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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 40 · 1 6./17. Februar 2019 B1<br />
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Service<br />
Mit Australiens Tierwelt<br />
auf Tuchfühlung<br />
Reise, Seite B2<br />
Die Strippenzieher hinter den<br />
Kulissen des Handels<br />
Karriere, Seite B5<br />
Pfiffige Detailsfür die optimale<br />
Kofferraumnutzung<br />
Mobile Welten, Seite B9<br />
Esist wieder dunkel geworden.<br />
Die Müdigkeit kriecht<br />
mir in die Knochen. Aber ich<br />
bin zum Nachtskifahren verabredet.<br />
Das geht eindeutig gegen<br />
den Biorhythmus, denke ich, zumal<br />
die Dame am Hoteltresen wohlmeinend<br />
verkündet, die Sauna sei jetzt<br />
aufTemperatur.Aber ichmuss los.<br />
Nachtskifahren –dazu genügt es<br />
auf der Nightslope des Hausbergs<br />
Schmittenhöhe in Zell am Seeund in<br />
anderen Skiorten, wo es angeboten<br />
wird, dass es dunkel ist. Wenn die<br />
Berge rundherum im Schwarz versunken<br />
sind, wird meist gegen<br />
18.30 Uhr das Flutlicht angeknipst,<br />
es entsteht ein leuchtender Korridor<br />
am Hang. Bis 21Uhr, dann wird er<br />
wieder abgeschaltet. Alles andere<br />
ließe sich schwerlich mit den Ruhezeiten<br />
der Mitarbeiter,der Maschinisten<br />
und Techniker harmonisieren,<br />
die noch mal Kontrollfahrten mit der<br />
Bahn machen, die Sessel säubern<br />
und die Piste nach dem Tagesbetrieb<br />
wieder auf Vordermann bringen.<br />
Romantik und pure Stille<br />
Den tieferen Minusgraden trage ich<br />
mit zwei Zusatzschichten im Zwiebellook<br />
Rechnung, es fehlt die wärmende<br />
Sonne. Obwohl die Luft<br />
schon ohne Fahrtwind ins Gesicht<br />
schneidet, bricht mir auf dem Fußweg<br />
zur Ebenberg-Bahn in voller<br />
Montur mit Skischuhen an den Hakken<br />
der Schweiß aus. AmLift ist die<br />
Lage entspannt. Die Sessel machen<br />
wie gewohnt ihre Kehrtwenden.<br />
Doch es fährtniemand mit. Da knallt<br />
mir schon der nächste Liftsessel in<br />
die Kniekehlen. Ichsitzeund schwebe<br />
im nächsten Moment durch eine<br />
Wolke flirrender Schneepartikel, die<br />
das Scheinwerferlicht reflektieren.<br />
Es ist absolut ruhig und mein<br />
Temperaturempfinden pendelt sich<br />
mit den Höhenmetern wieder ein.<br />
Die Nightslope liegt rechts von mir,<br />
wie ein breites, weißes Band, erhellt<br />
von Lichtmasten, die alle paar Dutzend<br />
Meter aufgestellt sind. Flutlicht<br />
wie auf einem Sportplatz, der in<br />
Schieflage geraten ist. Der Sessel federtweiterden<br />
Hang hinauf, da sehe<br />
ich zwei kleine schwarze Striche weiter<br />
oben, die ersten Nachtskifahrer<br />
des Abends. Sie sausen vorbei und<br />
verursachen das erste markante Geräusch<br />
seit ich im Lift sitze. Einkältegedämpftes<br />
Schaben, als sei es im<br />
Tonstudio erzeugt.<br />
Oben angekommen, ist alles wie<br />
am Tage –aber auch wieder nicht. Im<br />
richtigen Moment aufrichten und<br />
Flutlicht an,<br />
Piste frei!<br />
Auf Nachtskifahrer in Zell amSee wartet ein ganz spezielles<br />
Wintersport-Erlebnis insonderbar gedämpfter Atmosphäre<br />
Von Stefan Weißenborn<br />
Frische Schneedecke und leere Pisten: Nachtskifahren ist ein Erlebnis.<br />
KURZ UND KNAPP<br />
STEFAN WEISSENBORN<br />
Die Nightslope in Zell am See ist dienstags,<br />
donnerstags und freitags jeweils<br />
von 18.30 Uhr bis 21 Uhr in Betrieb –<br />
vonWeihnachten bis März. Die Benutzung<br />
ist imMehrtagesskipass eingeschlossen.<br />
Einzelkarte zwölf Euro,<br />
ermäßigt sechs. Flutlichtpisten gibt es<br />
auch im bayerischen Inntal<br />
(hocheck.com),inTirol (kuehtai.info)<br />
oder der Schweiz (chaeserrugg.ch).<br />
über die Rampe aus der Gefahrenzone<br />
gleiten. Sichtprobleme? Null. Den<br />
leuchtenden Korridor kann man<br />
nicht übersehen. Dass ich meine Skibrille<br />
vergessen habe, ist nicht<br />
schlimm, es handelt sich ja um ein<br />
getöntes Modell fürden Tag.<br />
Sich jetzt den Ruck zu geben, um<br />
die menschenleere Piste hinabzusausen,<br />
bedeutet, die Augen vom<br />
Ufo Zell amSee da unten zulösen.<br />
DerBlick auf die leuchtende Stadt ist<br />
toll. Vonden vielen Dreitausendern<br />
der Ostalpen aber ist gar nichts zu<br />
sehen. Ich habe schon länger nicht<br />
auf den Brettern gestanden und<br />
muss schauen, dass ich heil runterkomme.Doch<br />
gelernt ist offenbar so<br />
einigermaßen gelernt. Glück, Verstand,<br />
ein bisschen Können. Die<br />
Pistenraupe, die nach dem Tagesgeschehen<br />
noch mal losbrummt, hat<br />
den Hang für die Nachtschwärmer<br />
ordentlich planiert. Später im Jahr,<br />
gegen März, wenn die Sonne schon<br />
stärker ist und die Oberflächen anschmilzt,<br />
könnte es aber passieren,<br />
dass diese nachts tatsächlich vereisen.<br />
Deshalbendet die Nachtskifahr-<br />
Saison auch zu dieser Zeit. Risiken<br />
werden nicht eingegangen.<br />
Gemütlichkeit und Traditionen<br />
Eine Einkehr steht auf dem Plan.<br />
Oben am Lift geht‘sden spärlich beleuchteten<br />
Ziehweg zur Ebenbergalm<br />
–einer mit dicker Schneedecke<br />
dekorierten Holzhütte –entlang. An<br />
der Traufe leuchten im Schein des<br />
Außenlichts lange Eiszapfen.<br />
Wirt Helmut, ein Graubart inLederhose,serviertKaasnockn<br />
in einer<br />
gusseisernen Pfanne. „Gibt es keine<br />
Teller?“ Die Frage kontert ermit einer<br />
Gegenfrage: „Warst du noch nie<br />
hier?!“ Im Pinzgau essen alle aus einer<br />
Pfanne,wennesums Traditionsgericht<br />
geht. Dann kommt der<br />
Schnaps aufs Haus. Es ist ja auch<br />
schon irgendwie Nacht. „Jetzt musst<br />
du aber los“, mahnt mich Helmut.<br />
Draußen ist die Stadt in einer<br />
diffusen Suppe versunken, nur ein<br />
orangefarbener, glimmender Wattebausch<br />
ist im Talnoch zu sehen,<br />
aber keine Spur der Zivilisation<br />
mehr. Eine leichte Decke hat sich<br />
auch über die Piste gelegt, die sich<br />
jetzt ganz weich fahren lässt. Schade,<br />
denn gleich wird das Licht auf<br />
der Piste ausgeknipst. Und dann<br />
bricht die wirkliche Nacht an, an<br />
der Schmittenhöhe.<br />
Die Reise wurde unterstützt von Zell<br />
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