Top100 Kufstein_2017
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top 100 KUFSTEIN | interview<br />
Die Budgets werden aber ringsum für<br />
kleine Kochtöpfe verbraten. Ich spreche<br />
aber niemandem das Bemühen<br />
ab. Wenn man bei uns jemanden<br />
fragt, wohin er in den Urlaub fährt,<br />
dann sagt er Griechenland, Spanien<br />
oder, noch größer, nach Amerika.<br />
Erst in zweiter Linie geht es um die<br />
genaue Destination. Man sollte die<br />
touristischen Mittel konzentrieren,<br />
um am Markt als eine große Marke<br />
aufzutreten.<br />
ECHO: Sie halten die Tourismuswerbung<br />
also für zu kleinteilig?<br />
Huber: Ja. Wir brauchen eine große<br />
Region, wo sich nicht mehr die Frage<br />
nach Sommer und Winter stellt,<br />
sondern wo alles angeboten werden<br />
kann. Wobei man sagen muss, dass es<br />
durch die Fusionierung von Tourismusverbänden<br />
durch das Tourismusgesetz<br />
insgesamt schon etwas besser<br />
geworden ist. Um schlagkräftig am<br />
globalen Markt auftreten zu können,<br />
sind wir als Region <strong>Kufstein</strong> aber<br />
immer noch zu klein. Da hat sogar<br />
Tirol ein gewisses Problem. Die Tourismusverbände<br />
neigen außerdem<br />
dazu, sich zu verzetteln. Da werden<br />
dann Incoming-Büros gegründet und<br />
man beteiligt sich an Gesellschaften.<br />
Der Tourismusverband hat nur eine<br />
Aufgabe, nämlich zu werben.<br />
ECHO: Glauben Sie, dass es in den<br />
Tourismusverbänden einen gewissen<br />
Rechtfertigungsdruck gibt, der dazu<br />
verleitet, auf mehreren Hochzeiten<br />
tanzen zu wollen?<br />
Huber: Die Tourismusverbände<br />
wollen dadurch ihre Daseinsberechtigung<br />
erhöhen. Das Problem im Tourismusverband<br />
beginnt aber schon<br />
bei der Besetzung der Aufsichtsräte.<br />
Da werden nicht etwa die Leute aus<br />
den touristischen Leitbetrieben geholt,<br />
sondern es geht darum, aus diesem<br />
und jenem Ort jemanden dabei<br />
zu haben. Es geht also nicht in erster<br />
Linie um die Qualität. Die Idee, in<br />
Form von Tourismusverbänden miteinander<br />
um Gäste zu werben und in<br />
einen gemeinsamen Topf einzuzahlen,<br />
ist für sich genommen gut. Die<br />
Umsetzung ist holprig. Das war sie<br />
aber schon immer.<br />
ECHO: Halten Sie das Wahlsystem<br />
mit seinen Stimmgruppen mit<br />
unterschiedlicher Gewichtung noch<br />
für zeitgemäß?<br />
Huber: Das Kurienwahlsystem<br />
ist natürlich negativ. Durch dieses<br />
System kann es passieren, dass es<br />
aufgrund der Einflussnahme Einzelner<br />
zu einer Namensänderung des<br />
Tourismusverbands kommen kann.<br />
Durch dieses Wahlsystem gelangen<br />
Leute in Entscheidungspositionen,<br />
die mit dem Tourismus eigentlich<br />
nichts zu tun haben. Es geschieht, was<br />
einige wenige wollen, und die Gastronomen<br />
können aufgrund ihres geringeren<br />
Stimmgewichts nichts dagegen<br />
tun. Das ist ein Problem. In Ischgl ist<br />
das Kurienwahlrecht natürlich kein<br />
Problem, weil es dort außer Touristikern<br />
kaum Unternehmen gibt. Eine<br />
Bank, wenn Sie ihren Hauptsitz im<br />
Gebiet eines Tourismusverbands hat,<br />
wird immer höchstes Stimmgewicht<br />
haben, obwohl Sie mit dem Tourismus<br />
direkt wenig zu tun hat. Bei uns<br />
sind zum Beispiel die Stadtwerke prominent<br />
vertreten.<br />
ECHO: Sie haben zuvor das Ziel<br />
angesprochen, <strong>Kufstein</strong> zur Kongressdestination<br />
zu machen. Wie<br />
nahe oder fern ist man diesem Ziel?<br />
Huber: Wir haben begonnen, mit<br />
unserem Nachbarhotel diese Entwicklung<br />
voranzutreiben. Auch im<br />
Tourismusverband gibt es eine Abteilung,<br />
die recht bemüht ist. Das<br />
ist aber auch recht holprig, weil naturgemäß<br />
Häuser aus den Umlandgemeinden<br />
auch am Kongresszug<br />
mitfahren wollen. Kongress ist ein<br />
Thema, bei dem man sich positionieren<br />
muss. Die Stadt <strong>Kufstein</strong> kann<br />
und macht das. Unsere Hauptträger<br />
für Nächtigungen sind hier in der<br />
Stadt nicht Feriengäste, sondern die<br />
umliegenden Unternehmen. Daraus<br />
generieren wir zwei Drittel der Nächtigungen.<br />
Interview: Marian Kröll<br />
100<br />
ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2017</strong>