Teil II - Homepage fir HR 2. Version 16.8.2004 - MultiMania
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Zufluchtstätte. Die Schlüssel zu den Speicheräumen hatte ich<br />
selbstverständlich und aus strategischen Gründen selber versteckt.<br />
24<br />
Mein Vater dagegen hatte selten Anlass sich mir gegenüber kritisch zu<br />
äussern, so kam es dass meine Mutter ihm sogar flehentlich verboten hatte<br />
mich auch nur anzurühren, denn das hätte mich das Leben gekostet. Er<br />
kannte seine Kräfte nicht und konnte sich kaum beherrschen, wenn er<br />
aufgeregt war. Einmal hatte er durch meine ungezügelten Rückäusserungen<br />
voller Wut zum Schlag ausgeholt, als ich mich gerade zwischen den Panelen<br />
der Stubentür aufhielt. Beim Ausholen zum Schlag traf seine Faust die<br />
Holzverkleidung die sich krachend von unten bis oben zu einem gähnenden<br />
Spalt auf tat. Zum Glück konnte ich vorher noch ausweichen. Manchmal<br />
wurde ich viel leichter gestraft indem ich nichts zum Essen erhielt oder man<br />
mir keine Spielzeit mit den Kameraden einräumte. Wo meine Mutter den<br />
Reserve-Käse und die Reserve-Butter aufbewahrte, war unschwer zu<br />
ergründen und mein Selbsterhaltungstrieb wurde bei Aufklärung einer<br />
heimlichen Selbstbedienung selbstverständlich mit einer weiteren Strafe<br />
gewürdigt. Spielkameraden konnte ich leider nur wenige aufbauen, denn ich<br />
musste immer in der Nähe meines Bruders bleiben. Dabei erlebte ich aber<br />
dass dieser Mensch nach meinen Begriffen sehr oft unbegreifliche<br />
Überlegungen anstellte. So kam es manchmal vor, dass ich meinem Bruder<br />
zur Hilfe eilte, wenn er im Streit lag und ein Anderer ihn verprügelte.<br />
Sobald es sich aber herausstellte, dass dieser Angreifer sich meiner Hiebe<br />
nicht mehr erwehren konnte, dann erfasste mein Bruder die Gelegenheit um<br />
sich urplötzlich gegen mich zu wenden und dann war es an mir um ab zu<br />
hauen. Auch das verbesserte meine genetischen Verbindungen zu meinem<br />
Bruder keinesfalls. Übrigens alle Spielsachen die im Hause waren, wie auch<br />
die meisten Kleidungsstücke gehörten zuerst ihm, dann erst musste ich mir<br />
die Gunst erkämpfen auch etwas Spielzeug mein Eigen nennen zu können.<br />
Auf dem Dreirad aber durfte ich in unserm kleinen Hof selten fahren, denn<br />
es war auf den abschüssigen Platten kaum möglich kurz vor der Treppe zu<br />
stoppen. Tretroller oder einfache Roller, Schlittschuhe oder Schlitten gab es<br />
nicht. Wir gebrauchten solche luxuriösen, oder besser gesagt wie meine<br />
Mutter meinte, gefährlichen Spielzeuge nur auf Pump. Wir bettelten so<br />
lange bei manch stolzem Besitzer solcher Spielsachen, bis dieser dann<br />
grossmütig zu kurzem Gebrauch einwilligte. Nur auf einem alten<br />
vierrädrigen Kinderwagen konnte ich sogar im dunklen Keller meine<br />
Runden drehen. Dabei lag ich auf dem Rücken auf dem niedrig gestellten<br />
Sitz und strampelte mich mit den Füssen mit grossem Erfolg, aber nur<br />
rückwärts rollend, voran.<br />
Die Schlittschuhe.<br />
Einmal hatte es tief gefroren. Es lag etwas Schnee und schnell wussten wir<br />
Schulkinder wo die besten Eispisten oder Schlittenstrecken zu finden waren.