Alnatura Magazin - Dezember 2017
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HERSTELLER-REPORTAGE<br />
Die süße Königin der Wüste<br />
Wie bringt man eine Redakteurin so richtig auf die Palme?<br />
Ganz einfach, man fährt sie mit einem Hubwagen bis in die Kronen der<br />
Dattelpalmen. Das <strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> war Ende September<br />
bei der Ernte der edlen Medjoul-Datteln in Israel dabei.<br />
Datteln, die noch nicht ihre<br />
volle Reife erreicht haben.<br />
Von den süßen Früchten gibt<br />
es über 1 500 Sorten.<br />
Der schmale Wüstenstreifen zwischen Totem und<br />
Rotem Meer heißt Arava und liegt östlich der Wüste<br />
Negev an der Grenze zu Jordanien. Oasengefühle treten<br />
auf beim Anblick der Dattelpalmen, die das Dorf Hatzeva umgeben.<br />
Es ist kein normales Dorf, sondern ein Moshav, ein landwirtschaftlicher<br />
Zusammenschluss von vielen israelischen Familien.<br />
So ähnlich wie ein Kibbuz, nur ökonomisch freier. Die Bewohner<br />
beziehungsweise Mitglieder des Moshav dürfen Eigentum besitzen<br />
und ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Dennoch ist<br />
der Kollektiv- und Gemeinschaftsgedanke sehr ausgeprägt.<br />
»Keine Ahnung, wie viele Menschen hier insgesamt leben,<br />
aber wir sind 140 Familien«, antwortet Monique lachend auf<br />
die Frage nach der Einwohnerzahl des Moshav Hatzeva. »Wir<br />
teilen die landwirtschaftlichen Geräte und tauschen gegenseitig<br />
das Obst und Gemüse, das wir anbauen, sodass jeder von allem<br />
genug hat.« Monique und ihr Mann Shavl haben den Moshav<br />
vor 42 Jahren mit gegründet und bauen mit ihrem Schwiegersohn<br />
Rami Datteln und Mangos auf hundert Dunam an, das<br />
sind circa zehn Hektar. Die Tochter Dacit ist Lehrerin im Ort und<br />
die Köchin der Familie. Andere Familien bauen Tomaten,<br />
Gurken, Auberginen oder Melonen an. Von Beginn an bewirtschaften<br />
Monique und Shavl ihre Datteln und Mangos ökologisch.<br />
»Das macht mehr Arbeit, weil wir keine Insektizide gegen<br />
eine Spinnenart einsetzen dürfen, die eine einträgliche Dattelernte<br />
verhindern kann. Wir achten peinlich genau auf Sauberkeit<br />
im Feld. Lassen keine Feldabfälle liegen, säubern sämtliche<br />
Kisten und Materialen, die bei der Ernte zum Einsatz kommen,<br />
damit sich dort kein Ungeziefer wohlfühlt«, erklärt Shavl.<br />
Die Ernte der Medjoul-Datteln beginnt Ende August und<br />
endet Mitte Oktober. Im Gegensatz zu Feigen, Rosinen und<br />
anderen Trockenfrüchten reifen und trocknen die Medjoul-<br />
Dattelfrüchte direkt am Baum. Sie bleiben so lange auf der<br />
Palme, bis sie reif, weich und süß sind. Nur die weichen, bereits<br />
bräunlichen Früchte werden per Hand geerntet, die<br />
gelben Früchte sind noch hart und unreif. Sie werden beim<br />
zweiten, dritten oder vierten Durchgang gepflückt.<br />
Unterstützt werden die israelischen Farmer auf dem Feld<br />
und in den Verpackstationen von thailändischen Arbeitskräften,<br />
die einen Fünf-Jahres-Vertrag haben und einen staatlich festgelegten<br />
Mindestlohn von 24 Schekel (6 Euro) sowie freies Logis<br />
erhalten.<br />
In mehreren Durchgängen fahren die Erntearbeiter mit<br />
einem Hubwagen hoch in die Palmkrone und schütteln den<br />
Fruchtstil, der von einem Netz gegen Vogelfraß geschützt<br />
wird. Es fallen nur die reifen Früchte ins Netz.<br />
<strong>Alnatura</strong> <strong>Magazin</strong> 12.<strong>2017</strong> 17