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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 243 · 1 9./20. Oktober 2019 – S eite 32 **<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Robbie Williams und Helene Fischer<br />
sind glücklich vereint! Derbritische<br />
Superstar (45) und die deutsche<br />
Schlagersängerin (35) haben sich für<br />
eine nachgerade heilige Mission zusammengetan:Williams<br />
wirdam22.<br />
November zum ersten Malinseiner<br />
Karriereein Album mitWeihnachtsliedernveröffentlichen,<br />
es heißt„The<br />
Christmas Present“ und enthält eben<br />
auch ein Duett mit Fischer –die beiden<br />
geben den Eartha-Kitt-Klassiker<br />
„Santa Baby“zum Besten.Williams<br />
schwärmt:„Helene ist unglaublich<br />
hübsch und hat eine großartige<br />
Stimme.Inihrer Nähe habe ich mich<br />
immer wohlgefühlt.“ Wow!<br />
Christina Koch und Jessica Meir haben<br />
gemeinsam Großes vollbracht:<br />
Mitden beiden US-Astronautinnen<br />
sind erstmals in der Geschichte der<br />
bemannten (sic!) Raumfahrtzwei<br />
Frauen bei einen Außeneinsatz an der<br />
Internationalen Raumstation ISS allein<br />
(!!!) unterwegs gewesen. Halten<br />
wir fest:Wirschreiben das Jahr 2019 +<br />
zwei Frauen ohne männliche Begleitung<br />
=Sensation! Echt jetzt?! Für die<br />
studierte Elektroingenieurin Koch<br />
(40) war es bereits der vierte Außeneinsatz,<br />
die Biologin Meir (42) verließ<br />
zum ersten Maldie Raumstation. Die<br />
Frauen reparierten auf ihrer historischen,<br />
rund sechsstündigen Mission<br />
am Freitag einen Stromregler.<br />
William und Kate wurden ordentlich<br />
durchgeschüttelt. Bekanntlich sind<br />
der britische Prinz (37) und seine<br />
Frau (37) gerade auf Besuch in Pakistan.<br />
Doch in der Nacht zu Freitag<br />
konnte ihr Flugzeug wegen eines<br />
Sturms nicht in der Hauptstadt Islamabad<br />
landen und<br />
musste,wie es hieß, inmitten„schrecklicher<br />
Blitzeund Turbulenzen“<br />
auf einen anderen<br />
Flughafen<br />
ausweichen.William<br />
scherzte im<br />
Anschluss gegenüber<br />
den mitgeflogenen<br />
Journalisten,<br />
er selbst sei geflogen,<br />
und nahm die<br />
Unannehmlichkeiten<br />
auf seine Kappe.<br />
DurchläuchtigerWitzbold!<br />
(schl.)<br />
Ob’sstürmt, ob’stost: Eure<br />
Majestät belieben zu<br />
scherzen. GETTY IMAGES<br />
TIERE<br />
Früh übt sich: der Ein-Bein-Stand<br />
beim Flamingo. AFP/JOAQUIN SARMIENTO<br />
Die Macht des Drogenkartells, die<br />
Stadt mit der höchsten Mordrate der<br />
Welt: Medellín galt einst als gefährlichster<br />
Ortder Welt. Doch in den<br />
letzten 20 Jahren hat sich die Hauptstadt<br />
der kolumbianischen Bergprovinz<br />
Antioquia zu einer modernen<br />
Metropole gewandelt und wurde<br />
2013 vomWall Street Journal sogar<br />
zur„innovativsten Stadt derWelt“ ernannt.<br />
Undals wäredas nicht genug:<br />
Medellín hat auch einen Zoo, den<br />
kleinen, aber feinen Parque Zoologico<br />
Santa Fe.Von dorterreichen uns<br />
jetzt die friedlich-flauschigen Bilder<br />
vongerade einmal eine Woche alten<br />
Flamingo-Küken. (schl.)<br />
Ruf der Freiheit<br />
DPA<br />
Dawar sie –die Freiheit! Sie kam<br />
auf vier Rädern ,stand vor der<br />
Tür des Elternhauses. Ein Kettcar.<br />
Ein Geschenk meines Opas. Ich war<br />
begeistert und vielleicht vier oder<br />
fünf Jahre alt. Es war ein Sommerabend,<br />
und meine Eltern und mein<br />
Opa winkten mir, als ich mit dem<br />
Flitzer aus Stahl davon bretterte.Nur<br />
die Straße runter und einmal um den<br />
Spielplatz und dann wieder zurück,<br />
lautete der Befehl des Rennstallbesitzers,meines<br />
Vaters,anden Fahrer<br />
des Boliden –mich.<br />
Doch der Ruf der Freiheit war zu<br />
laut, der Abend zu schön, die Räder<br />
rollten zu schnell über die freien Bürgersteige<br />
desViertels,indem wir lebten<br />
und in dem ich später die<br />
Grundschule besuchen sollte.<br />
Ich vergaß Zeit und Raum<br />
undElternund fuhr davon<br />
gen Horizont! Der Ausflug<br />
endete allerdings<br />
dann rechtabrupt, als<br />
mein wütender Vater<br />
mich nach zwei<br />
Stunden wieder<br />
einfing.<br />
Marcus<br />
Weingärtner<br />
Wege zur Formel 1<br />
Bei den jüngeren Modellen sticht<br />
sofort die dicke Bereifung ins<br />
Auge.Der Trend zum SUV scheint in<br />
den letzten Jahren auch den Markt<br />
von Tretautos beeinflusst zu haben:<br />
Robustheit vor Eleganz. An einer<br />
ähnlichen Frage ist meine Kettcar-<br />
Karrierebereits 1967 gescheitert. Zur<br />
sportlichen Einübung der Verkehrsregeln<br />
wurde auf dem Schulhof ein<br />
Wettrennen veranstaltet. Die Fahrgeräte<br />
sahen klasse aus, wir gaben<br />
uns Namen wie Jochen A, Jack Brabham<br />
und Graham Hill. Allesamt Formel-1-Stars,<br />
wir kannten uns<br />
schließlich aus. Ich war Jacky Ickx,<br />
der Belgier. Ließ sich leicht aussprechen,<br />
aber schwer schreiben.<br />
Dann ging alles ganz schnell, ich<br />
fasste nicht richtig Tritt. Mangels<br />
Übung fehlte es an der Erkenntnis,<br />
dass man filigran eintreten muss,<br />
ehe man auf Touren kommt. Ichaber<br />
trat zu und die Kette sprang ab. Für<br />
den automobilen Rennsport war ich<br />
verloren –für immer. HarryNutt<br />
Totaler<br />
Schaden<br />
Der Schock: Kettler,der Hersteller<br />
des legendären Kettcars, stellt nach<br />
70 Jahren die Fertigung ein. Das<br />
Unternehmen ist insolvent. Sechs<br />
Redakteure ringen mit der Fassung<br />
und erinnern sich an ihr Tretauto<br />
Vorschule des Autofahrens<br />
Kaum ein anderes Spielzeug inder Vorstadtsiedlung erzeugte<br />
mehr Neid:Das Kettcar wollte jeder haben. Es war<br />
nicht einfach nur ein Tretauto,sondernstand wegenseiner robusten<br />
Stahlkonstruktion und der damit einhergehenden<br />
Schwerfälligkeit in denkbar größter Nähe zum Auto.<br />
Darumging es beim Kettcar:Umein Autofahrerlebnis,dessen<br />
Motorlosigkeit durch schiereWuchtigkeit sowie ein stabiles,zumal<br />
wackelfreies Lenkrad wettgemacht wurde.Das Kettcar<br />
war irgendwie echt im Sinne von: erwachsen. DieRealitätsillusion<br />
konnte übrigens noch steigern, wer sowie ich allerlei<br />
Motorengeräusche vorsich hinbrummte.Perfekt!<br />
Diegrößte Herausforderung für mich und mein Kettcar war<br />
allerdings die Todespiste.Sonannten wir eine sehr,sehr steile<br />
Abfahrtinder nahe gelegenen Kiesgrube.Auf dieser Piste rastenwir<br />
hinunter–mindestens so schnell wie ein richtiges Auto.<br />
Dachten wir jedenfalls. Die eigentliche Lektion aber lautete:<br />
WerAutofährt, sucht die Gefahr. Christian Schlüter<br />
Unverhoffte Alternative: Der Ruderrenner von Steiff<br />
Das Spielgerät Kettcar hat wesentlich zu meiner Entwicklung beigetragen. Ichbesaß nämlich<br />
keines.Stattdessen stählte mich ein Ruderrenner aus dem HauseMargarete Steiff, im mus-<br />
kulären und im zwischenmenschlichen Bereich: beim Ziehen an einem Rundholz nebst Riemen,<br />
der die Hinterachse des hölzernen Gefährts antrieb.Und beim Ziehen über den Tisch.<br />
Jener Kinder,die ein in allen Belangen überlegenes Kettcar fuhren.<br />
In fast allen Belangen. Denn meine Rarität erwies sich als außergewöhnlich attraktives<br />
Tauschobjekt. So war ich ein Kettcarbenutzer,ohne Kettcarbesitzer zu sein, und um die Erkenntnis<br />
reicher, dass sich eine vermeintliche Schwäche in eine Stärke verwandeln lässt.<br />
Womit wir bei einem ganz anderen Thema wären. Doch warum ich irgendwann ein Ruderer<br />
wurde,kann ich ja später mal erzählen. Christian Schwager<br />
VEB KINDERFAHRZEUGE MÜHLHAUSEN<br />
Das DDR-Kettcar<br />
Soviel vorab: Ichhatte kein eigenes<br />
Tretauto. Meine Eltern wollten<br />
das nicht. Ich weiß nicht, warum.<br />
Aber mein Freund Reiner hatte eins –<br />
und zwei Geschwister. Die können<br />
sich das Spielgerät teilen, hatten Reiners<br />
Eltern gesagt und eins gekauft.<br />
Es war das Tretauto „Liliput“, der Vorgänger<br />
vom vierrädrigen Zekiwa MC<br />
104. Reiners Fahrzeug war grün, hatte<br />
zwei luftbereifte Räder vorn und eins<br />
hinten. Besonders markant war in der<br />
Mitte des Rahmens ein Hebel mit einem<br />
runden Knauf. Es war der<br />
Bremshebel, der bei Reiner nicht so<br />
recht funktionierte.<br />
Ichdurfte auch ab und zu fahren.<br />
Für Sahnebonbons natürlich. Gegen<br />
das süße Zeug hatten meine Eltern<br />
nichts,aber gegen ein Tretauto.So<br />
wuchs ich also im Bezirk Karl-<br />
Marx-Stadt auf–mitmeinem<br />
Freund und dessen Gefährt.<br />
Als die Beine über das<br />
Lenkrad hinausgewachsen<br />
waren, kam „Liliput“<br />
in den Keller.Reiner<br />
hat es vor einem<br />
halben Jahr entsorgt.<br />
Lutz Schnedelbach<br />
Das Kettcar:Ein solide<br />
gebauter,allemal<br />
robuster Autosimulator,gewissermaßen<br />
der Mercedes unter<br />
den Tretautos. DPA/KETTLER<br />
Feminismus<br />
Meine Karriere als anständiges<br />
Mädchen endete an einem<br />
Heiligen Abend in den Sechzigern,<br />
als ich dabei erwischt wurde,wie ich<br />
einer langhaarigen Puppe einen<br />
Kurzhaarschnitt verpasste. Was mir<br />
logisch erschien, denn nur zu diesem<br />
Zweck hatte ich sie mir gewünscht.<br />
Fortan wurde ich in der<br />
Spielzeugfrage stets so wie mein Bruder<br />
behandelt, er bekam die Eisen-,<br />
ich die Autobahn, er das Matchbox-<br />
Feuerwehrauto,ich denKrankenwagen.<br />
Undsofort. Ansonsten hieß es:<br />
teilen, abgeben.<br />
Das Kettcar, das fette, zum Beispiel.<br />
Was bedeutete: kämpfen um<br />
jede Runde auf dem Ding, das schwer<br />
war wie ein Panzer. Bei einem dieser<br />
Straßenkämpfe rumpelte der Nachbarsjunge,der<br />
den Platz amVolant eroberthatte<br />
und dem ich mich kühn in<br />
den Wegstellte,mit dem linken Kettcar-Vorderrad<br />
über meinen zarten<br />
Fuß. Zeh zermalmt, Herz gebrochen.<br />
Beides heilte. Bettina Cosack<br />
Vater von isolierter Familie<br />
wollte offenbar Sekte gründen<br />
Im mysteriösen Fall um die isolierte<br />
Familie auf einem Bauernhof im niederländischen<br />
Ruinerwold konzentrieren<br />
sich die Ermittlungen nun auf<br />
das Motiv.Vieles weist daraufhin,<br />
dass der am Donnerstag festgenommeneVater<br />
eine sektenähnliche Gemeinschaft<br />
errichten wollte.Der 67-<br />
jährige Gerrit Janvan D. soll nach Angaben<br />
der Polizei schon vorvielen<br />
Jahren das isolierte Leben in der Natur<br />
und die Selbstversorgung mit eigenem<br />
Gemüse propagierthaben, so<br />
wie es auf dem Bauernhof dann tatsächlich<br />
geherrscht habe.Van D. gehörte<br />
in den 80er-Jahren derVereinigungskirche<br />
des Koreaners Moon an.<br />
DieSekte soll er aber 1987 verlassen<br />
und seine eigene Gruppe gegründet<br />
haben. Auch der Pächter des Hofes,<br />
der ebenfalls festgenommene 58<br />
Jahrealte Österreicher Josef B.,habe<br />
laut Polizeider Sekteangehört. (dpa)<br />
Lange Zeit festsitzender<br />
Marsmaulwurf gräbt wieder<br />
Derlange Zeit feststeckende „Marsmaulwurf“<br />
gräbt wieder:Der in<br />
Deutschland entwickelte Bohrroboter<br />
auf dem Mars hat sich in den vergangenen<br />
zehn Tagen gut zwei Zentimeter<br />
weiter in die Tiefe bewegt.<br />
Dasseien „gute Nachrichten“, teilte<br />
das Deutsche Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt(DLR) am Freitag in Köln<br />
mit. Dasals Maulwurfbezeichnete<br />
Gerät HP3 soll den Wärmestrom im<br />
Inneren des Roten Planeten messen<br />
und dafür fünf Meter tief in den Boden<br />
eindringen. Es steckte aber<br />
mehr als ein halbes Jahr lang in nur<br />
35 ZentimeternTiefe fest. (dpa)<br />
Hobby-Pilzforscherin<br />
findet neue Pilzart<br />
Der Neuzugang im Pilz-Universum heißt:<br />
Inocybe heidelbergensis.<br />
DPA<br />
DieVielfalt der Arten nimmt generell<br />
ab,aber ab und zu werden auch neue<br />
gefunden: DieHobby-Pilzforscherin<br />
DitteBandini aus Heidelberghat gerade<br />
eine neue Artaus der Gattung<br />
derRisspilzeentdeckt. AufEntdeckungstour<br />
im Gebiet der Sandgrube<br />
Mauer bei Heidelberghabesie den<br />
bis zu fünf Zentimeter hohen Lamellenpilz<br />
mit hellbrauner Kappe gefunden,<br />
teilte Bandini mit. Ob der Pilz<br />
wie die meisten Exemplareder Gattung<br />
giftig ist, sei noch unklar. (dpa)<br />
28 Tote nach Hochwasser in<br />
Ghana<br />
Im Nordosten Ghanas sind bei Überschwemmungen<br />
28 Menschen ums<br />
Leben gekommen. Nach sintflutartigen<br />
Regenfällen seien zudem hunderte<br />
Einwohner aus ihren Häusern<br />
geflohen, wie die Behörden am Freitag<br />
mitteilten. Meteorologen warnten,<br />
dass der Regen noch bis November<br />
anhalten könnte.„Etwa 640<br />
Menschen sind aus etwa sechs Gemeinden<br />
vertrieben worden“, sagte<br />
der Sprecher des Katastrophenschutzes.„Wirstellen<br />
ihnen Unterkünfte<br />
zur Verfügung.“ Hilfsgüter<br />
seien aus der 800 Kilometer entfernten<br />
Hauptstadt Accraauf demWegin<br />
die betroffene Region nahe der<br />
GrenzezuBurkina Faso. (AFP)