ECHO Karriere 2017
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Möglichkeiten und Techniken zu prüfen und diese,<br />
wenn sie sinnvoll sind, auch einzusetzen. Ein Beispiel<br />
dafür sind Lehrveranstaltungen, die mehrere<br />
Orte vernetzen, wie zum Beispiel beim Mechatronikstudium<br />
Lienz mit Innsbruck und beim gemeinsamen<br />
Lehramtsstudium Feldkirch mit Innsbruck,<br />
wo wir bidirektionales Streaming einsetzen.<br />
Natürlich wachsen die Möglichkeiten hier permanent,<br />
aber nicht alles, was möglich wäre, ist auch<br />
sinnvoll oder finanzierbar.<br />
Die Universität ist ein Ort, der das freie und kritische<br />
Denken fördert. Vor allem in den USA ist dieser Anspruch<br />
durch „Safe Spaces“ und „Trigger Warnings“ in Gefahr.<br />
Gibt es an den heimischen Universitäten ähnliche Tendenzen?<br />
Diese beiden Themen, also die Ausblendung bestimmter,<br />
möglicherweise unpassender Meinungen<br />
oder Diskurse sowie die Warnung gegenüber Studierenden,<br />
dass unter Umständen verstörende Inhalte in<br />
einer Lehrveranstaltung zur Sprache kommen, sind<br />
derzeit bei uns kein Thema. Ganz grundsätzlich bin<br />
ich auch der Ansicht, dass Universitäten Orte sind<br />
und sein müssen, an denen gegensätzliche Meinungen<br />
Platz haben und zur Diskussion gestellt werden<br />
können. Wo, wenn nicht hier, sollten diese Meinungen<br />
besprochen und weiterentwickelt werden können.<br />
Das ist einer der Grundpfeiler der Freiheit von<br />
Wissenschaft und Forschung. Die Grenzen dafür<br />
liegen in unser Verfassung und den entsprechenden<br />
Gesetzen.<br />
Der Physiker Tilmann Märk ist seit 2011 Rektor der Universität Innsbruck.<br />
Die Digitalisierung ist ein großes, oft missverstandenes<br />
Thema. Unter 4.0 scheint es nicht mehr zu gehen. Wie<br />
ist der Zugang der Universität Innsbruck zu diesem<br />
(Meta-)Thema?<br />
Die Digitalisierung begleitet uns als Universitäten<br />
natürlich sehr stark, weil sie auch alle drei Bereiche<br />
– Forschung, Lehre und Verwaltung – betrifft,<br />
wobei wir in weiten Bereichen selbst Motor dafür<br />
sind. So haben wir einen Schwerpunkt im Bereich<br />
Hochleistungsrechnen, an dem fast alle Fakultäten<br />
mitwirken. Ein anderes Beispiel dafür ist, dass wir<br />
im Bereich der Forschung und Lehre sehr bald eine<br />
neue Professur für Big Data besetzen. Außerdem<br />
haben wir einen Forschungsbereich Digital Humanities,<br />
der sich mit Digitalisierung in den Geisteswissenschaften<br />
beschäftigt und ein entsprechendes<br />
Doktoratskolleg errichten wird. In der Verwaltung<br />
und Servicierung unserer Mitarbeiter und Studierenden<br />
arbeiten wir auch permanent daran, neue<br />
„Es ist nicht möglich,<br />
seriös vorherzusagen,<br />
welche<br />
Studien künftig<br />
benötigt werden<br />
und welche nicht.“<br />
Wie ist es um die wechselseitige Durchlässigkeit zwischen<br />
Universitäten und Fachhochschulen, vor allem im<br />
Hinblick auf Master- und Doktoratsstudien bestellt?<br />
Die Entwicklungen bei den Studien haben in den<br />
vergangenen Jahren leider ein wenig dazu geführt,<br />
dass der Wechsel zwischen zwei Studienorten erschwert<br />
wurde. Wir sind aber dabei, das wieder zu<br />
erleichtern, auch im Rahmen eines vom Land Tirol<br />
geförderten Projekts, wo es um die Anerkennung von<br />
Vorleistungen geht. Natürlich geht es im Interesse<br />
des Studienerfolgs und der Studierenden immer auch<br />
darum, dass die entsprechenden Voraussetzungen für<br />
ein Studium erfüllt sein müssen. Gerade in Tirol<br />
haben wir Abkommen mit der PHT, der FHG, der<br />
FH Kufstein und dem MCI geschlossen, die es deren<br />
Studierenden ermöglichen, bei uns ein Doktoratsstudium<br />
zu belegen.<br />
Österreichs Universitäten leiden unter hohen Dropout-<br />
Quoten. Wie ließe sich diesem problematischen Zustand<br />
begegnen?<br />
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