02.07.2019 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 04 / 2019

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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Macher & Märkte |<br />

kollege Jörn Schwarze. Wie kann man diese<br />

Grenzen am besten überwinden?<br />

Stefanie Haaks: Ja, das stimmt, es waren<br />

0,6 Prozent, im gesamten Verkehrsverbund<br />

Rhein-Sieg hingegen war die Zahl sogar<br />

rückläufig. Wir sind stärker gewachsen<br />

als die Einwohnerzahl <strong>Köln</strong>s und liegen auf<br />

bundesweitem Niveau. Insofern ist das ein<br />

Erfolg. Wenn wir größere Kapazitäten hätten,<br />

könnten wir unsere Angebote stärker bewerben<br />

und somit noch mehr Kunden gewinnen.<br />

Bei den Linien 4 und 18 setzen wir zur Entlastung<br />

bereits Zusatzbusse ein, im Dezember<br />

haben wir mit der neuen Linie 179 außerdem<br />

eine Entlastung für die Stadtbahn-Linie<br />

9 geschaffen. Mit der Fertigstellung der Nord-<br />

Süd-Stadtbahn und der Ertüchtigung der Ost-<br />

West-Achse sowie dem Kauf neuer Bahnen<br />

hoffen wir nochmals auf einen großen Schub<br />

bei den Fahrgastzahlen.<br />

w: Ein großes Thema ist<br />

dabei die Linie 1 von Weiden West nach<br />

Bensberg, also die Ost-West-Achse. <strong>Die</strong> soll<br />

im Innenstadtbereich vom Heumarkt bis<br />

zum Eisenbahnring/Aachener Weiher unterirdisch<br />

verlaufen, für die Linie 9 soll es<br />

ab Neumarkt ebenfalls mit einem Abzweig<br />

unterirdisch weitergehen. Angesichts der<br />

Tatsache, dass der Einsturz des <strong>Köln</strong>er<br />

Stadtarchivs nun zehn Jahre zurückliegt,<br />

was waren Ihre ersten Gedanken zum weiteren<br />

U-Bahn-Bau in <strong>Köln</strong>s City?<br />

Stefanie Haaks: <strong>Die</strong>ses Unglück war natürlich<br />

schrecklich. Wenn man neu in die Stadt<br />

kommt, wo jeder vierte Bürger über eine<br />

Jahreskarte verfügt, also eine enge Verbundenheit<br />

zur KVB besteht, hofft man, dass so<br />

eine Katastrophe die weiteren Planungen<br />

nicht behindert und vor allem, dass so etwas<br />

nicht noch einmal passiert. Wir brauchen,<br />

um zukunftsfähig zu bleiben, sowohl<br />

die Nord-Süd-Verbindung wie auch die Ost-<br />

West-Achse. Alle wollen mehr ÖPNV-Angebote,<br />

dafür gibt es eine breite Unterstützung,<br />

sowohl aufseiten der Stadt wie auch<br />

hier im Unternehmen. Das ist zumindest<br />

meine Wahrnehmung.<br />

w: Auf alle Fälle werden<br />

auf der Ost-West-Achse die bestehenden<br />

Bahnsteige erweitert, um längere Züge auf<br />

die Schiene zu bringen. Mitte der 20er-Jahre<br />

sollen die ersten Bahnen so fahren – eine<br />

realistische Prognose?<br />

Stefanie Haaks: Momentan sind neue Niederflurbahnen<br />

in der Ausschreibung, die<br />

Vergabe erfolgt im kommenden Jahr. Es<br />

handelt sich zunächst um 62 moderne<br />

Langzüge von rund 60 Metern sowie zwei<br />

30 Meter lange Kurzzüge. Zusammen bilden<br />

sie 90 Meter lange Zugeinheiten, die zunächst<br />

auf der Linie 1 zum Einsatz kommen<br />

sollen, perspektivisch dann auch auf der Linie<br />

9. Mitte 2022 sollen die ersten Vorserienfahrzeuge<br />

geliefert werden, ab Ende 2023<br />

erfolgt dann die Serienlieferung. Alle zwei<br />

bis drei Wochen soll dann eine neue Bahn<br />

eintreffen.<br />

w: <strong>Die</strong> Beförderung durch<br />

Busse macht etwa ein Viertel des Umsatzes<br />

aus, auch hier investiert die KVB in moderne<br />

und saubere Technik. Noch sind die vom<br />

niederländischen Hersteller VDL gelieferten<br />

Elektromodelle mit knapp 700.000 Euro je<br />

Bus mehr als doppelt so teuer wie <strong>Die</strong>selfahrzeuge<br />

gleicher Größe. Wie haben sich<br />

die E-Busse bisher bewährt? Lag die Ausfallquote<br />

im Bereich der <strong>Die</strong>selfahrzeuge?<br />

Stefanie Haaks: <strong>Die</strong> bisher von VDL gelieferten<br />

Prototypen erweisen sich als sehr zuverlässig<br />

und halten die zugesicherte Einsatzquote<br />

klar ein. Bei der <strong>Die</strong>selflotte liegt sie<br />

bei nahezu 100 Prozent. <strong>Die</strong> Mehrkosten für<br />

einen E-Bus werden zu zwei Drittel aus Fördergeldern<br />

gedeckt. Wir sind jetzt in der Ausschreibungsphase<br />

für zunächst 53 E-Busse.<br />

Ziel ist die Umstellung der kompletten<br />

Busflotte auf Elektrobetrieb bis 2030. Und<br />

durch die Wettbewerbssituation unter den<br />

Anbietern sollten die kommenden Fahrzeuge<br />

deutlich günstiger werden, denn noch<br />

sind wir in der Prototypphase.<br />

w: <strong>Die</strong> Zahl der HandyTicket-Nutzer<br />

stieg von 131.600 in 2017 auf<br />

186.000 im vergangenen Jahr. Sicherlich<br />

ein Erfolg und Beweis für die große Akzeptanz.<br />

Was können die Kunden in Sachen<br />

Apps in Zukunft noch erwarten?<br />

KVB-YouTube-Kanal<br />

gewinnt Preis für<br />

Onlinekommunikation<br />

Stefanie Haaks: Inzwischen nutzen sogar<br />

mehr als 225.000 Menschen unsere App,<br />

was wir als großen Erfolg betrachten. Wir<br />

arbeiten permanent an Innovationen. <strong>Die</strong><br />

zu Anfang des Jahres neu eingeführte App<br />

bietet moderne Technikstandards, neue<br />

Funktionalitäten und zusätzliche Bezahlverfahren<br />

zum HandyTicket-Kauf. Dort sind<br />

auch unser Radleihsystem, die Carsharing-Anbieter<br />

sowie der Taxiruf <strong>Köln</strong> integriert.<br />

Wir arbeiten an der kontinuierlichen<br />

Verbesserung des Systems, wollen die<br />

App zu einer Plattform machen, auf der alle<br />

multimodalen Anbieter integriert sind -<br />

ohne sie zu überfrachten. <strong>Die</strong> Nutzung der<br />

umweltfreundlichen Verkehrsmittel wollen<br />

wir dadurch einfacher und attraktiver machen.<br />

Auch die Auszeichnung unseres You-<br />

Tube-Kanals mit dem Deutschen Preis für<br />

Onlinekommunikation freut uns natürlich.<br />

w: Ein Thema ist natürlich<br />

die Pünktlichkeit. Wo muss man ansetzen,<br />

um die weiter zu verbessern?<br />

Stefanie Haaks: Sowohl unsere Infrastruktur<br />

als auch unsere Fahrzeuge sind in die<br />

Jahre gekommen. Teilweise ist dann schon<br />

die Ersatzteilbeschaffung ein Problem.<br />

Grundvoraussetzung für einen reibungslosen<br />

Betrieb sind die ausreichende Verfügbarkeit<br />

von Fahrzeugen und Fahrpersonal<br />

sowie die Zuverlässigkeit der Infrastruktur.<br />

Das sollte sich mit neuen und besseren<br />

Fahrzeugen ändern.<br />

w: Vor einiger Zeit kam<br />

der Vorschlag auf, den ÖPNV kostenfrei<br />

anzubieten. Könnte das die KVB überhaupt<br />

verkraften?<br />

Stefanie Haaks: In der Hauptverkehrszeit<br />

gar nicht, wir sind hier, auch im Vergleich<br />

zu anderen Städten, bereits besonders hoch<br />

ausgelastet. Um das aufzufangen, könnten<br />

wir etwa Taktzeiten verringern, wenn genügend<br />

Fahrzeuge und Fahrpersonal vorhanden<br />

sind. Ich gebe aber zu bedenken, dass<br />

jemand die Kosten eines ticketfreien Nahverkehrs<br />

übernehmen muss. Dennoch: Am<br />

23. Juni wird es einen weiteren kostenfreien<br />

Schnuppertag geben.<br />

w: Wo sehen Sie die KVB<br />

in zehn Jahren?<br />

Stefanie Haaks: <strong>Die</strong> Nord-Süd-Bahn ist fertiggestellt,<br />

wir fahren überwiegend mit<br />

neuen Bahnen und Bussen und wechseln<br />

bei noch nicht ausreichend erschlossenen<br />

Gebieten in einen On-demand-Verkehr - mit<br />

kleineren, aber besser ausgelasteten Bussen.<br />

Und die Steuerung des ÖPNV bleibt<br />

dank der KVB in öffentlicher Hand.<br />

w: Eines Ihrer Hobbys ist<br />

Motorradfahren. Gibt es schon eine Tendenz<br />

– lieber ins Bergische Land oder doch<br />

eher in die Eifel?<br />

Stefanie Haaks: Meine Maschine habe ich<br />

noch nicht in <strong>Köln</strong>, aber ich denke von den<br />

Kollegen bekomme ich sicher verschiedene<br />

Routentipps und werde beide Gegenden erkunden.<br />

W<br />

Heribert Eiden und Eugen Weis<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 25

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