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Berliner Zeitung 28.11.2018

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10 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 278 · M ittwoch, 2 8. November 2018<br />

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Berlin<br />

Der Plan<br />

gegen die<br />

Clans<br />

Offene Stellen<br />

werden<br />

zügiger besetzt<br />

Behörden beschließen<br />

abgestimmtes Vorgehen<br />

Senat will Verwaltungen<br />

attraktiver machen<br />

Mehrere <strong>Berliner</strong> Behörden wollen<br />

gemeinsam gegen kriminelle<br />

Mitglieder arabischstämmiger<br />

Großfamilien vorgehen. Unter Federführung<br />

von Innensenator Andreas<br />

Geisel (SPD) beschlossen sie am<br />

Montagabend einen Fünf-Punkte-<br />

Plan, dessen Eckpunkte der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> vorliegen. Darin geht es um<br />

den Aufbau einer „Koordinierungsstelle<br />

Organisierte Kriminalität“, die<br />

Einziehung illegal erworbener Vermögen<br />

und um Präventions- und<br />

Ausstiegsszenarien für Angehörige<br />

der Großfamilien. Dasist der Plan:<br />

1. Konsequente Ahndung von Regelverstößen:<br />

Niedrigschwelliges Eingreifen<br />

imVorfeld und Umfeld der organisierten<br />

Kriminalität, zum Beispiel<br />

bereits bei Profilierungsfahrten<br />

mit PS-starken Autos und bei Ordnungswidrigkeiten.<br />

2. Vermögen einziehen: Die rechtlichen<br />

Möglichkeiten zur Vermögensabschöpfung<br />

sollen intensiviert werden.<br />

Die Generalstaatsanwaltschaft<br />

gründet eine Spezialabteilung zur Abschöpfung<br />

kriminellen Vermögens.<br />

Sie bindet die Senatsverwaltung für<br />

Finanzen ein, etwa bei der Vermögensschätzung.<br />

3. Verstärkte Gewerbe- und Finanzkontrollen:<br />

DieZahl steuerrechtlicher Gewerbekontrollen<br />

soll erhöht werden,<br />

der Informationsaustausch zur Verhinderung<br />

von Geldwäsche soll verbessert<br />

werden. Ein Punkt lautet<br />

auch: „Konsequente Anzeige von<br />

Steuerstraftaten“ und entsprechende<br />

Hinweise durch alle beteiligten Behörden<br />

an die Finanzverwaltung. Es<br />

stellt sich die Frage, obSteuerdelikte<br />

bisher nicht angezeigt wurden.<br />

4. Einstieg verhindern, Ausstieg ermöglichen:<br />

Erarbeitung eines ressortübergreifenden<br />

„phänomenbezogenen<br />

Landesrahmenkonzepts“ zur<br />

Entwicklung präventiver Maßnahmen<br />

und entsprechender Ausstiegsszenarien.<br />

5. Ressortübergreifende Zusammenarbeit:<br />

Aufbau einer neuen „Koordinierungsstelle<br />

Organisierte Kriminalität<br />

zum 1. Dezember beim Landeskriminalamt.<br />

Ein erstes Treffen der<br />

beteiligten Ressorts soll es noch in<br />

diesem Jahr geben.<br />

An dem sogenannten Clan-Gipfel<br />

nahmen neben Geisel auch Justizsenator<br />

Dirk Behrendt (Grüne) mit der<br />

Generalstaatsanwältin Margarete<br />

Koppers und Finanzsenator Matthias<br />

Kollatz (SPD) teil. Außerdem waren<br />

Experten der jeweiligen Verwaltungen,<br />

der Polizei sowie Neuköllns Bürgermeister<br />

Martin Hikel (SPD) dabei,<br />

weil Neukölln bei der Zusammenarbeit<br />

der Behörden bereitsVorreiter ist.<br />

Kriminelle Mitglieder einiger großer<br />

Clans fallen immer wieder durch<br />

Drogenhandel, Raubüberfälle, Einbrüche<br />

und Gewalt auf.<br />

Geisel erklärte: „Alle beteiligten<br />

Stellen sehen die Notwendigkeit des<br />

gemeinsamen Handelns.“ Das Treffen<br />

sei ein „erster wichtiger Schritt“<br />

zur Bekämpfung organisierter krimineller<br />

Strukturen gewesen. (kop.)<br />

Als jemand aus dem Clan-Milieu erschossen<br />

wurde, kamen viele zur Beerdigung. DPA<br />

„Quadratisch,<br />

praktisch, gut ist<br />

langweilig“<br />

Peter Strieder,Investorenberater und<br />

Ex-Stadtentwicklungssenator,warnt: Der<br />

rot-rot-grüne Senat baut Schlafvorstädte<br />

wie in den 70-er Jahren. Er empfiehlt<br />

eine Mischung aus Arbeit und Wohnen auf<br />

innerstädtischen Gewerbegebieten<br />

Beim Blick vonder Dachterrasse<br />

des Verlagsgebäudes<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in der<br />

Alten Jakobstraße kommen<br />

Peter Strieder Erinnerungen.<br />

„Da drüben ist mein alter Wahlkreis“,<br />

sagt er und deutet mit der<br />

Hand Richtung Stallschreiberstraße.<br />

Strieder war Bürgermeister von<br />

Kreuzberg, später Senator für Umwelt<br />

und Stadtentwicklung. Als SPD-<br />

Chef choreografierte er 2001 den<br />

Sturz des Regierenden Bürgermeisters<br />

Eberhard Diepgen (CDU) und<br />

lotste mit Klaus Wowereit die SPD in<br />

den ersten rot-roten Senat. 2004<br />

musste er in der Tempodrom-Affäre<br />

zurücktreten. Er ging in die Privatwirtschaft,<br />

wurde Betreuer und Türöffner<br />

von Immobilieninvestoren.<br />

Seit zwei Jahren ist er selbstständig.<br />

Jetzt, mit 66 Jahren, hat er offenbar<br />

wieder Lust auf die politische Arena.<br />

Herr Strieder, vor kurzem forderten<br />

Siebei einer Ausstellungseröffnung in<br />

Kreuzberg, der Senat solle mehr Stadt<br />

wagen. Wasmeinen Siedamit?<br />

Die wachsende Stadt Berlin<br />

braucht dringend neue Wohnungen.<br />

Aber die Koalition aus SPD, Linken<br />

und Grünen blockiertsich beimWohnungsneubau<br />

selbst. Einerseits hat<br />

man verabredet, 200 000Wohnungen<br />

zu bauen, aber aus Angst vorKonflikten<br />

mit den Wählernwirdnichts entschieden.<br />

Die Linkspartei hat sich<br />

vorgenommen, nur noch ihreMilieus<br />

zu bedienen und keine Konflikte einzugehen,<br />

die sich bei der nächsten<br />

Wahl nicht auszahlen. Es ist richtig,<br />

Mieter zu schützen, Mietsteigerungen<br />

zu bremsen, Milieuschutzgebiete<br />

auszuweiten und Spekulation zu verhindern.<br />

Aber das reicht nicht. Berlin<br />

wächst und muss sich verändern.<br />

Wie bitte? Der Senat hat doch gerade<br />

erst 14 neue Stadtquartiere definiert,<br />

in denen mehr als 40 000Wohnungen<br />

entstehen sollen. Insgesamt hat die<br />

Bausenatorin Flächen für 199 000<br />

neue Wohnungen ermittelt.<br />

Undwas passiert? DieBürger protestieren<br />

gegen die Verdichtung auf<br />

ihrem Innenhof und gegen die Bebauung<br />

der grünen Wiese vor ihrer<br />

Haustür. Aus Angst vor den Wählern<br />

wirdnichts entschieden und deshalb<br />

zu wenig gebaut.<br />

Sollen die 14 Gebiete denn aufgegeben<br />

werden?<br />

Darankann die Verwaltung gerne<br />

weiterarbeiten. Biszur Fertigstellung<br />

wird es Jahrzehnte dauern. Und<br />

dann entstehen Schlafvorstädte –<br />

wirtschaftlich günstig, quadratisch,<br />

praktisch, gut. Weder sozial noch<br />

kulturell noch funktional gemischt,<br />

aber langweilig. Ökologisch sinnlos,<br />

weil es Pendlerströme erhöht.<br />

Berlin braucht aber Wohnungen,<br />

viele und die auch noch schnell …<br />

Richtig. Die Stadt wächst weiterhin<br />

rasant, laut Senatsprognose von<br />

2017 bis 2030 um 150 000 Menschen.<br />

Aber schon 2017 kamen rund 39 000,<br />

überwiegend aus dem Ausland, also<br />

ohne Wahlrecht. Mit Blick auf die<br />

nächsten Wahlen sind sie im Kalkül<br />

der Linkspartei nicht relevant, deshalb<br />

lohnt sich kein Konflikt für die<br />

Zuzügler. Berlin boomt weiterhin,<br />

deshalb brauchen wir mehr Neubau<br />

und zwar in der Stadt.<br />

Es gibt Platz für 200 000 Wohnungen<br />

in der Innenstadt?<br />

Das ist machbar.Was macht Berlin<br />

so attraktiv? Das ist die <strong>Berliner</strong><br />

Mischung: Der Laden im Erdgeschoss,<br />

imHinterhof der Handwerker<br />

oder das Start-up und darüber<br />

Wohnen. Eine dicht bebaute Stadt,<br />

mit unterschiedlichen Gebäudehöhen,<br />

vielfältigen Fassaden und mit<br />

Menschen aller Schichten wie in<br />

ZUR PERSON<br />

Peter Strieder, gebürtig aus Nürnberg,ist Jurist. Er studierte Rechtswissenschaften an der<br />

Universität Regensburg.InBerlin arbeitete er von1980 bis 1992 als Richter.<br />

In die Politik ging er 1992 als Bezirksbürgermeister vonBerlin. Von1996 bis 2004 war er<br />

zunächst Umwelt-, später Stadtentwicklungssenator.Die Ermittlungen gegenihn im Zusammenhang<br />

mit der Tempodrom-Affäre wurden 2007 eingestellt.<br />

Schöneberg, Prenzlauer Berg,Kreuzberg.<br />

Diese Mischung macht die<br />

Stadt lebendig und attraktiv. Das<br />

meine ich mit „mehr Stadt wagen“<br />

im Gegensatz zur eintönigen Vorstadt.<br />

Eine Stadt will auch schön<br />

sein. Platz dafür bieten die Industrieund<br />

Gewerbeflächen im ganzen<br />

Stadtgebiet. Das Vorhaben von Siemens,<br />

seinen alten Standort wiederzubeleben,<br />

ist für mich das Paradebeispiel.<br />

Im Gewerbegebiet Siemensstadt<br />

gibt es künftig Forschung<br />

und Lehre, Büros,Wohnungen, Einzelhandel,<br />

Restaurants. Das ist die<br />

Mischung des 21. Jahrhunderts,<br />

nicht die Trennung in Wohn- und<br />

Gewerbegebiete.<br />

Undwosollen die Gebiete entstehen?<br />

Entlang des Teltowkanals etwa,<br />

an ehemaligen Bahnflächen, in<br />

Spandau, in Marienfelde, überall<br />

gibt es riesige Gebiete.Berlin verfügt<br />

über rund 12 000 Hektar Industrieund<br />

Gewerbeflächen, die man so<br />

nutzen könnte.Die Hälfte davon übrigens<br />

in öffentlicher Hand: Berlin,<br />

Bund, Bahn und so weiter. Auf den<br />

alten Industrieflächen könnte man<br />

ohne Probleme verdichten, für die<br />

Nachbarschaft wäredas attraktiv,die<br />

Politik müsste weniger Konflikte<br />

fürchten.<br />

Warum soll es für mich attraktiv sein,<br />

in ein Gewerbegebiet zu ziehen?<br />

Dasbleibt ja kein Gewerbegebiet,<br />

sondern wird ein lebendiges, innerstädtisches<br />

Quartier. Die Stadt kann<br />

die Mischung festlegen. Die Wertsteigerung<br />

kann die Stadt abschöpfen,<br />

indem eine Sozialwohnungsquote<br />

bestimmt wird, vonmir aus 40<br />

Prozent. Die Arbeitsplätze müssen<br />

natürlich bleiben, Dienstleister,<br />

Start-ups, Handwerker, das geht<br />

heute alles in Wohnnähe. Das einzige<br />

Lärmproblem ist der Lkw-Lieferverkehr,<br />

so lange bis nur noch<br />

Elektroautos fahren.<br />

Siefordern, das neue Planungsinstrument<br />

„urbanes Gebiet“ einzusetzen.<br />

Es erlaubt ein vereinfachtes Verfahren,<br />

eine deutlich dichtere Bebauung<br />

und tagsüber mehr Lärm als in einem<br />

normalen Mischgebiet. Und das gibt<br />

keine Proteste?<br />

Bislang sind diese Areale mit einer<br />

Mauer oder einem Zaun umgeben.<br />

Für die Nachbarnsind es unbekannte<br />

Flächen. Wenn hier neue<br />

Quartiere, mit zusätzlichen Angeboten<br />

vom Ärztehaus, über den Spielplatz<br />

bis zum Supermarkt entstehen,<br />

nützt es der Nachbarschaft. Warum<br />

sollte sie protestieren?<br />

Ihre Partei hat dagegen gerade entschieden,<br />

die Randbebauung des<br />

Tempelhofer Feldes wieder auf die Tagesordnung<br />

zu setzen.<br />

Ich kann der SPD nur raten,<br />

auch auf die Stimmung in der<br />

Stadt zu schauen. Das Tempelhofer<br />

Feld brauchen wir als Kaltluftentstehungsgebiet<br />

für das Klima<br />

in der Innenstadt. Das darf nicht<br />

bebaut werden.<br />

Als Stadtentwicklungssenator wollten<br />

Siedoch auch die Bebauung?<br />

Bei uns ging es nur um einen<br />

schmalen Riegel als Lärmschutz, das<br />

Feld selber wäre nicht betroffen gewesen.<br />

In dem Riegel wären nur wenige<br />

Wohnungen und Gewerbeflächen<br />

entstanden. Das lohnt den<br />

Konflikt nicht.<br />

Washalten Sie dann von den Plänen<br />

für die Nachnutzung vonTegel?<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Im Grunde sind sie richtig, aber<br />

auch da sind mir die Nutzungen auf<br />

dem Gelände zu sehr getrennt. Es<br />

sollte ein städtisches Quartier werden,<br />

also mit der Mischung aus Arbeit<br />

und Wohnen.<br />

Das Problem beim Wohnungsneubau<br />

sind derzeit nicht fehlende Flächen<br />

und zu wenig Genehmigungen, sondern<br />

dass Baukapazitäten fehlen ...<br />

…Das ist ein Problem. Viel<br />

schlimmer sind die Hinweise, dass<br />

spekulativ Bauflächen mit Baugenehmigungen<br />

gehandelt wird.<br />

... Ja,eben, das kommt noch hinzu...<br />

Aber genau hier muss Politik doch<br />

handeln: Genehmigungen zum Beispiel<br />

schneller verfallen lassen oder<br />

Baugebote einführen. Aber grundsätzlich<br />

müssen wir neue Potenziale<br />

für Wohnungsneubau erschließen.<br />

Um den Marktzuentlasten, müssen<br />

wir so viele Wohnungen bauen, dass<br />

Vermieter um Mieter konkurrieren.<br />

Unsere Realität ist, dass erwachsene<br />

Menschen sich keine eigene Wohnung<br />

leisten können, sondern unfreiwillig<br />

Wohngemeinschaften bilden.<br />

Anders als in anderen Großstädten<br />

sinkt bei uns auch die Zahl<br />

der Single-Haushalte, weil Zusammenwohnen<br />

billiger ist.<br />

Wasist eigentlich IhreMotivation?<br />

Ich kenne viele Bauprojekte inBerlin.<br />

Dabei sind auch einige,woInvestoren<br />

nicht realisieren konnten, was<br />

sie eigentlich wollten. Bei meinem<br />

Vorschlag geht es aber nicht um einzelne<br />

Projekte, sondern um eine andere<br />

Idee von Stadtentwicklung, die<br />

Berlin attraktiver macht. Es geht<br />

nicht nur um Fertigstellungszahlen<br />

beim Neubau,sondernauchdarum,<br />

darüber nachzudenken, welche<br />

Chance der Berlin-Boom für die<br />

Stadtentwicklung bedeutet.<br />

Das letzte Mal gerieten Sie in die<br />

Schlagzeilen, als Sie für einen Investor<br />

forderten, am Leipziger Platz gar<br />

keine Wohnungen bauen zu müssen.<br />

Ichhalte Wohnungsbau an Orten,<br />

an denen aus Lärmschutzgründen<br />

eine Zwangsbelüftung erforderlich<br />

ist, weil Fenster eingebaut werden<br />

müssen, die nicht zu öffnen sind,<br />

auch dann für falsch, wenn es Luxuswohnungen<br />

sind.<br />

Erleben wir gerade die Merzisierung<br />

des Peter Strieder? Streben Sieein Amt<br />

an?<br />

Ich will mich an der politischen<br />

Debatte beteiligen, in der SPD und<br />

darüber hinaus. Aber ich strebe kein<br />

Mandat an. Ihren Vergleich mit<br />

Herrn Merz muss ich nicht nur deshalb<br />

mit aller Entschiedenheit zurückweisen.<br />

DasGespräch führten Ulrich Paul<br />

undTobias Miller.<br />

VonMelanie Reinsch<br />

Die <strong>Berliner</strong> Verwaltungen sollen<br />

besser werden, effizienter arbeiten<br />

und für Jobsuchende attraktiver<br />

werden. Der Senat hat dazu am<br />

Dienstag sein „Personalpolitisches<br />

Aktionsprogramm 2019/2020“ beschlossen<br />

–esist eine Fortführung<br />

des Aktionsprogramms von<br />

2017/2018.<br />

„Ziel ist, die <strong>Berliner</strong> Verwaltung<br />

für die personellen Herausforderungen<br />

zu wappnen, vordenen sie angesichts<br />

des großen Umbauprozesses<br />

mit hohen ausscheidenden Alterskohorten<br />

steht“, sagte Finanzsenator<br />

Matthias Kollatz (SPD). In den<br />

kommenden sechs Jahren werden<br />

rund 30 Prozent der Beschäftigten<br />

altersbedingt die Verwaltungen verlassen.<br />

Kollatz hob die schon erreichten<br />

Erfolge hervor: Manhabe die Zeit der<br />

Stellenbesetzungen von 2014 auf<br />

2017 von 5,3 Monaten auf unter vier<br />

Monate verkürzen können. Das sei<br />

ein entscheidender Schritt. „Drei<br />

Monate streben wir an“, sagte der<br />

Senator.Insgesamt gab es im vergangenen<br />

Jahr 7700 Neueinstellungen.<br />

Am schwierigsten seien Stellenbesetzungen<br />

im öffentlichen Gesundheitsdienst,<br />

erklärte der Finanzsenator.<br />

Auch für den Bereich<br />

Lehramt gelte das. Hier habe man<br />

durch die Förderung von Quereinstiegen<br />

Abhilfe schaffen können.<br />

„Der Lehrernotstand ist aber ein<br />

bundesweites Problem“, betonte<br />

Kollatz. Im Fachbereich Schule gibt<br />

es daher auch die meisten offenen<br />

Stellen: 236 Posten sind nicht besetzt.<br />

Die einzige Hauptverwaltung,<br />

in der es (Stand 1. Oktober 2018)<br />

keine offenen Stellen gibt, ist die Finanzverwaltung.<br />

Auch in den Bezirken<br />

ist Bedarf. Dort schwanken die<br />

Zahlen zwischen 90 offenen Stellen<br />

in Spandau und 244 im Bezirk Mitte.<br />

Auch die Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf soll inden noch verbleibenden<br />

zweieinhalb Jahren Regierungszeit<br />

verbessertwerden. „Familie<br />

und Beruf schließen sich im<br />

<strong>Berliner</strong> Verwaltungsdienst nicht<br />

aus. Ganz im Gegenteil“, sagte Kollatz.<br />

Man wolle entsprechende<br />

Dienstvereinbarungen für das Land<br />

Berlin abschließen, die flächendeckend<br />

gelten und den Beschäftigten<br />

zahlreiche Möglichkeiten bieten.<br />

„Der Zwischenbericht zeigt, welchen<br />

hohen Stellenwert das Thema Familienfreundlichkeit<br />

für uns hat“, betonte<br />

Kollatz weiter. Einen weiteren<br />

Schwerpunkt setzt der Senat zudem<br />

auf digitale Personalprozesse,Personalrekrutierung,<br />

-entwicklung und<br />

-management.<br />

Im ersten Halbjahr 2018 wurden<br />

in den Landesverwaltungen sachgrundlose<br />

Befristungen um 8,7 Prozent<br />

verringert. Die Charité hat sich<br />

verpflichtet, sachgrundlose Befristungen<br />

bei Neueinstellungen bis<br />

Ende desJahres um 60 Prozent zu reduzieren,<br />

bis Mitte nächsten Jahres<br />

um 90 Prozent. Aktuell sind 2660<br />

Mitarbeiter sachgrundlos befristet.<br />

Beim Unternehmen Vivantes sind es<br />

1277 Angestellte.(1. Januar 2018). Bis<br />

Juni 2019 will Vivantes die Zahl auf<br />

430 senken.<br />

Lehrer gibt es viel zu wenige, trotz des<br />

Einsatzes von Quereinsteigern.<br />

DPA

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