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ECHO Karriere 2017

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INTERVIEW<br />

„Aggressive kreative Neugier“<br />

Campus HTL Tirol. Anton Lendl, der Landesschulinspektor für technisch gewerbliche Schulen, erläutert<br />

das breite Spektrum der Tiroler HTLs, die hohe Nachfrage in der Wirtschaft, den ausbaufähigen Frauenanteil<br />

und die Fähigkeiten, die es braucht, um in der HTL bestehen zu können.<br />

„Mit dem Campus<br />

HTL informieren wir<br />

junge Menschen<br />

zuerst einmal darüber,<br />

welche vielfältigen<br />

Möglichkeiten<br />

die technisch,<br />

gewerblichen und<br />

kunstgewerblichen<br />

Schulen bieten.“<br />

Die Tiroler HTLs decken ein breites Spektrum<br />

ab und haben sich mit dem Campus HTL Tirol<br />

(www.htl.tirol) eine gemeinsame Plattform<br />

geschaffen.<br />

Anton Lendl: Den Campus HTL haben wir als<br />

Dachmarke konzipiert, um einen gemeinsamen Auftritt<br />

gegenüber den Jugendlichen in der Sekundarstufe<br />

1 zu haben und besser kommunizieren zu können.<br />

Der Campus HTL wurde auch initiiert, weil wir in<br />

den vergangenen Jahren einen leicht sinkenden Schülerstand<br />

einerseits und eine steigende Nachfrage nach<br />

Fachkräften aus der Wirtschaft und besonders der Industrie<br />

andererseits hatten. Die Tiroler HTLs bieten<br />

ein sehr breites Spektrum an. Das ist den jungen Menschen<br />

und Erziehungsberechtigten oft gar nicht bewusst.<br />

In Tirol gibt es zehn Standorte, die im Bereich<br />

der technisch gewerblichen und kunstgewerblichen<br />

Schulen angesiedelt sind, das reicht von der Fachschule<br />

für Kunsthandwerk und Design in Elbigenalp<br />

über die HTL Chemie in Kramsach bis hin zur HTL<br />

für Mechatronik in Lienz. Es gibt in den Schulen des<br />

Campus HTL Tirol 40 verschiedene Lehrpläne, also<br />

40 verschiedene Ausbildungen, die sich grob in die<br />

sechs Schwerpunkte Elektrotechnik und Elektronik,<br />

Bauwesen, Maschinenbau, Kunst und Design und die<br />

zwei spezielleren, kleineren Schwerpunkte Chemieausbildung<br />

in Kramsach und die Optometrie in Hall<br />

gliedern lassen. Letztere ist überhaupt einzigartig in<br />

ganz Österreich. Mit dem kommenden Schuljahr bekommen<br />

wir mit der Biomedizin und Gesundheitstechnik<br />

einen neuen Lehrplan dazu. Mit dem Campus<br />

HTL informieren wir junge Menschen zuerst<br />

einmal darüber, welche vielfältigen Möglichkeiten die<br />

technisch gewerblichen Schulen bieten und erst in<br />

zweiter Linie, wo es welches Angebot gibt.<br />

belastet sind. Wenn jemand das Wort Maschinenbau<br />

hört, stellt er sich vor, dass es dort schmutzig, schmierig<br />

und laut zugeht. Das stimmt heute aber nicht<br />

mehr. Heutige Maschinenbauunternehmen ähneln<br />

eher Labors. Alten Klischees ist aber schwer beizukommen.<br />

Die Disziplin der Gebäudetechnik wird in<br />

der Wirtschaft sehr stark nachgefragt, von den Schülerinnen<br />

und Schülern aber nur schleppend akzeptiert.<br />

Da fragt man sich, was mit der Gebäudetechnik,<br />

die eine absolute Zukunftsmaterie ist, assoziiert wird.<br />

Dasselbe gilt für die Elektrotechnik. Das wird klar,<br />

wenn man sich zukünftige Entwicklungen in Sachen<br />

neue Energieerzeugung und Elektromobilität ansieht.<br />

Die Schüler, die sich dafür interessieren, sind gering<br />

an der Zahl.<br />

Liegt in der Entwicklung einer neuen, zeitgemäßen Erzählung<br />

für diese Sparten der Schlüssel, mehr Frauen für die<br />

technisch gewerblichen Schulen zu begeistern?<br />

Das ist richtig. Es gibt zahlreiche Kooperationen<br />

zwischen den technischen und den Schulen der Primarstufe,<br />

wo sehr früh versucht wird, Burschen und<br />

besonders Mädchen anzusprechen. Die HTLs beteiligen<br />

sich auch von Beginn an am Girls‘ Day. Der<br />

Mädchenanteil beträgt quer über alle Ausbildungen<br />

hinweg betrachtet 18 Prozent, natürlich mit starken<br />

Schwankungen je nach Ausbildungsrichtung. Im Bereich<br />

der Grafik, Innenarchitektur und Kunst erreicht<br />

der Frauenanteil mehr als 50 Prozent, in anderen Bereichen<br />

ist er aber verschwindend. Wir spüren aber,<br />

dass sich die Attraktivität in gewissen Bereichen, wie<br />

etwa beim Tiefbau, für Frauen deutlich erhöht hat.<br />

In den Ergebnissen gibt es da keine Unterschiede<br />

zwischen den Geschlechtern. Tendenziell sind die<br />

Frauen sogar besser.<br />

Wie ist es um die Mobilität der Schüler bestellt?<br />

Interessanterweise ist die Mobilität der Schüler in<br />

Tirol endenwollend, obwohl sich die Mobilitätsangebote<br />

und -möglichkeiten in den letzten Jahren stark<br />

verbessert haben. Das hängt zum Teil mit Berufsbildern<br />

zusammen, die zum Teil noch sehr traditions-<br />

Haben diese Initiativen in den vergangenen Jahren<br />

Früchte getragen?<br />

Ja. Anfang der 2000er Jahre lag die Schülerinnenquote<br />

noch bei 14 Prozent, mittlerweile ist sie um<br />

vier Prozentpunkte höher. Die Zuwächse sind nicht<br />

sprunghaft, aber kontinuierlich.<br />

Foto: Kröll<br />

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