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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 136 · 1 5./16. Juni 2019 19 *<br />
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Schönes Wochenende<br />
STADT, LAND, MENSCH<br />
Zum Ersten,<br />
zum Zweiten<br />
und zum ...<br />
KOCHSTUNDE<br />
Rezept der Woche<br />
Masala-Chai-Porridge<br />
Bringt die<br />
Stiftung Warentest ihre<br />
zuvor geprüften Geräte<br />
unter den Hammer,wird<br />
auch dem Auktionator<br />
Jörg Soller so einiges an<br />
Schauspiel geboten<br />
VonJörg Niendorf<br />
Auktionator Jörg Soller freut sich auf das Eventpublikum, die Technikfans und die abgezockten Schnäppchenjäger. SABINE GUDATH (2)<br />
Die schönsten Chancen<br />
sind die verpassten<br />
Chancen –selbst wenn es<br />
nur die ganz kurze Aussicht<br />
auf einen Lockenwickler oder<br />
Saugroboter zum Schnäppchenpreis<br />
war.Fast hätte es geklappt! Undsogar<br />
dieses „Fast“ hat seine feste Gemeinde<br />
in Berlin: Sie findet sich am<br />
heutigen Sonnabend wieder in einer<br />
Schöneberger Halle ein, denn es ist<br />
Auktionstag der Stiftung Warentest.<br />
Haushaltsgeräte und Elektronik kommen<br />
unter den Hammer, und ganz<br />
viele Leute sitzen dann dem Versteigerer<br />
Jörg Soller gegenüber, die nur<br />
ein einziges Maldie Hand heben werden,<br />
danach aber aus dem Rennen<br />
aussteigen. Dieses Event-Publikum<br />
kennt Soller, der Mann mit dem Versteigerungshammer,nur<br />
zu gut. Aber<br />
dann sind da freilich noch die Technikfans,die<br />
hier einkaufen, die abgezockten<br />
Schnäppchenjäger, die Touristen,<br />
die Neugierigen. JörgSoller ist<br />
der, der „wer bietet mehr“ sagt –und<br />
ihm selbst wird auch viel geboten an<br />
so einem Tag.<br />
„Ein wenig Lampenfieber hilft an<br />
diesen Samstagen“, sagt der 49-Jährige,der<br />
für das Auktionshaus Asset-<br />
Orb, einen klassischen Industrieversteigerer,<br />
arbeitet. Meist hat er<br />
mit riesigen Maschinenparks aus Insolvenzen<br />
zu tun. Heute stehen 400<br />
„Prüfmuster“, die für die Zeitschrift<br />
Test untersucht wurden, auf dem<br />
Programm: Hair Curler, Handstaubsauger,<br />
Handys, Fernseher und so<br />
fort. 300 bis 400 Menschen drängen<br />
sich im Saal, der in einem Industriebau<br />
am Bahnhof Schönebergliegt.<br />
Wenn Soller jedes Gerät einzeln<br />
zur Auktion aufruft –ein Schulranzen<br />
aus der „Edition Strahlebär“,<br />
Startpreis 60 Euro, oder ein Saugroboter<br />
„LGVRH950 MSPCM“ mit gefordertem<br />
Mindestgebot von 170<br />
Euro –braucht er bei solchen Ansagen<br />
auch Humor,erzählt er.Erist ein<br />
ruhiger, eher gelassener Norddeutscher,<br />
nun lächelt er in sich hinein.<br />
Doch verlassen kann er sich ohnehin<br />
darauf, dass die Nachfrage riesig ist.<br />
Es gibt genug Anwesende, die eben<br />
nicht nur so aus Spaß mal mitbieten,<br />
sonderndie abräumen wollen. Keine<br />
zehn Prozent aller „Positionen“ –so<br />
das Versteigerungsdeutsch –blieben<br />
übrig, sagt Ralf Petzold, der Eigentümer<br />
des Auktionshauses. Auch Petzold<br />
steht seit Jahren vorn am Pult,<br />
alle drei Monate ist ein Termin der<br />
Wenn der Hammer fällt, ist es vorbei. Man kauft wie gesehen.<br />
Stiftung Warentest. Diese testet am<br />
laufenden Band die Waren des Alltags,sie<br />
kauft sie eigens dafür an.<br />
Je nachdem, wie hart die Geräte<br />
getestet wurden, sind die Einstiegspreise<br />
gestaffelt. Hat ein Smartphone<br />
etwa den „Fall- und Regentest“<br />
hinter sich, liegt das geforderte<br />
Mindestgebot eher niedrig.„Und der<br />
Rest ist dann Sache des Publikums“,<br />
sagt JörgSoller –das heißt, es kommt<br />
darauf an, wie weit es sich hoch-<br />
schaukelt. Soller hat Spaß an der Dynamik<br />
und der spontanen „Interaktion“,<br />
wie er sie nennt. Alles geht<br />
schnell zur Sache.Frühmorgens dürfen<br />
die Besucher unten in der Halle<br />
die Waren anschauen, sie notieren<br />
sich die Nummern. Ein oder zwei<br />
Stunden später bieten sie, und bei<br />
Erfolg geht man sofort zur Kollegin<br />
an der Kasse zum Zahlen, danach<br />
wieder runter zum Mitarbeiter in der<br />
Halle, woman das erbeutete Stück<br />
einpackt. Wenn es denn so leicht zu<br />
transportieren ist. Sonst reicht die<br />
Abholung am Montag oder Dienstag.<br />
Die Preisaufschläge für das Auktionshaus<br />
und Steuernliegen bei etwa<br />
25 Prozent.Werfür 100 Euro etwas ersteigert,<br />
zahlt 124,85 Euro. Und man<br />
kauft –eine alte Auktionsregel –„wie<br />
gesehen“, ohne Garantieansprüche.<br />
Allerdings prüft die Stiftung Warentest<br />
alle Geräte eigens vorder Versteigerung<br />
noch mal auf ihre Funktion,<br />
man hat ja einen Rufzuverteidigen.<br />
Versteigerung am 15 .6.ab10Uhr,Besichtigung<br />
der Warenab8Uhr,Auktionshaus AssetOrb, Werdauer<br />
Weg23, 10829 Berlin. Nächste Termine<br />
am 28. September,30. November<br />
Wahrscheinlich ist ein warmes, zimtig-nussiges Porridge<br />
das Letzte, das Sie bei diesem Wetter (33 Grad! Hitzegewitter!)<br />
in Berlin wollen. Aber halt, denken Sienoch mal drüber<br />
nach, denn: DasMasala-Chai-Porridge kommt aus dem Buch<br />
„Gunpowder –Die moderne indische Küche“ (ars vivendi,<br />
26 Euro) von Harneet Baweja, Devina Seth und Nirmal Save;<br />
alle drei stammen aus Indien –Baweja und Seth aus Kalkutta,<br />
Save aus Mumbai. Gefunden haben sie sich in London, wo sie<br />
zusammen das Restaurant Gunpowder eröffneten. Porridge<br />
isst man in Indien gerne morgens –dem feucht-heißen Wetter<br />
trotzen die Inder mit einem feucht-heißen Frühstück. DieGewürzmischung<br />
des Chais wiederum gilt wie der Ingwer in der<br />
ayurvedischen Medizin als anregend und stärkend. Und das<br />
klingt doch bei diesen hochsommerlichen Temperaturen genau<br />
richtig. (alm.)<br />
Zutaten<br />
200 gBulgur<br />
1l Mandelmilch<br />
2ELGhee<br />
2ELkandierter Ingwer,fein gehackt<br />
4Teebeutel Masala Chai<br />
1Prise Meersalz<br />
ZumServieren: Pistazien, zerdrückt<br />
Mandelblättchen, geröstet<br />
frische Beeren<br />
Zubereitung<br />
Einen großen Topf mit Deckel bei mittlerer Temperatur erhitzen.<br />
Bulgur, Mandelmilch, Ghee, Ingwer, Teebeutel und Salz<br />
zufügen und zum Köcheln bringen. DieHitzereduzieren, den<br />
Deckel auflegen und unter gelegentlichem Rühren 20 Minuten<br />
ziehen lassen, bis das Getreide weich und sämig ist. Falls nötig,<br />
während des Garens noch etwas Mandelmilch und Wasser zugießen.<br />
DieTeebeutel herausnehmen und mit einer Gabel an<br />
der Topfinnenseite ausdrücken. DenPorridge vermengen. Auf<br />
4kleine Schüsseln verteilen, mit Pistazien, Mandelblättchen<br />
und Beeren garnieren und servieren.<br />
dem Bordstein spannen West-<strong>Berliner</strong><br />
Laken und Decken auf. Männer,<br />
TIPPS<br />
Frauen und Kinder nutzen die letzte<br />
Chance und springen mit ihrem nötigsten<br />
Hab und Gut indie Freiheit.<br />
Kurz darauf werden Türen und Fenster<br />
der Grenzhäuser zugemauert, die<br />
Wohnungen geräumt und die Bewohner<br />
zwangsumgesiedelt.<br />
In der Bernauer Straße ereignet<br />
sich am 15. August 1961 die Flucht<br />
Die Messe: Textile ArtBerlin, Sa 10 bis<br />
18 Uhr,So10bis 17 Uhr,Eintritt: Tageskarte<br />
13 Euro, Dauerkarte 19 Euro, Ermäßigungen<br />
für Studenten, Schüler und<br />
Hartz-IV-Empfänger,freier Eintritt für Kinder<br />
unter 16 Jahren, Ackerstraße 76,<br />
des Grenzsoldaten Conrad Phorms-Campus.<br />
Schumann. Das berühmte Fluchtfoto<br />
prangt riesig an einer Brandmauer<br />
direkt am U-Bahnhof Bernauer<br />
Das Staunen: Moden-Show, Sa 19 Uhr,<br />
Theatersaal, Eintritt: 10 Euro.<br />
Straße.<br />
Hörstationen und Videos zeigen,<br />
wie der Alltag so direkt an der Mauer<br />
war.Die Kapelle der Versöhnung erzählt<br />
Die Teilung: Gedenkstätte <strong>Berliner</strong>Mauer,<br />
Dokumentationszentrum mit Dauerausstellung,Bernauer<br />
Straße 111, Eintrittfrei.<br />
von der Zerstörung, die mit<br />
der Teilung der Stadt und dem Mauerbau<br />
Das Erkunden: Tastführung: DieBernauer<br />
einherging. Die Versöh-<br />
Straße nach dem Mauerbau, So 15 Uhr,<br />
nungskirche lag mitten auf dem Todesstreifen<br />
Kosten: 3,50, ermäßigt 2,50 Euro.<br />
und wurde 1985 ge-<br />
sprengt. Farbenfroh umhüllt. Knöpfe der Knopfmacherin Helene Weinold. HELENE WEINOLD Geschichte vor Ort. Gedenkstätte <strong>Berliner</strong> Mauer an der Bernauer Straße. HOHMUTH