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Top100 Kufstein_2017

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zent – zeigt aber, dass unsere Unternehmen<br />

hervorragend wirtschaften.<br />

Noch einmal: Der Mix aus großen,<br />

mittleren und kleinen Betrieben trägt<br />

zu einer gegenseitigen Befruchtung<br />

bei. Wenn die Auftragslage stimmt,<br />

ist auch die Stimmung gut. Auch<br />

die Nähe zu Bayern spielt dabei eine<br />

nicht unwesentliche Rolle. Vom dortigen<br />

aktuellen Investitionsschub profitieren<br />

zahlreiche Betriebe aus dem<br />

Bezirk <strong>Kufstein</strong>.<br />

ECHO: Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

ist (noch) eine der Grundfesten der<br />

Europäischen Union. Welche Rolle<br />

spielt diese für die Arbeitskräfte aus<br />

dem Bezirk, vor allem was das Ausund<br />

Einpendeln betrifft?<br />

Marschitz: Die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

ist, wie Sie richtig sagen,<br />

eine wesentliche Errungenschaft.<br />

Und dass sie gerade im Grenzbezirk<br />

<strong>Kufstein</strong> eine große Rolle spielt, liegt<br />

auf der Hand. Insbesondere spiegelt<br />

sich das im touristischen Bereich<br />

wider, wo zahlreiche ausländische<br />

Arbeitskräfte Beschäftigung finden.<br />

Die Nähe zur Großstadt München<br />

und zu anderen Städten im oberbayrischen<br />

Raum ist im umgekehrten<br />

Sinn aber auch attraktiv für viele<br />

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />

aus dem Bezirk <strong>Kufstein</strong>, die<br />

dorthin auspendeln. Ich sehe hier<br />

eine Win-win-Situation für alle Beteiligten,<br />

die sich über mittlerweile<br />

gerade im Bezirk <strong>Kufstein</strong> über viele<br />

Jahre sehr bewährt hat.<br />

ECHO: Die Europäische Union<br />

ist in einer schweren Krise, die Europaskepsis<br />

nimmt vielerorts zu.<br />

Welche Bilanz ziehen Sie für den<br />

Raum <strong>Kufstein</strong> seit dem EU-Beitritt<br />

Österreichs 1995?<br />

Petzer:Vor mehr als zwei Jahrzehnten<br />

– am 1. Jänner 1995 – trat<br />

Österreich der Europäischen Union<br />

bei. Die österreichischen Exporte<br />

haben sich seither mehr als verdreifacht.<br />

Es ist eine Tatsache, dass<br />

gerade Grenzregionen, wie eben<br />

auch der Bezirk <strong>Kufstein</strong>, vom EU-<br />

Beitritt wirtschaftlich besonders<br />

profitierten. Der Wegfall der Grenzen<br />

hat zu einer unglaublichen Mobilität<br />

geführt. Nicht nur, was den<br />

freien Warenverkehr, sondern eben<br />

auch, was die Arbeitnehmerfreizügigkeit<br />

und die wirtschaftliche Flexibilität<br />

betrifft. Einen Aufschwung<br />

brachte der EU-Beitritt nicht nur<br />

für die Grenzstadt <strong>Kufstein</strong> selbst,<br />

auch die umliegenden Winter- und<br />

Sommertourismusgemeinden sicherten<br />

sich ein gutes Stück vom<br />

Kuchen. Dennoch stehen viele Österreicher<br />

– und damit zwangsläufig<br />

auch Tiroler – der EU skeptisch<br />

gegenüber. Ihnen möchte ich entgegenhalten,<br />

dass Europa noch nie<br />

so lange in Frieden gelebt hat, auch<br />

wirtschaftlich war der EU-Beitritt<br />

eine Erfolgsgeschichte, nicht zu vergessen<br />

verbesserte Verbraucher- und<br />

Arbeitnehmerrechte. Dennoch sind<br />

EU-Politiker gerade in Zeiten wie<br />

diesen und vor dem Hintergrund<br />

der Flüchtlingskrise aufgerufen, alles<br />

zu unternehmen, um der wachsenden<br />

Europaskepsis in fast allen EU-<br />

Staaten entgegenzuwirken.<br />

ECHO: In Österreich wiehert der<br />

Amtsschimmel bekanntermaßen<br />

besonders lautstark. Mit welchen<br />

Maßnahmen könnte die Politik Unternehmen<br />

bürokratisch entlasten,<br />

um das Wirtschaften zu vereinfachen?<br />

Bodner: Es ist die riesige Flut an<br />

Gesetzen und Verordnungen, die<br />

auf die Wirtschaftstreibenden oft<br />

wie ein Bremsklotz wirkt. Der riesige<br />

Verwaltungsaufwand zieht so<br />

manchem Unternehmer den letzten<br />

Nerv. Das muss sich ändern!<br />

Aber nicht nur Unternehmer, auch<br />

wir Anwälte plädieren seit Langem<br />

für einen durchgreifenden Bürokratieabbau.<br />

Gerade die Reform<br />

der Gewerbeordnung wäre ein<br />

dringendes Gebot der Zeit, um den<br />

Wirtschaftsstandort Österreich und<br />

somit auch Tirol zu stärken. Explizites<br />

Lob ergeht von meiner Seite<br />

hier an die Bezirkshauptmannschaft<br />

<strong>Kufstein</strong>, deren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sich stets bemühen,<br />

etwa Genehmigungsverfahren<br />

möglichst zügig abzuwickeln. Kurz<br />

noch zum Dauerthema Lohnnebenkosten:<br />

Wann endlich werden<br />

sie nachhaltig gesenkt? Man kann<br />

nur hoffen, dass in absehbarer Zeit<br />

eine unternehmerfreundlichere Politik<br />

Platz greift.<br />

ECHO: Die Preise für Grund und<br />

Boden steigen kontinuierlich, Wohnen<br />

wird immer teurer. Sind die<br />

Raumordnungsangelegenheiten bei<br />

den Gemeinderäten und Bürgermeistern<br />

in den richtigen Händen oder<br />

wäre womöglich eine überregionale<br />

Raumordnung besser?<br />

Bodner: Die Raumordnung lag<br />

immer im Entscheidungsbereich der<br />

Gemeinden und dort soll sie auch<br />

bleiben. Ganz einfach deshalb, weil<br />

eine Preiskorrektur für Grund und<br />

Boden aufgrund einer ausgelagerten<br />

bzw. überregionalen Raumordnung<br />

nicht zu erwarten ist. Ganz abgesehen<br />

davon gibt es schon jetzt eine<br />

Reihe von Möglichkeiten, anhand<br />

derer das Land als Korrektiv eingreifen<br />

kann. Für den Bürger selbst ist es<br />

sicher von Vorteil, wenn Raumordnungsangelegenheiten<br />

weiterhin in<br />

Gemeindehand liegen. Der kürzere<br />

Weg zum Amt, der persönliche Kontakt,<br />

das resultiert nicht selten auch in<br />

einem kürzeren Entscheidungsweg.<br />

Und außerdem: Gerade die Gemeinden<br />

im Bezirk <strong>Kufstein</strong> nutzen die<br />

rechtlichen Grundlagen im Tiroler<br />

Raumordnungsgesetz vorbildlich,<br />

um den Preis für Grund und Boden<br />

zu senken. Andere Bezirke könnten<br />

sich daran ein Beispiel nehmen.<br />

<br />

Interview: Marian Kröll<br />

ECHO TOP 100 UNTERNEHMEN IM BEZIRK KUFSTEIN <strong>2017</strong><br />

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