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Berliner Zeitung 16.02.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 40 · 1 6./17. Februar 2019 – S eite 17 *<br />

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Berlin<br />

AM WOCHENENDE<br />

Alte Schönheit: In Moabit entstehen<br />

handgemachte Stadtteilpläne<br />

Schönes Wochenende Seite 19<br />

Auf dem Trampolin: Höher, immer<br />

höher und Magenschütteln inklusive<br />

Berlin bewegt sich Seite 20<br />

Zu neuen<br />

Gipfeln<br />

BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />

Seit Oktober höre ich in dieser<br />

Stadt immer wieder einen<br />

Namen: Layla. Damit ist<br />

keine Neuauflage des Eric-<br />

Clapton-Songs gemeint, sondernein<br />

sehr angesagtes israelisches Restaurant.<br />

Der Starkoch Meir Adoni, dessen<br />

Restaurants in TelAviv und New<br />

York Kritiker begeistern, hat es eröffnet.<br />

Auch aus Berlin berichten Foodies<br />

jetzt euphorisch über Kreationen<br />

wie Forellen-Doughnuts oder<br />

Aubergine-Carpaccio.<br />

Es war nicht leicht, eine Reservierung<br />

zu bekommen, erst beim dritten<br />

Anlauf hat es geklappt. An einem<br />

Freitagabend saß ich dann mit meinem<br />

Mann und einem<br />

befreundeten<br />

Paar im Layla. Seither<br />

frage ich mich,<br />

ob dieses Restaurant<br />

der Beweis ist, dass<br />

Berlin gastronomisch<br />

nun auf Weltniveau<br />

angekommen<br />

ist.<br />

Das Essen war<br />

AUFGETISCHT<br />

Tina Hüttl<br />

warimLayla.<br />

tatsächlich Weltklasse.Dennoch<br />

verstehe<br />

ich meine<br />

Frage nicht uneingeschränkt<br />

positiv. Weltniveau bedeutet<br />

ja auch, dass etwas vom spezifischen<br />

Charakter eines Ortes zugunsten<br />

einer international kompatiblen,<br />

gehobeneren Klasse auf der Strecke<br />

geblieben ist.<br />

Im Falle des Layla deutet vieles<br />

darauf hin: Das Restaurant befindet<br />

sich im Crowne Plaza am Anhalter<br />

Bahnhof, ist also konzeptionell eine<br />

Hotelgastronomie.Das Gebäude war<br />

einmal ein Postamt und zentrale Anlaufstelle<br />

für jegliche West-<strong>Berliner</strong><br />

Post. Im Restaurant erinnert nichts<br />

mehr daran. Bücherregale als Raumtrenner<br />

sorgen für Wohnzimmeratmosphäre,<br />

bunte Sitzkissen für Farbkontraste<br />

zu dunklen Wänden. Die<br />

Tische gruppieren sich um die Küche<br />

in der Mitte. Fürs Interieur hat Meir<br />

Adoni seinen Innenarchitekten aus<br />

Tel Aviv beschäftigt. Tel Aviv, New<br />

York,das ist ganz klar die Messlatte.<br />

Leider orientieren sich auch die<br />

Preise an diesen Städten. „Casual<br />

Fine Dining“ nennt Adoni sein Konzept.<br />

Der Brotkorb kostet elf Euro,<br />

die Preise für die Vorspeisen klettern<br />

auf bis zu 23 Euro für einen Caesar<br />

Salad. Für „Something to continue“,<br />

gemeint sind die Hauptgerichte,<br />

zahlt man zwischen 29 und 39 Euro,<br />

mehr als in mancher Sterne-dekoriertenGastronomie<br />

in Berlin.<br />

So weit die Kehrseiten vomWeltniveau.<br />

Nunaber zum Essen. Dasbesagte<br />

elf Euro teure Brot, ein Sesamring,<br />

mit Olivenöl goldgelb gebacken<br />

und von drei Dips begleitet, ist ein<br />

guter Start, wenn auch nicht unbedingt<br />

sein Geld wert. Spätestens bei<br />

den Forellen-Doughnuts fürs gleiche<br />

Geld bin ich aber vonden Socken. So<br />

raffiniert habe ich die orientalische<br />

Küche noch nicht erlebt. Gegensätze<br />

werden hier aufs Harmonischste<br />

aufgelöst, wie es sonst nur die asiatische<br />

Küche beherrscht. Geräuchertes<br />

Forellenfilet in einen heißen, luftigen<br />

Fettteig mit feinstem Zuckerstaub<br />

zu packen und zu einer Mandarinensoße<br />

zu servieren, ist<br />

verrückt und genial zugleich. Nicht<br />

minder begeistertmich Panipuri, eigentlich<br />

ein frittierter indischer Teigsnack,<br />

der hier aber als hauchdünne<br />

Teighaut interpretiertund mit limettengetränkten<br />

Ceviche,<br />

Tomaten-Confit,<br />

Yuzu-Aioli, Mandeln<br />

und Aprikose<br />

belegt ist. Beim<br />

Reinbeißen knackt<br />

der Teig auf, und gibt<br />

Layla<br />

Anhalter Bahnhof<br />

Hallesche Str.<br />

100 m<br />

Stresemannstr.<br />

Wilhelmstr.<br />

Möckernbrücke<br />

fluffigen Joghurtschaum<br />

frei.<br />

Adonis Spezialgericht<br />

ist das Auberginen-Carpaccio<br />

mit<br />

über 30 Zutaten, das<br />

er in jedem seiner<br />

Restaurants anbietet.<br />

Wir bekommen es aufs Haus,<br />

weil unsereHauptgerichte länger auf<br />

sich warten lassen, eine nette Geste<br />

des sehr aufmerksamen Service.<br />

Auch hier ist die Aromenvielfalt und<br />

-intensität unglaublich. Dattelhonig,<br />

Pistazien, Feta, rohes Sesammus<br />

und getrocknete Rosenblätter mischen<br />

sich mit milden Rauchnoten<br />

der Aubergine. Als mein Hauptgericht<br />

kommt, ein marokkanisch inspirierter<br />

Eintopf mit Meeresfrüchten,<br />

wünschte ich fast, ich hätte auch<br />

ihn zum Teilen bestellt, weil die<br />

Wucht der Aromen fast zu viel wird.<br />

Das soangesagte Sharing-Konzept,<br />

das auch hier zelebriert wird, ist<br />

empfehlenswert. Das Layla bewegt<br />

sich tatsächlich auf einem neuen Niveau<br />

–man kann das als Lob und als<br />

Kritik gleichzeitig verstehen.<br />

Layla Hallesche Str.10, Kreuzberg.<br />

Täglich 18–1 Uhr.<br />

Vorspeisen 11–23 Euro,Hauptgerichte 29–39<br />

Euro,Desserts 13–17 Euro.<br />

Hallesches Tor<br />

BLZ/REEG<br />

Das Restaurant Layla könnte der Beweis<br />

sein, dass Berlin gastronomisch jetzt<br />

endgültig in der oberen Liga spielt. Das<br />

hat auch seine Schattenseiten<br />

Familienausflug<br />

Großes<br />

Gezwitscher<br />

VonBarbaraWeitzel<br />

Die Blaumeise,sosteht es im unersetzlichen<br />

Nachschlagewerk<br />

„Welcher Vogel ist das?“ aus dem Kosmos-Verlag,<br />

singt in „klaren, hellen<br />

Gesangsstrophen“, die mit einem Triller<br />

enden: „Sieh-sieh-sieh-sirr“. Der<br />

Gartenrotschwanz hingegen klingt<br />

„wehmütig“: „Hüit-teck-teck“. Ganz<br />

anders der Kleiber.Pfeift ein fröhliches<br />

„tuituituitui“ und trillertein ausgelassenes„wiüwiüwiü“<br />

hinterher.<br />

Man könnte stundenlang blättern<br />

und die Vögel förmlich singen<br />

Ein dickeLarve für den Blaumeisennachwuchs im Nistkasten<br />

IMAGO<br />

hören. Das Einzige, was noch schöner<br />

ist: ihrem Gesang draußen zu<br />

lauschen.<br />

Der Frühling naht, und mit ihm<br />

die Nistzeit. Und sounterschiedlich<br />

diese drei trällern, eines haben sie gemeinsam:<br />

Sie sind Höhlenbrüter,<br />

bauen also ihreNester in hohlen Bäumen,<br />

Mauerlöchern und Felsspalten<br />

–oder in Nistkästen und -häusern,<br />

die Menschen für sie angelegt haben.<br />

Wie man das macht, kann man am<br />

Sonntag im Ökowerk lernen.<br />

Das wird auch dem Wendehals<br />

gefallen. Ein Specht, der nicht nur<br />

nicht trommelt, der es auch nicht vermag,<br />

eigene Nisthöhlen anzulegen<br />

und deshalb die vonanderen Spechtarten<br />

verwendet. Er klingt übrigens<br />

so:„Gja-gjä-gjä“. Daswollen wir nicht<br />

verpassen. Bauen wir ihm ein Haus.<br />

Nistkästen selbst gebaut! Naturschutzzentrum<br />

Ökowerk, Teufelsseechaussee 22 (Grunewald).<br />

So 11.30–15.30Uhr (Ein- und Ausstiegbis<br />

15 Uhr jederzeit). Kosten:15EurojeNisthilfe

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