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E_1929_Zeitung_Nr.072

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W72 - <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE - REVUE AUTOMOBILE 21<br />

Die Shell-Strasse Im Engadin.<br />

Die Shell-Strasse. welche nächstens ihrer Vollendung<br />

entgegengeht, ist im Hinblick auf die verschiedenen<br />

automobilsportlichen Veranstaltungen,<br />

die zum ersten Male vom 19. bis 25. August im<br />

Engadin durchgeführt werden, gebaut worden.<br />

Diese Strasse soll im speziellen dem für den. 20.<br />

August vorgesehenen Kilometer-Lance dienen.<br />

Welche Bewandtnis hat es nun mit dieser Skell-<br />

Strasse ? Diese Bezeichnung gilt den ersten drei<br />

Kilometern der Strecke Samaden—Pontresina. Der<br />

Ausgangspunkt bildet die kleine eiserne Brücke<br />

über den Inn bei Samaden und das Ende befindet<br />

sich bei Punt Murail. Die Inn-Ebene wird durch<br />

den Strassenzug diagonal durchschnitten und breitet<br />

sich südlich von Samaden in ein grosses Dreieck<br />

aus, dessen Basis vom Inn gebildet wird und<br />

die Spitze sich gegen das Berninatal erstreckt.<br />

Genannte Strasse<br />

Hauptstras.se, welche nach St. Moritz führt, ab und<br />

läuft parallel der Rätischen Bahn bis nach Station<br />

Punt Murail.<br />

Aus welchen Gründen diese drei Kilometer lange<br />

Strecke offiziell Shell-Strasse getauft wurde, soll<br />

nachstehend in Kürze erklärt und im besondern<br />

der Beweggrund zum Bau dieser internationalen<br />

Rennstrecke hervorgehoben werden.<br />

Sir Henry Deterding, der geniale Leiter des<br />

•Weltkonzerns der Royal Dutch Shell, ist ein begeisterter<br />

Bewunderer unseres Landes und zählt<br />

jedes Jahr zu den bekanntesten Kurgästen und<br />

aktiven Sportleuten von St. Moritz. Die letzten<br />

Winter vom Kurverein St. Moritz, welchem der<br />

sympathische Gemeindepräsident Herr Nater vorsteht,<br />

gemachte Anregung zur Durchführung der<br />

nun Tatsache gewordenen Automobil-Rennwoche,<br />

hat auch Sir Henry Deterding sehr interessiert.<br />

Im Engadin fehlte jedoch bis heute eine Strasse,<br />

welche den technischen Anforderungen zur Erlangung<br />

von grossen Geschwindigkeiten, wie sie bei<br />

einem Kilometer-Lance auftreten, genügen konnte.<br />

Sir Henry Deterding hat keinen Augenblick gezögert,<br />

dem Organisationskomitee seine Unterstütz<br />

zung zu versichern und ihm auf grosszügige Art<br />

und Weise zum Bau dieser Rennstrecke zu verhelfen.<br />

Ohne diese Mithilfe wäre das Komitee<br />

kaum in der Lage gewesen, dieses Kilometer-Rennen<br />

zu veranstalten.<br />

Auf Grund eines vom bekannten Ingenieur und<br />

ehemaligen Präsidenten der Zentralsportkommission<br />

des A. C. S., Prof. Delessert in Genf, abgegebenen<br />

Gutachtens, dessen Kompetenz in Strassenbaufragen<br />

allgemein geschätzt wird, wurde beschlossen,<br />

die ersten drei Kilometer der alten Strasse<br />

Samaden—Pontresina vollständig abzuändern und<br />

i'mzubauen. Die ehemalige Strecke, eine Bergstrasse<br />

von kaum 4,5 m Breite, bestand teilweise<br />

aus einem schwachen Steinbett und gewöhnlichem<br />

Schotterbelag; sie genügte jedoch dem schwachen<br />

Verkehr, besonders vor der Zulassung des Automobils<br />

im Kanton Graubünden, vollständig. Der<br />

damalige Verkehr ist mit dem heutigen gar nicht<br />

zu vergleichen. Orientiertmgshalber sei bemerkt,<br />

dass der Durchgangsverkehr in dieser Saison zwischen<br />

Samaden und Pontresina täglich zirka 600<br />

Tourenwagen und auf der Strecke Samadeu—St.<br />

Moritz täglich zirka 110(K-Wagen beträgt.<br />

Die Pläne dieser neuen *Strasse sind von Prof.<br />

Delessert gemeinsam mit Herrn Bezirksingenieur<br />

Fontana in Samaden ausgearbeitet worden. Die<br />

Kosten belaufen sich auf mehr als 220000 Fr.<br />

Die frühere Breite hätte natürlich keineswegs<br />

den Anforderungen genügt, weshalb die Fahrbahn<br />

durchgehend auf 6 m Breite gehalten wurde. Das<br />

Steinbett ist ergänzt worden und wurde mit einem<br />

modernen Belag, der sog. Abnützungsschicht, überdeckt.<br />

Diese letztere besteht fü_r die Aniahrts- und<br />

Ausfahrtsstrecke, d. h. für den ersten und dritten<br />

Kilometer, in einer bituminösen Makadamdecke und<br />

für, den eigentlichen Kilometer-Lance aus einem<br />

Mexphaltbelag, d. h. einer heiss eingewalzten Mischung<br />

von Splitt, Sand und Mexphalt-Bitumen.<br />

Diese Belagsmasse, Topeka genannt, kommt in der<br />

Schweiz und im Auslande jährlich in zunehmendem<br />

Masse zur Ausführung, so speziell für Stadt-<br />

Durchgangsstrassen mit grossem Verkehr. zweigt bei Samaden von derund Im<br />

Laufe dieser Bausaison werden allein bei uns mehr<br />

als 400000 qm nach diesem System eingebaut<br />

werden.<br />

Schon in den letzten Jahren sind bereits mehrere<br />

hunderttausend Quadratmeter Mexphaltbeläge<br />

ausgeführt worden. Einige davon sind schon vor<br />

dem Krieg eingebaut worden und haben während<br />

dieser 16jährigen Periode ihre Widerstandsfähigkeit<br />

und damit ihre Wirtschaftlichkeit aufs beste<br />

bewiesen.<br />

Der Belag ist monolith, äusserst dauerhaft, in<br />

keiner Weise schlüpfrig und wird speziell von den<br />

Automobilisten dank seiner ebenen und praktisch<br />

wellenlosen Fahrbahn besonders geschätzt. Die<br />

Strasse liegt in vollständig gerader Linie und ist<br />

f.uf einer Länge von zirka 2,5 km fast horizontal.<br />

Die letzten 500 m liegen in der Kurve mit Radien<br />

von 850 und 500 m.<br />

Es ist ferner bemerkenswert, dass auf Veranlassung<br />

von bekannten Rennfahrern, wie Divo,<br />

Benoit, Morel etc.. die Strassenborde auf der ganzen<br />

Länge durch einen Abschlussstein aus Zement<br />

gekennzeichnet sind und den Rennfahrern als Richtungszeiger<br />

dienen. Sonst weisen die Strassenborde<br />

weder Hecken, Mauern, Pfosten oder sonstige Hindernisse<br />

auf, welche den Fahrer irgendwie verwirren<br />

könnten. Selbst die Telephonstangen für die<br />

elektrische Zeitabnahme sind 20 m vom Strassenrand<br />

zurückversetzt worden. Der Bau der Fahrbahn<br />

und ihre speziellen Eigenschaften in bezug<br />

auf Fahr- und Gleitsicherheit lassen punkto Rekordzeiten<br />

vom St. Moritzer internationalen Kiloroeterrennen<br />

Verschiedenes erwarten. Die Ausführung<br />

der ganzen Arbeit wurde vom Organisationskomitee<br />

in Verbindung mit dem dortigen Bezirksingenieur<br />

der Stuag, Schweiz. Strassenbau-Unternehmung<br />

A.-G., übertragen.<br />

Was die Veranstaltung selbst anbetrifft, wünschen<br />

wir dem Organisationskomitee für diese neue<br />

und grosse Automobilkonkurrenz den besten Erfolg.<br />

Dank der unermüdlichen und zähen Arbeit, welche<br />

übrigens eine besondere Eigenschaft unserer bündnerischen<br />

Miteidgenossen darstellt, ist St. Moritz<br />

auch speziell für den Automobilisten ein dauernder<br />

Anziehungspunkt geworden.<br />

J Fernere, Dipl.-Ing. ><br />

Die Shell-Strasse, auf der das Kilometerrennen zum<br />

Austrag gelangt.<br />

La route Shell (avant son elargissement) oü se<br />

courra la course du kilometre lance.<br />

La reeeption de la route Shell.<br />

Jeudi, par un temps süperbe, a* eu lieu la collaudation<br />

officielle par le Comite d'org&nisation de<br />

la premiere Semaine internationale automobile de<br />

St-Moritz de la route Shell devant servir atux<br />

epreuvea du Kilometre lancö. Cette route. longue de<br />

3,2 km, large de 6 metres, a ete specialement amenagee<br />

avec un revetement a liant bitumineux, de<br />

fac.on ä ce que la surface soit la plus roulante possible<br />

tout en offrant le maximum de securite pour<br />

\ea coureurs. Ces conditions permettent de realiser<br />

W plus grandes allures et il est ä esperer qu« les<br />

as dejä inscrits pourront atteindre leur maximum<br />

de vitesse gräce ä la construetion de cette Chaussee 1<br />

moderne.<br />

La: route Shell, situee dans le cadre magnifique<br />

entre Samaden et Pontresina. constituera une attraction<br />

nouvelle au developpement du tourisme<br />

automobile de la Haute-Enjadine, ce qui a- ete<br />

Äouligne par le repräsentant du canton des Grisons.<br />

M. le conseiller d'Etat Hartmann.<br />

Aü cours de lar reeeption officielle aui a suivi,<br />

des remerciements ont 6te adre&ses par le President<br />

du Comite d'örganisation, M. Na-ter & la Compagnie<br />

Shell pour la generosite, ainsi qu'ä IOULS<br />

ceux qui ont pris part ä la! r&rüsation de cette<br />

grande manifestation qu'est la Semaine internationale<br />

de St-Moritz.<br />

Le pareours et le profil de<br />

la course du Kilometre lanei<br />

de Samaden-Punt-Murarl.<br />

Plan:<br />

Echelle<br />

1:50000<br />

Profil:<br />

Echelle<br />

1:5000<br />

»ntjr»rxiUA<br />

SAMADEN<br />

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