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Teil II - Homepage fir HR 2. Version 16.8.2004 - MultiMania

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36<br />

von Glück sprechen, dass bei diesen Explosionen kein Feuer ausgebrochen<br />

war.<br />

Das Hausdach unseres ersten Nachbarn hing kopflastig schräg über die<br />

Strassenseite. Dort waren wahrscheinlich noch mehr Granaten<br />

eingeschlagen als bei uns. Auf jeden Fall waren wir froh dass die<br />

Durchschlagskraft dieser Granaten eigentlich sehr gering war,<br />

möglicherweise handelte es sich nur um Mörsergranaten. La Force de<br />

frappe de la Grande Nation entpuppte sich eindeutig als pure<br />

Schaumschlägerei.<br />

Die Wirkung der einzelnen Geschosse würde ich heute einstufen wie einen<br />

Schlag mit einem Paket ungekochter Spaghetti auf den Kopf eines Feindes.<br />

Bis dahin waren die Deutschen uns zwar keinesfalls gleichgültig aber jetzt<br />

erst wurde uns klar dass diese die Schuld an unserm Unglück trugen und<br />

dies minderte keinesfalls den bei uns aufkommenden Hass.<br />

Evakuation<br />

Ich war damals noch keine 8 Jahre alt. Niemand von uns war ausgeschlafen<br />

mich aber überfiel wahrscheinlich zuerst der Schlaf, als wir einen Tag später<br />

mit dem Zug ausser Reichweite der Schusszonen gebracht wurden, denn<br />

man hörte immer wieder Gewehrschüsse oder Maschinengewehrsalven. An<br />

ein Wohnen in diesem zerschossenen Hause war nicht zu denken. Das war<br />

aber nicht die alleinige Ursache der Evakuation. Der ganze Süden des<br />

Landes musste aus der Zone eventueller Kampfhandlungen mit den<br />

Franzosen an der Maginotlinie. Viele Luxemburger entschlossen sich in den<br />

Süden Frankreich zu fliehen, die anderen wurden im Ösling und an der<br />

Mosel untergebracht. Nahezu die halbe Landesbevölkerung musste ihr<br />

zuhause verlassen. Einige Erinnerungen an diese Zeit hat mein Vater jedoch<br />

selber niedergeschrieben.<br />

Wir Buben freuten uns mächtig als wir zu Verwandten aufs Land kamen.<br />

Dort mussten wir zwar zur Schule gehen aber in Heffingen waren wenig<br />

einheimische Kinder und so hatten wir in unserer Schulklasse meistens nur<br />

evakuierte Kinder in einem Saal und diese über alle Schulklassen verteilt.<br />

Zuerst wurden wir beim Paten meines Vaters einquartiert. Er war ein<br />

einfacher Dorfbauer, bei dem wir auch prima verpflegt wurden, doch hatte<br />

das Rote Kreuz schnell eine Verpflegungsstelle eingerichtet, wo viele dort<br />

Evakuierte alsdann jeden Tag eine anständige Ration Buttermilch, Brot,<br />

Suppe und so weiter abholen konnten. Damals begann der Zauber bereits<br />

mit den Tickets, die man abgeben musste um eine Essens Ration zu<br />

erhalten. Da lernten wir eigentlich die wahre Mentalität vieler Menschen<br />

kennen, die auf Kosten anderer sich immer wieder Vorteile verschaffen<br />

wollten und sich mehr als nur einmal in die Schlange stellten, bis die<br />

unvermeidlichen Essengutscheine wieder Ordnung geschafft haben.

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