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Durchgängige sprachliche Bildung im Fach Deutsch am Übergang von der 4. in die 5. Schulstufe Primarstufe und Sekundarstufe I

Das Praxisheft 31 gibt einen breiten Einblick in die verschiedenen Lernbereiche des Faches Deutsch: Anhand von aktueller Fachliteratur werden wichtige Themen des Fachs diskutiert und mit Beispielen aus der Praxis veranschaulicht. Es werden Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten am Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe gezeigt. Die enthaltenen Materialien dienen als eine Anregung und Auswahl, die Schüler/innen und Pädagog/innen beim Übergang von der Primarstufe in die Sekundarstufe unterstützen sollen, sodass dieser Übergang zu einem vernetzten und positiven Prozess wird. Diese Broschüre soll Lehrpersonen in der Praxis und Lehrenden in der Aus-, Fort- und Weiterbildung Anregungen für die Planung, Vorbereitung und Durchführung eines Unterrichts geben.

Das Praxisheft 31 gibt einen breiten Einblick in die verschiedenen Lernbereiche des Faches Deutsch: Anhand von aktueller Fachliteratur werden wichtige Themen des Fachs diskutiert und mit Beispielen aus der Praxis veranschaulicht. Es werden Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten
am Übergang von der Primar- in die Sekundarstufe gezeigt. Die enthaltenen Materialien dienen als eine Anregung und Auswahl, die Schüler/innen und Pädagog/innen beim Übergang von der Primarstufe in die Sekundarstufe unterstützen sollen, sodass dieser Übergang zu einem vernetzten und positiven Prozess wird.

Diese Broschüre soll Lehrpersonen in der Praxis und Lehrenden in der Aus-, Fort- und Weiterbildung
Anregungen für die Planung, Vorbereitung und Durchführung eines Unterrichts geben.

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7.4 Dialogisches Lernen <strong>und</strong> das dialogische Pr<strong>in</strong>zip <strong>im</strong> Bereich<br />

des <strong>sprachliche</strong>n Handelns <strong>und</strong> <strong>im</strong> Verfassen <strong>von</strong> Texten<br />

Becker-Mrotzeck/Böttcher (2006) beschreiben drei Stufen <strong>der</strong> Schreibentwicklung. Von den ersten gezielten<br />

Schreibversuchen (ca. ab dem <strong>5.</strong> Lebensjahr), <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Orientierung <strong>am</strong> Erlebten (ca. 7. bis<br />

10. Lebensjahr) über <strong>die</strong> Phase <strong>der</strong> Orientierung an <strong>der</strong> Sache <strong>und</strong> <strong>am</strong> Leser/<strong>der</strong> Leser<strong>in</strong> (ca. 10-14 Jahre)<br />

entwickelt sich das Schreiben h<strong>in</strong> zur e<strong>in</strong>er literalen Orientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Adoleszenz. Dabei werden be<strong>im</strong><br />

„geplanten Schreiben“ beliebige Sachverhalte für unbekannte Leser/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> angemessenen Textmustern<br />

verständlich dargestellt. Das geschieht <strong>in</strong> l<strong>in</strong>ear-dialogischen Textmustern <strong>und</strong> klar argumentativen Strukturen.<br />

Es besteht <strong>die</strong> Me<strong>in</strong>ung, dass <strong>die</strong>se Kompetenzstufe nur erreicht werden kann, wenn <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem<br />

Bereich e<strong>in</strong>e entsprechende For<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung gewährleistet wird. Im Bereich <strong>der</strong> Transitionsphase<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>arstufe <strong>in</strong> <strong>die</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I kann das dialogische Lernen <strong>im</strong> Bereich des <strong>sprachliche</strong>n<br />

Handelns <strong>und</strong> des Verfassens <strong>von</strong> Texten dazu beitragen, durchgängige Lernerfolge zu ermöglichen <strong>und</strong><br />

opt<strong>im</strong>al an zuvor Geleistetes anzuschließen.<br />

E<strong>in</strong> Dialog ist ob <strong>der</strong> etymologischen Bedeutung als geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong> verantwortete Sprache, <strong>die</strong> erst <strong>im</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Sprechen <strong>und</strong> Handeln gestaltet wird, zu verstehen. Parallelen zum unterrichtlichen Handeln s<strong>in</strong>d<br />

klar zu erkennen. Unterricht ist e<strong>in</strong> „mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Lernen“. Er entsteht ebenso <strong>im</strong> dialogischen Prozess des<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Arbeitens <strong>und</strong> Sprechens. Das Lernen muss <strong>im</strong> Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommuniziert <strong>und</strong> gebildet werden.<br />

„Dialoge ermöglichen heißt e<strong>in</strong>en Unterricht ermöglichen, an dem sich alle beteiligen können. ‚Sich<br />

beteiligen’ <strong>am</strong> geme<strong>in</strong>s<strong>am</strong>en Durchdenken, be<strong>im</strong> Durchsprechen <strong>von</strong> neuen <strong>und</strong> schwierigen Sachen,<br />

<strong>von</strong> persönlichen Fragen <strong>und</strong> Beziehungen. Genau <strong>die</strong>s ist <strong>die</strong> ursprüngliche Bedeutung <strong>von</strong> Dialog.“<br />

(Geißner, 2007, <strong>in</strong>: Thiel, 2009). Beson<strong>der</strong>e Aktualität erhält <strong>die</strong>ses Zitat, wenn es unter dem Aspekt <strong>der</strong><br />

durchgängigen <strong>Bildung</strong>swege beleuchtet wird. Jede Schüler<strong>in</strong>/je<strong>der</strong> Schüler kann sich den eigenen Lernvoraussetzungen<br />

entsprechend mit se<strong>in</strong>en/ihren Erfahrungen <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> ist somit<br />

wertvoll <strong>und</strong> mitverantwortlich für das Ergebnis <strong>der</strong> Lerngeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Merkmale e<strong>in</strong>es dialogischen <strong>Deutsch</strong>unterrichts<br />

Das Schreibenlernen (verfassen <strong>von</strong> Texten) ist e<strong>in</strong> komplexer Vorgang, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Koord<strong>in</strong>ation vieler verschiedener<br />

Teilhandlungen (Vorbereitung des Wissens, Planen, Überarbeiten, Vorstellen) voraussetzt (vgl.<br />

Becker-Mrotzek & Böttcher, S. 92 ff).<br />

Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pr<strong>im</strong>arstufe als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe orientiert sich das Schreiben <strong>von</strong> Texten an<br />

folgenden Kompetenzstufen (vgl. Ziener & Kessler, 2010): Zu Beg<strong>in</strong>n werden Inhalte erf<strong>und</strong>en. Ziel ist<br />

es, <strong>die</strong> Gedanken fließen zu lassen <strong>und</strong> den Gedankenfluss zu dokumentieren. Darauf folgt <strong>die</strong> Stufe <strong>der</strong><br />

Formgebung. Ordnung wird be<strong>im</strong> Schreiben geschaffen <strong>und</strong> auch <strong>im</strong> Text erkennbar. In <strong>der</strong> f<strong>in</strong>alen Stufe<br />

erfolgt <strong>die</strong> Passung <strong>von</strong> Form <strong>und</strong> Inhalt. Auf <strong>die</strong>sen Kompetenzstufen des Schreibenlernens baut auch <strong>der</strong><br />

dialogische <strong>Deutsch</strong>unterricht auf.<br />

E<strong>in</strong> weit gespanntes <strong>und</strong> leicht verständliches Ziel wird über längere Zeit konsequent verfolgt. Die Erfüllung<br />

wichtiger Anfor<strong>der</strong>ungen aus dem Lehrplan wird <strong>in</strong> den Dienst des übergeordneten Ziels gestellt<br />

<strong>und</strong> ersche<strong>in</strong>t den Schüler/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>nvoll <strong>und</strong> lohnend, da sich <strong>der</strong> Nutzen rasch offenbart. Fortschritte<br />

werden häufig ermittelt. Das motiviert <strong>die</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen, weil sie <strong>die</strong> Chance haben, dank e<strong>in</strong>facher<br />

Kompetenzstufen <strong>und</strong> konsequenter Orientierung an Qualitäten erfolgreich zu handeln (vgl. Ruf & Ruf-<br />

Bräker, 2018).<br />

In <strong>der</strong> Praxis steht <strong>am</strong> Beg<strong>in</strong>n <strong>die</strong> pädagogische Kernidee („Ich will wissen, was <strong>in</strong> den Köpfen <strong>der</strong><br />

Lernenden vor sich geht.“), dass je<strong>der</strong>/jede Lernende e<strong>in</strong>en persönlichen Dialog mit <strong>der</strong> Sache aufnehmen<br />

<strong>und</strong> forschend handeln soll. Durch e<strong>in</strong>en formulierten Auftrag („Ich will wissen, wie du es<br />

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ÖSZ PRAXISREIHE 31<br />

<strong>Durchgängige</strong> <strong>sprachliche</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>im</strong> <strong>Fach</strong> <strong>Deutsch</strong> <strong>am</strong> <strong>Übergang</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>4.</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>5.</strong> <strong>Schulstufe</strong>

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