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Familienhaus<br />
reloaded<br />
Für Mensch und Umwelt:<br />
Modernes Wohnen in Berlin<br />
Inwiefern hat sich ein modernes Familienhaus<br />
gewandelt, was planen <strong>Berliner</strong><br />
Architekten für Familien –und was entsteht<br />
gerade im öffentlichen Wohnungsbau<br />
in der Hauptstadt? Ein kleiner Überblick<br />
über interessante Projekte.<br />
Gemeinschaft erleben. „Wir als Architekten<br />
suchen, nach Henry David Thoreau, weniger<br />
nach dem was neu ist, sondern nach<br />
Raumfigurationen, die nie alt werden“,<br />
meint Jörn Köppler vom Architekturbüro<br />
Köppler Schubert Türk Architekten. Dass<br />
sich die wirklichen Bedürfnisse von Familien<br />
geändert haben, findet er nicht: „Die Architektur<br />
bildet diese Bedürfnisse schon lange<br />
ab, und grundlegend sind sie auch gleichgeblieben.”Dazu<br />
zählt laut Köppler der Wunsch<br />
nach einem ausgewogenen Verhältnis von<br />
gemeinschaftlichen und eigenen Räumen.<br />
Etwas jedoch hat sich eindeutig verschoben<br />
heutzutage: die Nutzung der Küche. Früher<br />
ein Raum, der nur für das Vor- und Zubereiten<br />
der Mahlzeiten genutzt wurde, ist<br />
sie heutzutage ein Ort, an dem sich Familie<br />
und Freunde treffen und verweilen. Sie hat<br />
das Wohnzimmer von einst ersetzt. Köppler<br />
berücksichtigt in der Planung deshalb gern<br />
Wohnküchen, um die herum sich die weiteren<br />
Zimmer des Hauses anordnen.<br />
Flexibilität einplanen. Peter Henn, Architekt<br />
von Kosima Haus, betont, dass sich die Bedürfnisse<br />
der Kunden –wenn sie eine Familie<br />
gründen –hinsichtlich der Fläche ändern:<br />
„Da ist Freiheit beim Wohnen gefragt. Die<br />
Leute, die früher in Prenzlauer Berg gewohnt<br />
haben, ziehen jetzt aufs Land, wo die Kinder<br />
im eigenen Garten spielen können.“ Es<br />
gibt Kunden, die planen jetzt schon nach<br />
Spanien oder in ein anderes warmes Land<br />
zu ziehen, wenn die Kinder aus dem Haus<br />
sind, erzählt Henn. Die wollen ein Haus,<br />
das ihren Bedürfnissen als Familie in den<br />
nächsten 20 Jahren gerecht wird –bis sie<br />
es wieder verkaufen und sich von dem Geld<br />
woanders einen schönen Lebensabend machen.<br />
Andere planen wirklich langfristiger<br />
mit ihrem Haus. Da wird dann schon beim<br />
Bau berücksichtigt, dass das Haus später<br />
einmal teilbar sein soll, damit zwei abgeschlossene<br />
Wohnbereiche entstehen können<br />
–zum Beispiel damit ein Teil später vermietet<br />
werden kann und dadurch regelmäßige<br />
Einnahmen entstehen.<br />
Ein veränderbarer Grundriss<br />
machtdas Haus fit<br />
für alle Lebensphasen.<br />
Die „Dependance“ imGarten. Köppler und<br />
seine Partner planen gern zusätzlich zum<br />
Haupthaus ein Gartenhaus, sofern es die<br />
Grundstücksverhältnisse zulassen –und das<br />
sei, so meint er, fast immer der Fall, denn<br />
dafür reiche in der Regel eine Fläche von<br />
zehn oder fünfzehn Quadratmetern: „Das<br />
Gartenhaus kann zum Beispiel zuerst als Arbeitszimmer<br />
genutzt werden“, erläutert er.<br />
„Dadurch kann der Garten und damit die<br />
Natur am Haus ganz anders erfahren werden.“<br />
Köppler malt ein Bild, das, wenn man<br />
sich hineinversetzt, richtig Lust macht auf<br />
ein eigenes persönliches Reich: „Man kann<br />
sich vorstellen, am Sommerabend spät durch<br />
den Garten zu diesem Gartenhaus zu gehen,<br />
um etwas zu lesen oder zu arbeiten und dabei<br />
noch einmal die Atmosphäre des in der<br />
Dämmerung liegenden Gartens mit Rückschau<br />
auf das Haus in sich aufnehmen. Später,<br />
wenn die Kinder größer werden, kann<br />
dieses Häuschen für einen Jugendlichen ein<br />
eigenes, selbstbestimmtes Refugium werden.”Und<br />
wenn die Kinder ausziehen, wird<br />
es zum Gästehaus oder auch wieder zum<br />
Gartenhaus, in dem man arbeitet oder seinen<br />
Träumen nachhängt.<br />
Familienfreundlich und bezahlbar. Pepitahöfe<br />
ist der Name des derzeit größten Wohnungsneubauprojekts<br />
von Berlin. Es besteht<br />
aus 1.024 Mietwohnungen und ist ein<br />
gemeinschaftliches Bauprojekt der beiden<br />
landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften<br />
degewo AG und WBM GmbH. In Havelnähe,<br />
nah am Spandauer Forst, entstehen dort<br />
Wohnungen von einem Zimmer von rund<br />
30 Quadratmetern bis hin zu fünf Zimmern<br />
mit rund 145 Quadratmetern. Vonden fertigen<br />
Wohnungen, das sind derzeit 812,<br />
sind bereits 80 Prozent vermietet. Christof<br />
Lang, Pressesprecher der WBM, ist stolz<br />
auf das Projekt: „Wir zeigen hier gemeinsam,<br />
dass bezahlbare, familienfreundliche<br />
Wohnungen in hoher architektonischer<br />
Qualität realisiert werden können. Wich-