Berliner Zeitung 25.05.2019

14 * Berliner Zeitung · N ummer 120 · 2 5./26. Mai 2019
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Berlin/Brandenburg
POLIZEIREPORT
Zwischen Lkw eingeklemmt.
Beieinem schweren Auffahrunfall ist
am Freitag in Kreuzbergein Pkw zwischen
zwei Lastwagen eingeklemmt
worden. DieFeuerwehr wurde um
11.17 Uhrzur Kreuzung Gitschiner,
Ecke Alexandrinenstraße alarmiert
und rückte mit 40 Leuten an.„Indem
Auto waren zwei Personen eingeklemmt,
die wir mit hydraulischen
Mitteln befreien konnten“, sagte ein
Feuerwehrsprecher.Die beiden
Männer seien inzwischen in zwei
Krankenhäuser gebracht worden.
75-Jähriger überfallen.
Ein75-jähriger Mann ist am Donnerstagabend
in Charlottenburg-
Nord mit einem Messer verletzt worden.
Laut Polizei betrat er gegen
18.30 Uhrein Mehrfamilienhaus im
Kirchnerpfad und ging in den Mieterkeller.Dabei
folgte ihm ein Mann.
Im Keller bedrohte der Täter den 75-
Jährigen mit einem Messer und verlangte
dessen Geldbörse.Als der
Überfallene die Herausgabe verweigerte,stach
ihm der Räuber mit dem
Messer in einen Oberarm. DerAngegriffene
wehrte sich und wurde mit
dem Messer am Oberkörper verletzt.
DerTäter bedrohte den Mann verbal
und verlangte erneut das Portemonnaie.Der
Senior verweigerte weiterhin
die Herausgabe,worauf der Räuber
flüchtete.Der 75-Jährige kam in
ein Krankenhaus,das er nach der Behandlung
wieder verlassen konnte.
Restaurant angezündet.
Unbekannte haben in der Nacht
zum Freitag in Wilhelmstadt ein Lokal
in Brand gesetzt. Gegen 1.40 Uhr
entdeckte eine Polizeistreife das
Feuer in dem Mexikanischen Restaurant
in der Pichelsdorfer Straße.
Feuerwehrleute löschten die Flammen.
Drei Bewohner des Mehrfamilienhauses,indessen
Erdgeschoss
sich das Lokal befindet, kamen mit
dem Verdacht auf Rauchvergiftung
in eine Klinik. DieErmittlungen
übernahm ein Brandkommissariat
beim Landeskriminalamt. (kop.)
Glanz der Moderne
Die Villa Grisebach zeigt noch bis Dienstag Kunstwerke, Design und Kunstgewerbe
VonNikolaus Bernau
Eswirdoft ignoriert: DieModerne
der 20er-Jahrekonnte
witzig sein, feiern, ulken. In
der Vorauktions-Ausstellung
der Villa Grisebach an der Fasanenstraße,
die bis Dienstag läuft,
steht man schnell voreiner Wand mit
Postkarten. Mit denen haben die
Bauhäusler inWeimar 1923 zur ersten
Bauhaus-Ausstellung eingeladen.
Spillrige Figürchen vonPaul Klee und
fliegende Architekturen von Ludwig
Hirschfeld-Mack, knallhartes Machergesicht
von Herbert Bayer, Wassily
Kandinskys Raumfahrtvision,
Feiningers gotische Kirche.
Die Berlinische Galerie war geschlossen,
das Bauhaus-Archiv ist
geschlossen, das Berliner Kunstgewerbemuseum
hat sich auch im Jahr
des Bauhaus-Jubels in seiner Ruhe
eingepuppt: Einige Zeit konnte die
Villa Grisebach behaupten, die einzige
wirkliche Berliner Bauhaus-
Ausstellung mit Kunst, Kunstgewerbe
und Design der Zwanziger
und Dreißiger zu zeigen. Aber in der
vergangenenWoche wurde das Dach
der Berlinischen Galerie glücklich als
standfest befunden, der für Herbst
angekündigten Ausstellung mit dem
Bauhaus-Archiv zum Bauhaus-Design
steht also nichts mehr im Weg.
Dennoch: Der Weg in die Fasanenstraße
lohnt sich immer noch.
Dort erlebt man, wohnzimmerlich
arrangiert, die gutsituiert-bürgerliche
Lebenswelt der Zwanziger
und Dreiziger. Zu sehen sind silberne
Biedermeierschalen neben
coolen Eierbechern von Wilhelm
Wagenfeld, Grafiken, Ölgemälde,
Spielzeug und Schreibtisch-Tütenlampen,
die in die Fünfziger vorwegweisen.
Zur Moderne gehören auch
hier Schrecknisse: Paula Strauss, die
Designerin des hinreißenden Kaffeeund
Teeservices aus Silber von 1926,
starb in Auschwitz. Herbert Bayer
Die schwungvollen Sessel von Mies van der Rohe, 1927
Das Silberbesteck von Naum Slutzky,
1930 GRISEBACH/DENISE BODDEN
Frankfurter Küche von Margarete Schütte-Lihotzky, 1929
Das Services aus Silber von Paula
Strauss, 1926 GRISEBACH/KAREN BARTSCH
NIKOLAUS BERNAU
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NIKOLAUS BERNAU
diente sich mit seiner Grafik den Nazis
an. Die wunderbare Geschirrgestalterin
Marguerite Friedländer
überlebte nur dank der Niederländer
und Amerikaner –die Berliner KPM
nutzte ihre Designs schamlos bis
mindestens 1938.
Eine kleine Gruppe müssten die
Museen sofort kaufen: Auf diesen
schwungvollen Sesseln von Mies van
der Rohe wurde nach dem Krieg in
der Galerie Rosen der bundesdeutsche
Kunsthandel neu begründet.
Später fanden sie sich im Wohnhaus
des Architekten GeorgHeinrich, dem
West-Berlin einige seiner besten Sozialbauten
verdankt, etwa im MärkischenViertel.
Immer wieder entdeckt
man solche Kulturgeschichte.Der Architekt
Fritz Block ließ sich für sein
von Naum Slutzky gefertigtes Silberbesteck
ein Buffet bauen: ganz dunkles
Holz und harte Kante.Esblitzt auf,
als sich die Schubladen öffnen, elegante
Formen. Die Blocks konnten
bei der Flucht vor den Nazis ihren
Hausstand retten. Wenige Schritte
weiter steht eine Küchenwand aus
Frankfurt, bis 2001 war sie im Gebrauch.
Elfenbeinweiß, Metallschuber.
Gedacht war diese Küche von
Grete Schütte-Lihotzky als Instrument
zur Befreiung der
Frau von ineffizienter
Koch- und Haushaltsarbeit.
Am Ende des
Rundgangs eine Grafik
vonErich Schilling,
„Zeitgemäße Umverwandlung“.
Ein modernistisch
gekleideter
Mann steht in einem streng
modern eingerichteten Zimmer
–aber an all den Stahl und das Glas
sind nette Rokoko-Spiraldekors
montiert. Die konnten auch über
sich lachen, die coolen Modernen.
Ausstellung: Villa Grisebach, BauhausForever,
Fasanenstr.25, bis Dienstag, tägl. 10-18 Uhr.
NACHRICHTEN
Oberbaumbrückewird
teilweise gesperrt
Ab Montagfrüh müssen Auto- und
Fahrradfahrer auf der Oberbaumbrücke
mit massiven Beeinträchtigungen
rechnen: „Aufgrund starker
Verkehrsbelastung in den vergangenen
Jahren muss die Brücke,die die
Stadtteile Kreuzbergund Friedrichshain
über die Spreeverbindet, dringend
saniertwerden“, teilte die Verkehrsverwaltung
am Freitag mit.
„Insbesonderesind die erheblichen
Schäden am Fahrbahnbelag zu beseitigen.“
DieBauarbeiten sollen am
27. Maiumsieben Uhrmorgens
beginnen und voraussichtlich bis
November dauern. In dieser Zeit
müssen sich in Fahrtrichtung KreuzbergAutofahrer
und Radler eine
gemeinsame Spur teilen. In Fahrtrichtung
Friedrichshain, so die Verkehrsverwaltung,
„verbleibt ein
Fahrstreifen für den Individualverkehr,der
Radverkehr wirdunter
den Arkaden parallel zum Gehweg
geführt.“ Es wirdalso eng. (BLZ)
Haus in Friedenau
symbolisch besetzt
AusProtest gegen den langjährigen
Leerstand eines großen Altbaus in
Friedenau hat eine Gruppe das
Haus kurzzeitig und eher symbolisch
besetzt. Etwa zehn Menschen
aus der Nachbarschaft seien am
Freitagmittag für eine halbe Stunde
in das Haus eingedrungen. Siehätten
Transparente aufgehängt, sagte
ein Mitglied der Gruppe.Dann habe
man das Haus wie geplant freiwillig
wieder verlassen. DiePolizei war am
Nachmittag vorOrt.Die Protestierer
kritisierten, dass das Haus mit 16
Wohnungen seit Jahren leer stehe
und verfallen würde.Die Besitzerin,
eine alte Frau, sei überfordertund
lasse es weder sanieren noch verkaufe
sie es.Der BezirkTempelhof-
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werden. (dpa)
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