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Der Grosse Kampf von Ellen G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

Vom Gipfel des Ölberges herab schaute Jesus auf Jerusalem. Lieblich und friedvoll breitete sich die<br />

Landschaft vor ihm aus. Es war die Zeit des Passahfestes, und aus allen Ländern hatten sich die Kinder<br />

Jakobs versammelt, um dies große Nationalfest zu feiern. Inmitten <strong>von</strong> Gärten, Weinbergen und grünen, mit<br />

Zelten der Pilger übersäten Abhängen erhoben sich die terrassenförmig abgestuften Hügel, die stattlichen<br />

Paläste und massiven Bollwerke der Hauptstadt Israels. Die Tochter Zion schien in ihrem Stolz zu sagen:<br />

„Ich sitze als Königin ..., und Leid werde ich nicht sehen.“ Offenbarung 8,7. Sie war so anmutig und wähnte<br />

sich der Gunst des Himmels sicher wie ehedem, als der königliche Sänger ausrief: „Schön ragt, empor der<br />

Berg Zion, des sich das ganze Land tröstet; ... die Stadt des großen Königs.“ Psalm 48,3. Unmittelbar vor<br />

ihm lagen die prächtigen Gebäude des Tempels. Die Strahlen der sinkenden Sonne ließen das schneeige Eis<br />

seiner marmornen Mauern aufblitzen und leuchteten <strong>von</strong> dem goldenen Tor, dem Turm und der Zinne wider.<br />

In vollendeter Schönheit stand Zion da, der Stolz der jüdischen Nation. Welches Kind Israels konnte dieses<br />

Bild ohne Freude und Bewunderung betrachten! Doch Jesus dachte an etwas ganz anderes. „Als er nahe<br />

hinzukam, sah er die Stadt an und weinte über sie.“ Lukas 19,41.<br />

In der allgemeinen Freude des triumphierenden Einzuges, während Palmzweige ihm entgegenwehten,<br />

fröhliche Hosiannarufe <strong>von</strong> den Hügeln widerhallten und Tausende <strong>von</strong> Stimmen ihn zum König ausriefen,<br />

überwältigte den Welterlöser ein plötzlicher und geheimnisvoller Schmerz. <strong>Der</strong> Sohn Gottes, der Verheißene<br />

Israels, dessen Macht den Tod besiegt und seine Gefangenen aus den Gräbern hervorgerufen hatte, weinte<br />

— keine Tränen gewöhnlichen Wehs, sondern Tränen eines unaussprechlichen, seelischen Schmerzes.<br />

Christi Tränen flossen nicht um seinetwillen, obgleich er genau wußte, wohin sein Weg ihn führte.<br />

Vor ihm lag Gethsemane, der Schauplatz seines bevorstehenden Leidens. Das Schaftor, durch das seit<br />

Jahrhunderten die Schlachtopfer geführt worden waren, und das sich auch vor ihm auftun sollte, wenn er<br />

wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt würde, war ebenfalls zu sehen. Jesaja 53,7. Nicht weit da<strong>von</strong> lag<br />

Golgatha, die Stätte der Kreuzigung. Auf den Pfad, den er bald zu betreten hatte, mußten die Schatten tiefer<br />

Finsternis fallen, da Christus seine Seele zu einem Sühnopfer für die Sünde geben sollte. Doch es war nicht<br />

der Anblick dieser Schauplätze, der in dieser Stunde allgemeiner Fröhlichkeit Schatten auf ihn warf.<br />

Keinerlei Ahnungen <strong>von</strong> seiner eigenen übermenschlichen Angst trübten das selbstlose Gemüt. Er beweinte<br />

das Los der Tausende in Jerusalem, die Blindheit und Unbußfertigkeit derer, die zu segnen und zu retten er<br />

gekommen war.<br />

„Wenn doch auch du erkenntest zu dieser deiner Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist‘s vor<br />

deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß deine Feinde werden um dich und<br />

deine Kinder mit dir eine Wagenburg schlagen, dich belagern und an allen Orten ängsten; und werden dich<br />

schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum daß du nicht erkannt hast die Zeit, darin du<br />

heimgesucht bist.“ Lukas 19,42-44.<br />

Die Geschichte der besonderen Gunst und Fürsorge Gottes, die er seit über tausend Jahren dem<br />

auserwählten Volk bekundet hatte, lag offen vor den Blicken Jesu. Dort erhob sich der Berg Morija, auf dem<br />

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