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Der Grosse Kampf von Ellen G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

angenommen hatten, ohne zu bedenken, daß es jenen gar nicht gewährt worden war. Wir sind viel weiter<br />

vorwärts geschritten als unsere Väter waren, infolgedessen sind unsere Pflichten und Verantwortlichkeiten<br />

auch nicht die gleichen. Gott wird es nicht gutheißen, wenn wir auf das Beispiel unserer Väter blicken, statt<br />

das Wort der Wahrheit für uns selbst zu untersuchen, um unsere Pflichten zu erkennen. Unsere<br />

Verantwortung ist größer als die unserer Vorfahren. Wir sind verantwortlich für das Licht, das sie erhielten<br />

und das uns als Erbgut zuteil wurde. Wir müssen aber auch Rechenschaft ablegen über das neu<br />

hinzugekommene Licht, das jetzt aus dem Worte Gottes auf uns scheint.<br />

Christus sagte <strong>von</strong> den ungläubigen Juden: „Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt,<br />

so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen.“ Johannes<br />

15,22. Dieselbe göttliche Macht hatte durch Luther zum Kaiser und zu den Fürsten Deutschlands gesprochen.<br />

Und als das Licht aus dem Worte Gottes strahlte, sprach sein Geist für viele in jener Versammlung zum<br />

letztenmal. Wie Pilatus Jahrhunderte zuvor dem Stolz und der Gunst des Volkes gestattet hatte, dem Erlöser<br />

der Welt sein Herz zu verschließen; wie der zitternde Felix den Boten der Wahrheit gebeten hatte: „Gehe<br />

hin auf diesmal; wenn ich gelegene Zeit habe, will ich dich herrufen lassen“ (Apostelgeschichte 24,25), wie<br />

der stolze Agrippa bekannt hatte: „Es fehlt nicht viel, du überredest mich, daß ich ein Christ<br />

würde“ (Apostelgeschichte 26,28), und sich doch <strong>von</strong> der vom Himmel gesandten Botschaft abwandte —<br />

so entschied sich Karl V., den Eingebungen weltlichen Stolzes und der Staatsklugheit folgend, das Licht der<br />

Wahrheit zu verwerfen.<br />

Gerüchte über die Absichten gegen Luther wurden weithin laut und verursachten große Aufregung in<br />

der ganzen Stadt. <strong>Der</strong> Reformator hatte sich viele Freunde erworben, die beschlossen, da sie die verräterische<br />

Grausamkeit Roms gegen alle kannten, welche es wagten, seine Verkommenheit bloßzustellen, daß er nicht<br />

geopfert werden sollte. Hunderte <strong>von</strong> Edelleuten verpflichteten sich, ihn zu beschützen. Nicht wenige rügten<br />

die kaiserliche Botschaft öffentlich als einen Beweis der Schwäche gegenüber der beherrschenden Macht<br />

Roms. An Haustüren und auf öffentlichen Plätzen wurden Plakate angebracht, <strong>von</strong> denen manche Luther<br />

verurteilten, andere ihn unterstützten. Auf einem <strong>von</strong> ihnen standen nur die bedeutsamen Worte des weisen<br />

Salomo: „Weh dir, Land, dessen König ein Kind ist!“ Prediger 10,6. Die Begeisterung des Volkes für Luther,<br />

die in ganz Deutschland herrschte, überzeugte sowohl den Kaiser als auch den Reichstag, daß irgendein ihm<br />

zugefügtes Leid den Frieden des Reiches und selbst die Sicherheit des Thrones gefährden würde.<br />

Friedrich <strong>von</strong> Sachsen hielt sich wohlweislich zurück und verbarg sorgfältig seine wirklichen Gefühle<br />

gegen den Reformator, während er ihn gleichzeitig mit unermüdlicher Wachsamkeit beschützte und sowohl<br />

seine als auch seiner Feinde Schritte scharf beobachtete. Viele jedoch brachten ihre Sympathie für Luther<br />

offen zum Ausdruck. Er wurde <strong>von</strong> vielen Fürsten, Grafen, Baronen und andern einflußreichen weltlichen<br />

und kirchlichen Persönlichkeiten besucht. „Das kleine Zimmer des Doktors konnte die vielen Besucher, die<br />

sich vorstellten, nicht fassen“, schrieb Spalatin. Selbst solche, die seine Lehren nicht glaubten, mußten doch<br />

jene stolze Größe bewundern, die ihn antrieb, eher in den Tod zu gehen als sein Gewissen zu verletzen.<br />

Weitere ernstliche Anstrengungen wurden unternommen, um Luther zu einem Ausgleich mit Rom zu<br />

bewegen. Besondere kleine Ausschüsse, aus Fürsten, Prälaten und Gelehrten bestehend, bemühten sich<br />

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