Teil II - Homepage fir HR 2. Version 16.8.2004 - MultiMania
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von Glück sprechen, dass bei diesen Explosionen kein Feuer ausgebrochen<br />
war.<br />
Das Hausdach unseres ersten Nachbarn hing kopflastig schräg über die<br />
Strassenseite. Dort waren wahrscheinlich noch mehr Granaten<br />
eingeschlagen als bei uns. Auf jeden Fall waren wir froh dass die<br />
Durchschlagskraft dieser Granaten eigentlich sehr gering war,<br />
möglicherweise handelte es sich nur um Mörsergranaten. La Force de<br />
frappe de la Grande Nation entpuppte sich eindeutig als pure<br />
Schaumschlägerei.<br />
Die Wirkung der einzelnen Geschosse würde ich heute einstufen wie einen<br />
Schlag mit einem Paket ungekochter Spaghetti auf den Kopf eines Feindes.<br />
Bis dahin waren die Deutschen uns zwar keinesfalls gleichgültig aber jetzt<br />
erst wurde uns klar dass diese die Schuld an unserm Unglück trugen und<br />
dies minderte keinesfalls den bei uns aufkommenden Hass.<br />
Evakuation<br />
Ich war damals noch keine 8 Jahre alt. Niemand von uns war ausgeschlafen<br />
mich aber überfiel wahrscheinlich zuerst der Schlaf, als wir einen Tag später<br />
mit dem Zug ausser Reichweite der Schusszonen gebracht wurden, denn<br />
man hörte immer wieder Gewehrschüsse oder Maschinengewehrsalven. An<br />
ein Wohnen in diesem zerschossenen Hause war nicht zu denken. Das war<br />
aber nicht die alleinige Ursache der Evakuation. Der ganze Süden des<br />
Landes musste aus der Zone eventueller Kampfhandlungen mit den<br />
Franzosen an der Maginotlinie. Viele Luxemburger entschlossen sich in den<br />
Süden Frankreich zu fliehen, die anderen wurden im Ösling und an der<br />
Mosel untergebracht. Nahezu die halbe Landesbevölkerung musste ihr<br />
zuhause verlassen. Einige Erinnerungen an diese Zeit hat mein Vater jedoch<br />
selber niedergeschrieben.<br />
Wir Buben freuten uns mächtig als wir zu Verwandten aufs Land kamen.<br />
Dort mussten wir zwar zur Schule gehen aber in Heffingen waren wenig<br />
einheimische Kinder und so hatten wir in unserer Schulklasse meistens nur<br />
evakuierte Kinder in einem Saal und diese über alle Schulklassen verteilt.<br />
Zuerst wurden wir beim Paten meines Vaters einquartiert. Er war ein<br />
einfacher Dorfbauer, bei dem wir auch prima verpflegt wurden, doch hatte<br />
das Rote Kreuz schnell eine Verpflegungsstelle eingerichtet, wo viele dort<br />
Evakuierte alsdann jeden Tag eine anständige Ration Buttermilch, Brot,<br />
Suppe und so weiter abholen konnten. Damals begann der Zauber bereits<br />
mit den Tickets, die man abgeben musste um eine Essens Ration zu<br />
erhalten. Da lernten wir eigentlich die wahre Mentalität vieler Menschen<br />
kennen, die auf Kosten anderer sich immer wieder Vorteile verschaffen<br />
wollten und sich mehr als nur einmal in die Schlange stellten, bis die<br />
unvermeidlichen Essengutscheine wieder Ordnung geschafft haben.