Teil II - Homepage fir HR 2. Version 16.8.2004 - MultiMania
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Baden Powell und seine Erziehungsmethode.<br />
Noch immer klingt in meinen Ohren der Lehrsatz: Scoutismus ist eine (auf<br />
religiöser Basis aufgebauten – dies war ein Zusatz bei den katholischen<br />
Pfadfindern – denn Powell war kein gläubiger Mensch) Erziehungsmethode<br />
die den Körper und Geist harmonisch entwickelt.<br />
Mein Bruder war schon vor dem Krieg bei den Pfadfindern als Mitglied<br />
eingeschrieben. Natürlich wollte ich auch schnellstens hin und so geschah<br />
es, dass ich bereits 1939 in die Wölflinge aufgenommen wurde. Das waren<br />
herrliche Stunden, wenn wir am Sonntag nach der Vesper in einem<br />
gespensterhaft, verdunkelten Raum eines baufällig scheinenden Gebäudes,<br />
selbst gemalte Motionfilme zu sehen bekamen. Diese waren vom grossen<br />
Chef Paul Colette eigenhändig auf Zelluloïd gemalt worden. Ich kann mich<br />
noch an einen recht spassigen endlosen Streifen erinnern der das neue<br />
Fussballfeld der „Chiers“ in Rodange zeigte, mitten in einem Spiel. Oben<br />
auf dem Dach der Tribüne sass „Podesta“ und schwenkte die Beine über den<br />
Köpfen der Zuschauer. Wer dieser dicke Podesta war, kann ich mich heute<br />
nicht mehr erinnern, möglicherweise der Architekt oder der Erbauer des<br />
Stadions. Es kann sich aber auch um einen gewichtigen Sponsoren<br />
gehandelt haben. In diesem endlos drehenden Filmstreifen wird der dicke<br />
Podesta von einem Steilpass derart knallhart gegen den Bauch getroffen<br />
dass er umkippt. Dann sieht man wieder ein Stück des Spiels, wiederum<br />
Podesta auf dem Dach und den Ball, der ihn trifft. Lachsalven waren<br />
natürlich die Folge und wir Wölflinge konnten nicht genug davon<br />
bekommen.<br />
Damals begannen die Strassen lebensgefährlich zu werden.<br />
Wieder einmal hatte ich fast vor lauter Beweglichkeit mein Leben lassen<br />
müssen, als mein Bruder mit seinen Freunden mit der Bahn nach Limpach<br />
zum Zelten fahren sollte. Ich wollte unbedingt bei der Abfahrt zugegen sein<br />
und rannte was ich konnte über die Strasse in Richtung Bahnhof. Damals<br />
herrschte noch überhaupt kein Autoverkehr, aber gerade in diesem<br />
Augenblick als ich über die Strasse huschte, kreischten schon die Bremsen<br />
eines Citroën, die Limousinen die wie Sportswagen ganz nahe am Boden<br />
lagen. Der Wagen brauchte immerhin 100 Meter bevor er zum Stillstand<br />
kam und selbstverständlich hatten alle Zuschauer auch festgestellt, dass ich<br />
der Anlass dieser Vollbremsung war. Mein Bruder der wahrscheinlich vom<br />
Bahnhof her den Vorfall beobachtet hatte, kam kreidebleich daher gerannt<br />
als ein Menschenauflauf sich zu bilden begann. Der Fahrer war<br />
ausgestiegen. Ebenfalls fassungslos zitternd wie ich. Er gab sich als<br />
französischen Arzt zu erkennen und meinte, dass er sich in einem<br />
Geschwindigkeitsrausch befunden habe. Mich treffe keine Schuld. Es war<br />
seine erste Ausfahrt, was man auch an der unwahrscheinlich langen<br />
Bremsspur feststellen konnte. Natürlich konnte meine Mutter sich nicht<br />
anders von der aufgestauten Nervosität befreien als mich in Anwesenheit