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Berliner Zeitung 28.11.2018

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20 28. November 2018<br />

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Vor dem Fest<br />

Von Angelika Giorgis<br />

226,7<br />

Millionen Menschenhungern in Afrika,<br />

vorallem südlich der Sahara.<br />

Bauer Boru Gemetschu lebt in der Region Dano,<br />

rund 200 Kilometer westlich vonAddis Abeba. Auf<br />

seinen Feldern baut erertragsstarke Kartoffeln,<br />

auch Rote Beete,Paprika,Zwiebeln und Tomaten<br />

an. Seine Ernteverkauft er mitgutemGewinn. Bisher lebte<br />

die Familie fast ausschließlich von Getreide. Oft hatte sie<br />

gar nichts zuessen, denn Äthiopien wird regelmäßig von<br />

schweren Dürren heimgesucht. Das führt zuMissernten<br />

undViehsterben.Dano isteine Region, in der die 1981 von<br />

Karlheinz Böhm gegründete Stiftung„Menschen für Menschen“<br />

die Bauern lehrt, Felder zu terrassieren und richtig<br />

zu bepflanzen. Sieerhalten verbessertes Saatgut und ihnen<br />

noch unbekannte Obst- und Gemüsesorten. Jetzt können<br />

die Bauernfamilien auch Vorräteanlegen. Siehalten Hühner<br />

und züchten Bienen. Die Kinder gehen zurSchule.<br />

„Menschenfür Menschen“ ist eine von230 Organisationen,<br />

dieein Spendensiegelvom DeutschenZentralinstitut<br />

für soziale Fragen (DZI), tragen. Diese Stiftung, die unter<br />

anderem vom<strong>Berliner</strong>Senat und vomBundesfamilienministerium<br />

finanziert wird, hat 1200 Initiativen dokumentiert.<br />

Nichtallekannsie einschätzen, voneinigenrät sieab.<br />

Jetztsind wieder die Spendensammler unterwegs, verschicken<br />

Überweisungsträger per Post oder klingeln an<br />

den Türen. Gerade in der Vorweihnachtszeit sind wirDeutschen<br />

bereit,anderen etwas Gutes zu tunund öffnenunsere<br />

Geldbörsen. Etwa 8,4 Milliarden Euro fließenjährlich an<br />

die hiesigen Spendenorganisationen, überwiegend an die<br />

vielen zehntausend Vereine und Stiftungen, die ausschließlich<br />

in ihrem eigenen regionalen Umfeld aktiv sind.<br />

„EtwadreiViertel der Spenden werden für humanitäreund<br />

karritative Zwecke im In- und Ausland verwendet, zum<br />

Beispiel in der Kranken- und Behindertenhilfe, der Katastrophenhilfe<br />

oder der Entwicklungszusammenarbeit.Die<br />

anderen 25 Prozentgehen in den Umwelt-und Tierschutz,<br />

werden für Kinder, Bildung, Wissenschaft und Sport verwendet“,<br />

erklärtBurkhardWilke, derGeschäftsführer vom<br />

DZI. „InDeutschland spendet etwadie Hälfte der erwachsenen<br />

Bevölkerung. Pro Spender und Jahr sind es durchschnittlich<br />

200 Euro.“<br />

Während der jeweils gespendeteBetrag überproportional<br />

zunimmt, sinkt die Zahl der Spender, weiß der Fachmann.<br />

Die Leute im Süden spenden mehr als die im Norden<br />

und die im Westenmehr alsdie im Osten. Es sind weniger<br />

Männer als Frauen. Das Durchschnittsalter liegt bei<br />

55 bis 60 Jahren. Deutschland hat international aufgeholt.<br />

Beim World GivingIndex (WGI), ein Berichtder Charities<br />

Aid Foundation, liegt unser Land jetzt auf Platz 14. Der<br />

WGI zählt jedes Jahr die Wohltätigkeit von mehr als<br />

140 Ländern.<br />

Wilkerät, nichtdem erstenbestenWohltätigkeitsverein<br />

zu vertrauen, der aufsichaufmerksam macht. Wenn stark<br />

überzogene Emotionen mitspielen, sollte man besonders<br />

vorsichtigsein. Besser seies, im eigenen Umfeld nach einer<br />

InitiativeAusschauzuhalten, der manvertrautund dortzu<br />

spenden, oder aber daraufzuachten,dassdie Organisation<br />

das DZI-Siegel trägt. Auch ist das Gießkannenprinzip<br />

wenigeffektiv.WirdeineSumme breit gestreut,erhöhtdas<br />

nur den Verwaltungsaufwand. „Man sollte maximal zwei<br />

bis drei Organisationen im Jahr fördern“,rät er.Das DZI hat<br />

aufseiner Homepagewww.dzi.de vertrauenswürdige Institutionen<br />

aufgelistet und gibt Entscheidungshilfen.<br />

Besonders wichtig ist es, bei Katastrophen, die das Leben<br />

vieler Menschen zerstören oder gefährden, Hilfe zu<br />

leisten. Das Erdbeben und der Tsunami auf Sulawesi im<br />

September 2018 hatten jedoch wenig öffentliche Resonanz.Auchder<br />

Hunger im Jemen istinnur wenigenKöpfen<br />

gegenwärtig. Die aktuelle Nachrichtenlage drängt solche<br />

Katastrophen immer mehr in den Hintergrund<br />

Spenden,<br />

die<br />

ankommen<br />

Spenden ist Vertrauenssache.<br />

Gerade vor Weihnachten wird oft um<br />

Geld geworben. Es lohnt sich aufs<br />

Spendensiegel zuachten<br />

GETTYIMAGES/ROMOLOTAVANI<br />

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