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Der Grosse Kampf von Ellen G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

doch ein Angriff auf die Religion zugleich einen Angriff auf den Staat dar. Die Verfolgung des<br />

Religionsdeliktes war dem Mittelalter also eine Selbstverständlichkeit. Es ist weiter natürlich, daß die<br />

Inquisition sich der zeitgenössischen Mittel der Strafverfolgung bediente, und es muß auch darauf<br />

hingewiesen werden, daß ihr genau überliefertes Verfahren z.T. mit großem Ernst und juristischer<br />

Gewissenhaftigkeit durchgeführt wurde (so z.B. das gegen Hus). Nicht die Inquisition als solche, sondern<br />

die Auswüchse, zu denen diese Institution unter den verschiedensten politischen und soziologischen<br />

Einflüssen führte, könnten vom historischen Standpunkt aus kritisiert werden. Und selbst unter diesem<br />

Gesichtspunkt wird man nicht die Inquisition verdammen können, ohne das Mittelalter und die Renaissance<br />

überhaupt verurteilen zu müssen. Eine echte Beurteilung und vielleicht Verurteilung der Inquisition kann<br />

nicht auf historischer, sondern allein auf religionsphilosophischer Ebene erfolgen. Es geht um die Frage, ob<br />

die Kirche das Recht oder sogar die Pflicht hat, den irrenden Bruder um seiner Seligkeit und des Bestandes<br />

der heiligen Kirche willen notfalls mit Gewalt zu überzeugen. Kann der Rechtgläubige weiter so viel<br />

göttliche Erkenntnis und Erleuchtung beanspruchen, daß er die Autorität erhält, den ‚hartnäckigen<br />

Ketzer‘ aus der kirchlichen und menschlichen Gemeinschaft auszustoßen? Fordert die Liebe zu dem irrenden<br />

Mitchristen Tolerierung oder Züchtigung? So gesehen ist die Frage der Inquisition eine dauernd aktuelle<br />

Frage.“ (Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Bd.<br />

III, Tübingen, 1959, Sp. 774.775.)<br />

In Deutschland verschwand die Inquisition unmittelbar nach der<br />

Reformation. Spanien hob sie erst 1834 auf, Italien 1859, Frankreich 1772. 1542 wurde die Inquisition<br />

reorganisiert und erhielt den Namen Sacra Congregatio Romana (Heiliges Offizium). Als oberste Instanz in<br />

Glaubenssachen besteht die Inquisition noch heute. Über die Reinheit des katholischen Glaubens wacht sie<br />

als Kardinalskongregation des heiligen Offiziums (Congregatio sancti Officii).<br />

Es läßt sich heute ohne Übertreibung sagen, daß die Inquisition der größte Schandfleck ist, der auf der<br />

römischen Kirche lastet. Sie hat in hohem Maße dazu beigetragen, die Glaubwürdigkeit des Christentums<br />

zu untergraben. Noch im 19. Jahrhundert finden sich in der katholischen Presse positive Äußerungen über<br />

die Inquisition. Die Analecta Ecclesiastica, eine Zeitschrift, brachte 1895 den Abdruck eines<br />

Inquisitionsurteils vom 28.2.1484,dem sich ein überschwengliches Loblied auf die heilsame Einrichtung der<br />

Ketzerverbrennungen aus der Feder eines Kapuzinerpaters anschloß: „O ihr gesegneten Flammen der<br />

Scheiterhaufen, durch welche durch die Beseitigung ganz weniger und äußerst verworfener Menschen<br />

Hunderte und aber Hunderte <strong>von</strong> Seelen aus dem Rachen des Irrtums und der ewigen Verdammnis<br />

herausgerissen wurden!“<br />

<strong>Der</strong> spanische Großinquisitor Torquemada (1420-1498) und der Inquisitor de Epila, unter denen<br />

Hunderte <strong>von</strong> Christen hingerichtet wurden, genießen heute hohe und höchste Verehrung in der katholischen<br />

Kirche. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein gibt es Urteile <strong>von</strong> katholischer Seite, die die<br />

Maßnahmen der Inquisition verteidigen, ja sie sogar für förderungswürdig halten. Zwar haben sich die<br />

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