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Teil II - Homepage fir HR 2. Version 16.8.2004 - MultiMania

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wir immer wieder veranstalteten um mit einem silbernen Löffel, besonders<br />

vor dem Verzehr von Pilzen, die mein Vater gesammelt hatte, zu testen ob<br />

sich nichts Giftiges im Essen befand. Das geschah auch ganz besonders vor<br />

dem Verzehr von Miesmuscheln.<br />

Die Gartenarbeit war uns keinesfalls fremd aber besonders wenn Grünfutter<br />

für die Kaninchen benötigt war, dann mussten wir raus. Meistens zog nur<br />

einer allein davon, mit einem beim Nachbarn ausgeliehenen Handwagen<br />

und einer Handsichel. Die Wiese auf welcher wir „krauden“ konnten lag<br />

mindestens 1 km weg von unserm Hause. Mitleidige Menschen erlaubten<br />

uns dann auf ihrem Besitz alles Gras zu besorgen, sogar das Heu, das wir<br />

für den Winter hereinbringen mussten. Einer der Nachbarn hatte mehrere<br />

Dutzend Stallhasen. Er war ein erfahrener Kaninchenzüchter. Wir konnten<br />

zwar zuschauen, wenn er eines unserer Kaninchen bei den Bock liess, haben<br />

aber nie so richtig verstanden was da vor sich ging, wahrscheinlich weil<br />

Kaninchen dieses Geschäft in Sekundenschnelle erledigen. Ihnen waren<br />

Quickies kein Begriff, sie verstanden jedoch die notwendigen Spielregeln<br />

und praktizierten sie perfekt. Herr Weisgerber allein, so hiess der Mann,<br />

schlachtete unsere Kaninchen, wenn dieses notwendig war. Als Lohn<br />

konnte er den Pelz behalten. Es zog lange Zeit vorher noch immer ein<br />

Scherenschleifer durch die Strassen, der dann auch mit markanter Stimme<br />

rief „Pelzä, Pelzä“. Der schliff auch Messer und reparierte Regenschirme.<br />

Das notwendige Handwerkszeug hatte er auf seine fahrbare Schmiede<br />

montiert, die er auf einem Stellbock transportierte. Wenn er weiter fuhr<br />

nahm er den Riemen von dem grossen Rad, das er über ein Tretpedal antrieb<br />

und dann schob er den ganzen Kram auf diesem Rad rollend vor sich her.<br />

Der Nachbar bereitete die Pelze (seine Vorfahren müssen schon was davon<br />

verstanden nahmen, woher sonst hätte er den Namen Weiss Gerber) selber<br />

über einen Drahtbügel bis sie fast wie Leder aussahen. Er bot sich auch<br />

jedes Mal an, wenn es galt eine grössere Grasfläche abzumähen. Das Gras<br />

wenden, aufladen und heim karren oblag uns beiden. Wir taten es ohne<br />

Murren, denn wir hatten reelles Mitleid mit dem Gebrechen unserer Mutter.<br />

Es muss im Jahr 1944 gewesen sein, als wir im Hochsommer gegen Abend<br />

gerade dachten die täglichen Pflichten wären zu Ende, da erschien völlig<br />

ausser Atem ein Bekannter bei meiner Mutter: „Das Heu in der Wiese<br />

müssen Sie sofort heimholen, denn es wird ein Gewitter geben, sonst ist die<br />

ganze Arbeit futsch.“<br />

Die Deutschen Besatzer hatten aber ein Verbot erlassen, dass die Kinder am<br />

späten Abend nicht auf die Strasse durften und verboten war es auch Kinder<br />

mit solch schweren Arbeiten zu beschäftigen.<br />

Doch mussten wir an den Wintervorrat für die Kaninchen denken und so<br />

machten wir beide uns allen Geboten und Verboten zum Trotz mit dem 4

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