Dabei handelte es sich um ein UBoot<br />
der Klasse 206, von denen die deutsche Marine 18<br />
Exem plare im Einsatz hatte. Zwölf davon wurden<br />
zwischen 1987 und 1993 zur Klasse 206A umgebaut.<br />
Erst Ende März dieses Jahres wurde das letzte außer<br />
Dienst gestellt und beendete damit ein Stück Marine<br />
Geschichte. Mit 48,6 Metern Länge und 4,6 Metern<br />
Breite sowie einer Verdrängung von 500 Tonnen<br />
galten sie als die kleinsten bewaffneten UBoote, die<br />
weltweit operierten. Verantwortlich für den Antrieb<br />
waren jeweils zwei Dieselgeneratoren mit je einem<br />
600 PS starken 12Zylinder4TaktVDieselmotor der<br />
<strong>MTU</strong>Baureihe 396.<br />
Antrieb, Stromerzeugung und Schiffsautomation<br />
Die nachfolgende und derzeit modernste und leiseste<br />
UBootGeneration der deutschen und der italieni<br />
<strong>MTU</strong> Report 03/11 I 31