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FOTO: PAUL ESSER<br />
Peter Wiedeking und Thomas Momsen von To Good To Go.<br />
Tobis Jochinke. Heißt: Sie gestalten Produkte,<br />
die eine Geschichte in sich tragen. Und wenn<br />
sie sich von einem Auftraggeber durch Vorgaben<br />
gebremst fühlen, „lehnen wir lieber ab“.<br />
Soeben reift ein neues „gutes Ding“ im Auftrag<br />
einer traditionellen Destillerie aus dem Münsterland,<br />
die Liköre produziert – schon seit Jahrzehnten<br />
in Bioqualität. Mit deren Experten<br />
haben die vier etwas geschaffen, das einen Kontrapunkt<br />
setzt zu künstlichen Farbstoffen und<br />
Geschmacksverstärkern in Lebensmitteln: Essenzen,<br />
die nicht mehr als Alkohol, Wasser und<br />
natürliche Aromen brauchen – wie Bergamotte<br />
oder Vanille, Zimt oder Zitronengras. Das<br />
Ergebnis: purer Geschmack in konzentrierter<br />
Form für Küche und Bar. Dazu steht im Büro<br />
des Start-ups ein „Geschmacksrad“, über Facebook<br />
wollen sie jetzt herausfinden, welche Essenzen<br />
Hobbyköche bevorzugen würden. Und<br />
schon scheint den vier Problemlösern mal wieder<br />
ein „gutes Ding“ zu gelingen.<br />
(www.dasguteding.de)<br />
TELLER STATT TONNE<br />
Die Zahlen sind haarsträubend: Jeder Bundesbürger<br />
wirft 80 Kilogramm Lebensmittel<br />
jedes Jahr weg, für eine Stadt wie Düsseldorf<br />
bedeutet das einen Müllberg von 50.000 Tonnen<br />
jedes Jahr. Doch es gibt immer mehr Menschen,<br />
die diese Verschwendung unerträglich<br />
finden – wie die Macher von Too good to go,<br />
einer App fürs Reste-Essen. Geschäftscredo:<br />
„Wir bringen Lebensmittel auf den Teller statt<br />
in die Tonne.“<br />
Die Idee stammt aus Kopenhagen, der dänischen<br />
Hochburg des guten Geschmacks. Dort<br />
gründete Thomas Momsen mit vier Freunden<br />
im vergangenen Jahr ein Start-up, das Lebensmittel<br />
vor dem Müll retten soll. Über 600 Geschäfte,<br />
Cafés und Restaurants beteiligen sich<br />
dort mittlerweile, es folgten Ableger in Norwegen,<br />
England, Frankreich und der Schweiz.<br />
Und vor wenigen Wochen wurde auch in Düsseldorf<br />
eine Niederlassung gegründet, weitere<br />
deutsche Großstädte sollen zügig folgen.<br />
Das Business mit der nachhaltigen Botschaft<br />
funktioniert denkbar einfach: Restaurants,<br />
Cafés, Bäckereien und Imbissbuden bieten auf<br />
der App, was vom Tage übrig blieb – von belegten<br />
Brötchen bis Sushi, eben alles, was am<br />
folgenden Tag nicht mehr genießbar wäre und<br />
normalerweise weggeworfen wird. Die Betriebe<br />
können ihr Angebot ständig aktualisieren,<br />
und sie werden von Too good to go mit biologisch<br />
abbaubaren Boxen versorgt, in denen<br />
das Essen verpackt wird.<br />
Die Kunden können sich auf der App über<br />
das kulinarische Angebot informieren und<br />
darüber auch bezahlen. „Eine Portion kostet<br />
zwischen zwei und vier Euro“, erläutert<br />
Peter Wiedeking, der sich um den Vertrieb<br />
kümmert und zurzeit ein Netz von Betrieben<br />
aufbaut. Für jedes verkaufte Essen behält Too<br />
good to go einen Euro, unabhängig davon,<br />
was eine Portion kostet.<br />
In Düsseldorf konnten innerhalb weniger<br />
Tage die ersten Betriebe gewonnen werden,<br />
dazu zählen Szene-Cafés ebenso wie mexikanische<br />
Restaurants, Dönerbuden und Bäckereien.<br />
„Wir rechnen mit rasantem Wachstum“,<br />
meint Wiedeking und nennt erste Zahlen:<br />
„Im gesamten vergangenen Jahr wurden über<br />
die App europaweit 500.000 Portionen Essen<br />
verkauft, allein im Januar dieses Jahres waren<br />
es schon 100.000.“<br />
Als Konkurrenz zur „Tafel e.V.“, die in Geschäften<br />
übrig gebliebene Lebensmittel abholt,<br />
empfinden sich die Macher von Too good<br />
to go nicht. „Wir ergänzen uns eher, denn die<br />
Tafel beschränkt sich auf Backwaren, Dosen,<br />
Gemüse und Obst“, so Wiedeking, „aber was<br />
warm ist oder gekühlt werden muss, darf<br />
die Tafel nicht abholen.“ Also belegte Baguettes,<br />
gefüllte Wraps, Salate, Suppen und<br />
Sushi – alles viel zu schade für die Tonne.<br />
(www.toogoodtogo.de)<br />
www.duesseldorf.ihk.de<br />
IHK magazin 04.2017