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Teil II - Homepage fir HR 2. Version 16.8.2004 - MultiMania

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28<br />

Baden Powell und seine Erziehungsmethode.<br />

Noch immer klingt in meinen Ohren der Lehrsatz: Scoutismus ist eine (auf<br />

religiöser Basis aufgebauten – dies war ein Zusatz bei den katholischen<br />

Pfadfindern – denn Powell war kein gläubiger Mensch) Erziehungsmethode<br />

die den Körper und Geist harmonisch entwickelt.<br />

Mein Bruder war schon vor dem Krieg bei den Pfadfindern als Mitglied<br />

eingeschrieben. Natürlich wollte ich auch schnellstens hin und so geschah<br />

es, dass ich bereits 1939 in die Wölflinge aufgenommen wurde. Das waren<br />

herrliche Stunden, wenn wir am Sonntag nach der Vesper in einem<br />

gespensterhaft, verdunkelten Raum eines baufällig scheinenden Gebäudes,<br />

selbst gemalte Motionfilme zu sehen bekamen. Diese waren vom grossen<br />

Chef Paul Colette eigenhändig auf Zelluloïd gemalt worden. Ich kann mich<br />

noch an einen recht spassigen endlosen Streifen erinnern der das neue<br />

Fussballfeld der „Chiers“ in Rodange zeigte, mitten in einem Spiel. Oben<br />

auf dem Dach der Tribüne sass „Podesta“ und schwenkte die Beine über den<br />

Köpfen der Zuschauer. Wer dieser dicke Podesta war, kann ich mich heute<br />

nicht mehr erinnern, möglicherweise der Architekt oder der Erbauer des<br />

Stadions. Es kann sich aber auch um einen gewichtigen Sponsoren<br />

gehandelt haben. In diesem endlos drehenden Filmstreifen wird der dicke<br />

Podesta von einem Steilpass derart knallhart gegen den Bauch getroffen<br />

dass er umkippt. Dann sieht man wieder ein Stück des Spiels, wiederum<br />

Podesta auf dem Dach und den Ball, der ihn trifft. Lachsalven waren<br />

natürlich die Folge und wir Wölflinge konnten nicht genug davon<br />

bekommen.<br />

Damals begannen die Strassen lebensgefährlich zu werden.<br />

Wieder einmal hatte ich fast vor lauter Beweglichkeit mein Leben lassen<br />

müssen, als mein Bruder mit seinen Freunden mit der Bahn nach Limpach<br />

zum Zelten fahren sollte. Ich wollte unbedingt bei der Abfahrt zugegen sein<br />

und rannte was ich konnte über die Strasse in Richtung Bahnhof. Damals<br />

herrschte noch überhaupt kein Autoverkehr, aber gerade in diesem<br />

Augenblick als ich über die Strasse huschte, kreischten schon die Bremsen<br />

eines Citroën, die Limousinen die wie Sportswagen ganz nahe am Boden<br />

lagen. Der Wagen brauchte immerhin 100 Meter bevor er zum Stillstand<br />

kam und selbstverständlich hatten alle Zuschauer auch festgestellt, dass ich<br />

der Anlass dieser Vollbremsung war. Mein Bruder der wahrscheinlich vom<br />

Bahnhof her den Vorfall beobachtet hatte, kam kreidebleich daher gerannt<br />

als ein Menschenauflauf sich zu bilden begann. Der Fahrer war<br />

ausgestiegen. Ebenfalls fassungslos zitternd wie ich. Er gab sich als<br />

französischen Arzt zu erkennen und meinte, dass er sich in einem<br />

Geschwindigkeitsrausch befunden habe. Mich treffe keine Schuld. Es war<br />

seine erste Ausfahrt, was man auch an der unwahrscheinlich langen<br />

Bremsspur feststellen konnte. Natürlich konnte meine Mutter sich nicht<br />

anders von der aufgestauten Nervosität befreien als mich in Anwesenheit

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