E_1929_Zeitung_Nr.072
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N°72 — 1920 AUTOMOBIL-REVUE — REVUE AUTOMOBILE 27<br />
Fortsetzung von Seite 25.<br />
schädigt wurde. In Chur, wo um 17.05 Uhr<br />
die Kontrollkarte eingeworfen wurde, erachtete<br />
man einen kurzen Verpflegungshalt<br />
als zweckmässig und startete um 17.33 Uhr<br />
für den letzten grossen Teil der Prüfung.<br />
Nun ging die Fahrt dem Rhein entlang<br />
hinauf gegen Reichenau mit einem Abstecher<br />
über Flims (18.04 Uhr), dann hinunter nach<br />
Ilanz und wieder dem Vorderrhein entlang<br />
nach Truns (19 Uhr). Dort setzte sich Herr<br />
Eberhard wiederum ans Lenkrad, führte den<br />
# Profil der. Bergfahrt<br />
Wagen nach Disentis (Ankunft 17.25 Uhr),<br />
woselbst eine Kontrolle über den Zustand des<br />
Motors und des Wagens dessen tadelloses<br />
Funktionieren bestätigten. Nach dem Tanken<br />
von 25 Liter Benzin und dem Eingiessen von<br />
einem Liter Oel in das Kurbelgehäuse (um<br />
'das Oelniveau zu ergänzen), stand der Wagen<br />
nach einer Viertelstunde wiederum<br />
reisefertig bereit.<br />
Die letzte Etappe.<br />
Sedrun wurde um 19.55 Uhr durchfahren.<br />
Von da an beginnt die Strasse nach dem<br />
Oberalp zu steigen, der am späten Abend<br />
(20.22 Uhr) überfahren wurde, als sich die<br />
letzten Sonnenstrahlen anschickten, hinter<br />
der Furka zu verschwinden. Mit den Scheinwerfern<br />
ging die Fahrt hinunter nach Andermatt<br />
(Höhe 1444 Meter, Durchfahrt 20.40<br />
Uhr), weiter durchs Urserntal nach Realp,<br />
die Furka hinan (Vorbeifahrt 21.30 Uhr) und<br />
durch die vielen Kehren gegen Gletsch hinsei<br />
(10.25 Uhr) erstreckt sich die Abfahrt<br />
nach Innertkirchen überr 21 km, die in 50 Minuten<br />
erledigt waren. In Meiringen erfrischte<br />
nochmals ein kleiner Halt die Insassen (Abfahrt<br />
24.00 Uhr). In rascher Fahrt besuchte<br />
man nochmals den ßrünig (0.15 Uhr), sah<br />
Brienz um 0.30 Uhr und passierte in rascher<br />
Fahrt das rechte Ufer des Brienzersees. Drei<br />
Minuten vor dem fixierten Termin, am 1. August<br />
um 0.57 Uhr, stand der Wagen wiederum<br />
vor dem Kursaal Interlaken, woselbst<br />
ein Polizeibeamter die Ankunft im Bordbuch<br />
bestätigte.<br />
Interessante Erlebnisse.<br />
Erfreut über die zeitgeroässe Ankunft stellten<br />
die beiden Führer den Brennstoffverbrauch<br />
fest. Dreizehn Liter Benzin blieben<br />
noch im Reservoir. Es ergibt sich daraus ein<br />
Totalverbrauch von 87 Litern, was 13,16 Liter<br />
auf 100 km ergibt. Diese Verbrauchsziffer<br />
ist sehr beachtenswert, weil ein Teil<br />
der Strecke, die über zahlreiche Pässe mit<br />
beträchtlichen Steigungen führte, im ersten<br />
und zweiten Gang befahren werden musste.<br />
Das Oelniveau war vorschriftsmässig und<br />
der Oelverbrauch stellte sich auf 10 Liter für<br />
661 km oder auf 100 km bezogen ein Verbrauch<br />
von 1,51 Liter, Dieses ausserordentliche<br />
Ergebnis muss den hervorragenden<br />
Eigenschaften der Oelmarke Voltod von Shell<br />
zugeschrieben werden. Nach der Fahrt benötigte<br />
der Wagen den Ersatz von 2 Liter<br />
Kühlwasser, ohne jemals gekocht zu haben.<br />
Der Totalverbrauch an Wasser beläuft sich<br />
somit auf 3 Liter, wobei der Wagen insgesamt<br />
11,171 Meter Steigung überwand. Die<br />
Steigungen variierten zwischen 2,5 Prozent<br />
und 7,71 Prozent im Mittel und 13 oder 14<br />
Prozent im Maximum.<br />
Zusammenfassend darf man sagen, dass<br />
der Wagen 661 km über 13 Pässe zurücklegte<br />
und sich dabei tadellos bewährte. Besonders<br />
betont werden muss die relativ<br />
starke Belastung von 194 kg auf eine Plferdekraft<br />
und der geringe Verbrauch an Oel und<br />
Benzin, alles Ergebnisse, die für einen Tourenwagen<br />
von wesentlicher Bedeutung sind.<br />
Die Monastella mit ihrem lV^LiternMotor<br />
bewies damit ihre spezifische Leistungsfähigkeit<br />
für grosse Touren auf schweren Bergstrassen.<br />
Erwähnt man noch, dass die Motorhaube<br />
nur ein einziges Mal geöffnet<br />
werden musste, um einen Liter Oel ins Kur-<br />
unter, wo (ein zehnminütiger Halt unterwegs<br />
im Hotel Belvedere abgerechnet) der<br />
Wagen um 21.45 Uhr anhielt. Zwanzig Minuten<br />
später verliess man nach abermaligem<br />
Platzwechsel bei klarer Nacht das Hospiz,<br />
um am Südanstieg der Qrhnsel die gut ausgebauten<br />
Strassenkuryen hinaufzuklettern.<br />
Herr Lanz führte den Wagen für die letzte<br />
Etappe der Bergpnüfungsfahrt. Von der Grimbelgehäuse<br />
zu giessen und weiss man ferner,<br />
dass keine einzige Kerze defekt oder<br />
verölt worden ist, trotzdem der Motor ständig<br />
zum Bremsen benutzt wurde, dann erkennt<br />
auch der Laie die erstklassigen Eigenschaften<br />
der Monastella.<br />
Der benutzte Wagen, dessen Eigentümer<br />
Herr Eberhard ist, hatte vor der Fahrt bereits<br />
mehr als 5000 km hinter sich und ist<br />
gleich gebaut wie alle andern Serienwagen.<br />
Diese 24-Stundenfahrt war kein Rennen,<br />
sondern eine Dauerfahrt, denn die gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Geschwindigkeiten<br />
sind überall innegehalten worden. Das Stundenmittel<br />
beträgt 27,588 km für die Gesamtstrecke,<br />
für einzelne Strecken erhob es sich<br />
auf maximal 29,52 km.<br />
Interessant ist die Feststellung, dass unterwegs<br />
verschiedene Wagen passierten, die<br />
einen drei- und vierfachen Zylirtäerinhait<br />
aufwiesen und 'bei Belastungen, die nur %<br />
derjenigen der Mona^tella betrugen, ins Kochen<br />
kamen und jedesmal mehrere Liter<br />
Wasser dringend benötigten. Die Monastella<br />
kam nie ins Kochen.<br />
Die Bremsen spielen für eine derartige<br />
Dauerfahrt über gefährliche Bergstrassen<br />
eine ausschlaggebende Rolle. Am Ende der<br />
Fahrt waren dieselben so intakt wie vorher,<br />
trotzdem sie unterwegs stark benützt, aber<br />
nie nachgestellt wurden. Eine ebenso grosse<br />
Rolle für das Durchhalten einer 24-Stundenfahrt<br />
auf Alpenstrassen ist dem Oel zuzuschreiben.<br />
Die verwendete iMarke Shell-<br />
Völtol hat in allen Beziehungen die Anforderungen<br />
voll und ganz erfüllt. Der Motor<br />
blieb trotz den grossen Beanspruchungen<br />
leistungsfähig und in allen Teilen gut erhalten.<br />
Ob der Wagen ober geteerte oder mit<br />
Steinen übersäte Strassen fuhr, ob er die<br />
Bergstrassen hinauf oder hinunter sich bewegte<br />
oder um eine Kurve passierte: seine<br />
StrassenhaJtung war stets vorzüglich. Es<br />
zeigten sich keine Vibrationen, keine Verdrehungen<br />
und sonst keine anderweitigen<br />
Belästigungen der Insassen. Auch auf den<br />
schlechtesten Strassen gestaltete sich das<br />
Fahren angenehm. Die geräumige Karosserie<br />
und die weiche Federung ermöglichten eine<br />
Fahrt ohne Ermüdung der Insassen durch<br />
Beengung.<br />
wlt.<br />
Stunden ^Zuverlässigkeit«-* und Dauerfahrt<br />
auf 6 Zylinder RENAULT 8 HP unter der Kontrolle der<br />
Automobil-Revue 661 Kilometer Bergstrassen und i3 Alpenpässe.<br />
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