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4** <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 243 · 1 9./20. Oktober 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Bundestag stimmt für<br />
höheres Wohngeld<br />
DasWohngeld für Haushalte mit geringem<br />
Einkommen soll zum Jahreswechsel<br />
steigen. Dasbeschloss der<br />
Bundestag am Freitag mit den Stimmen<br />
vonUnion und SPD in Berlin.<br />
Linke,Grüne und FDP enthielten<br />
sich. DerBundesrat muss noch zustimmen.<br />
MitWohngeld werden einkommensschwache<br />
Haushalte mit<br />
Geld knapp über Hartz-IV-Niveau<br />
unterstützt. Drei Viertel der Empfänger<br />
bekamen 2017 weniger als 200<br />
Euro im Monat Wohngeld. Laut Innenministerium<br />
sollen rund 660 000<br />
Haushalte vonder Reformprofitieren,<br />
darunter 180 000 Haushalte,die<br />
derzeit kein Wohngeld erhalten. Bedürftige<br />
Zwei-Personen-Haushalte,<br />
die derzeit im Schnitt 145 Euro<br />
Wohngeld im Monat bekommen,<br />
sollen demnach künftig 190 Euro erhalten.<br />
(dpa)<br />
Karlsruhe stärkt Grundrecht<br />
auf Resozialisierung<br />
DasBundesverfassungsgericht hat<br />
das Recht vonlangjährig inhaftierten<br />
Gefangenen auf begleitete Ausgänge<br />
gestärkt. DieKarlsruher Richter<br />
gaben mit drei am Freitag veröffentlichten<br />
Beschlüssen Verfassungsbeschwerden<br />
vonHäftlingen<br />
statt, denen solche sogenannten<br />
Ausführungen verwehrtworden<br />
waren. DieBetroffenen sitzen seit<br />
mehr als 7beziehungsweise 12 und<br />
14 Jahren in Haft. DieOberlandesgerichte<br />
seien in ihren Entscheidungen<br />
davon ausgegangen, dass<br />
die beaufsichtigten Ausgänge nur<br />
dann in Betracht kommen, wenn<br />
bei den Gefangenen wegen der Haft<br />
konkrete Einschränkungen der Lebenstüchtigkeit<br />
drohen. Damit hätten<br />
sie aber den Sinn des grundrechtlichen<br />
Gebots verfehlt, einem<br />
Verlust der Lebenstüchtigkeit der<br />
Gefangenen entgegenzuwirken und<br />
diese zu festigen. (Az. 2BvR<br />
1165/19, 2BvR 681/19 und 2BvR<br />
650/19) (dpa)<br />
KenLoach sieht im Brexit<br />
ein Ablenkungsmanöver<br />
Trauer und Wut<br />
Der rechtsextreme Anschlag lässt Halle nicht zur Ruhe kommen. Seehofer will das Waffenrecht verschärfen<br />
Kerzenlichter flackern zwischen<br />
welken Blumen,<br />
Herbstlaub hat sich zwischen<br />
dem Meer aus Mitleidsbekundungen<br />
und Fotos der<br />
Opfer angesammelt. Auch neun Tage<br />
nach dem rechtsextremen Terroranschlag<br />
von Halle halten immer wieder<br />
Menschen vor den Gedenkorten<br />
in der Stadt inne –legen frische Blumen<br />
neben alte Sträuße.<br />
Für die Opfer sind diese Orte<br />
wichtig, um sich über das Erlebte<br />
auszutauschen, berichtet etwa Anwohner<br />
Andreas Splett. Er hat am<br />
Tag des rechtsextremen Terroranschlags<br />
Stephan B. gefilmt, wie er auf<br />
die Polizei geschossen hat. „Ich bin<br />
krankgeschrieben und kann nicht<br />
mehr schlafen“, erzählt er.<br />
Am 9. Oktober hatte der Attentäter<br />
schwer bewaffnet erst versucht,<br />
in eine Synagoge einzudringen. Als<br />
sein Plan misslang, erschoss er auf<br />
der Straße eine 40 Jahrealte Frau und<br />
kurz darauf einen 20-jährigen Mann<br />
in einem Döner-Imbiss.<br />
Auch die Mitarbeiter des Geschäfts<br />
stehen noch unter Schock:<br />
„Ismet, der ist noch okay, der ist<br />
stark. Aber der Jüngere, der leidet<br />
immer noch darunter“, sagt der Betreiber<br />
der Imbissbude, Izzet Cagac,<br />
mit Blick auf seinen Mitarbeiter Ismet<br />
und seinen jüngeren Bruder.„So<br />
was darfnie wieder passieren.“<br />
Am Freitag hatten Sachsen-Anhalts<br />
Ministerpräsident Reiner Haseloff<br />
(CDU) und der Opferbeauftragte<br />
der Bundesregierung Egbert<br />
Franke (SPD) den Dönerladen besucht.<br />
Beide haben dem Besitzer<br />
und seinen Mitarbeitern Unterstützung<br />
zugesichert, sagte Cagac.<br />
Aber auch die Zivilgesellschaft<br />
steht an der Seite der Opfer.„Daswar<br />
wirklich Wahnsinn“, sagt Max Privorozki,<br />
der Vorsitzende der jüdischen<br />
Gemeinde in Halle.Insbesonderesei<br />
ihm eine Lichterkette im Gedächtnis<br />
geblieben. Voreiner Woche<br />
hatten Hunderte Menschen vor der<br />
Synagoge einen symbolischen<br />
Schutzschild vor dem Gotteshaus<br />
gebildet, während im Inneren eine<br />
Sabbat-Feier stattfand.<br />
In die Trauer und Bestürzung<br />
mischt sich bei einigen aber auch<br />
Izzet Cagac, Betreiber des Kiez-DönersinHalle, vor Kerzen und Blumen.<br />
KAMPF GEGEN RECHTSEXTREMISMUS<br />
78 Prozent der Befragten im neuen ZDF-„Politbarometer“<br />
sindder Ansicht,dass gegen<br />
rechtsextreme Ansichten und Gruppierungen<br />
bei uns zu wenig getanwird. Darin stimmen<br />
Anhängeraller Parteien mehrheitlich überein.<br />
DPA/JAN WOITAS<br />
UnterAfD-Anhängern sinddagegen 55 Prozent<br />
der Meinung, es werde genug getan. Für<br />
72 Prozent allerBefragten trifft der Vorwurf zu,<br />
dieAfD habe durch ihre PositionenundAussagenMitschuld<br />
an rechtsextremer Gewalt.<br />
Wut: „Die rechte Propaganda, dass<br />
,ja keine Juden zu Schaden gekommen<br />
sind‘ ist ein Schlag mit dreckigen<br />
braunen Händen ins Gesicht aller<br />
Betroffenen“, sagt Splett.<br />
Am Freitagnachmittag war zudem<br />
eine Trauerfeier für den getöteten<br />
20-Jährigen in Merseburg geplant.<br />
Neun Tage nach dem Terroranschlag<br />
wollten Angehörige und<br />
Freunde Abschied nehmen.<br />
Drohungen gegen Habeck<br />
Unter dem Eindruck des Terroranschlags<br />
haben sich die Innenminister<br />
von Bund und Ländern dafür ausgesprochen,<br />
dasWaffenrecht nach Halle<br />
noch einmal zu verschärfen. Sie erklärten<br />
am Freitag nach einer Sonderkonferenz<br />
in Berlin ihre Unterstützung<br />
für entsprechende Pläne der<br />
Bundesregierung, die am Mittwoch<br />
im Kabinett verabschiedet werden<br />
könnten. Danach soll künftig vor jeder<br />
Erteilung einer Waffenerlaubnis<br />
immer erst beim Verfassungsschutz<br />
geprüft worden, ob der Antragsteller<br />
dort als Extremist bekannt ist. Ist das<br />
der Fall, erhält er keine Waffenbesitzkarte.<br />
Bundesinnenminister Horst<br />
Seehofer (CSU) sagte,dass„Waffen in<br />
den Händen der Extremisten nichts<br />
zu suchen haben“.<br />
Nach Spiegel-Informationen suchen<br />
Ermittler des Bundeskriminalamts<br />
weiterhin nach drei Personen,<br />
die offenbar tatenlos im Internet mit<br />
ansahen, wieStephan B. vorder Synagoge<br />
in Halle mehrere Sprengsätze<br />
zündete und später zwei Menschen<br />
erschoss. Mittels einer Helmkamera<br />
hatte der Attentäter seine Mordelive<br />
übertragen. Die digitalen Spuren<br />
führten zu IP-Adressen in den USA<br />
und der Schweiz.<br />
In Thüringen hat es nach Drohungen<br />
gegen Grünen-Chef Robert<br />
Habeck im Landtagswahlkampf bei<br />
zwei Beschuldigten Durchsuchungen<br />
gegeben. Am Freitag wurde die<br />
Wohnung eines polizeibekannten<br />
Rechtsextremen im Saale-Orla-Kreis<br />
wegen des Vorwurfs des illegalen<br />
Schusswaffenbesitzes durchsucht.<br />
Ein 27-Jähriger aus Nordthüringen.<br />
soll in einem sozialen Netzwerk zu<br />
schweren Straftaten gegen Habeck<br />
aufgerufen haben. (dpa, AFP)<br />
Der<br />
neue<br />
Söder<br />
Bayerns Ministerpräsident<br />
korrigiert das CSU-Image<br />
VonDaniela Vates, München<br />
Esgibt eine Lücke bei der CSU. Sie<br />
ist erst mal nicht zu sehen, aber<br />
sie ist präsent. Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer ist nicht gekommen<br />
zum CSU-Parteitag. Bis vor kurzem<br />
waren das seine Veranstaltungen,<br />
Seehofer war CSU-Chef und bayerischer<br />
Ministerpräsident. Andere<br />
ehemalige sind gekommen: Theo<br />
Waigel zum Beispiel, Edmund Stoiber<br />
redet auf Markus Söder ein. Der<br />
spartsich dadurch ein Foto mit Andreas<br />
Scheuer,dem mit der Pkw-Maut<br />
schlingernden Verkehrsminister.<br />
Söder ist der Neue, ein Stoiber-<br />
Vertrauter.Erhat Seehofer abserviert.<br />
Jetzt ist er der Chef der Partei und der<br />
Regierung. „Aufbruch Bayern. Zukunft<br />
Deutschland“, steht auf einer<br />
riesigen Wand hinter der Bühne. Es<br />
kann also endlich losgehen in diesem<br />
Bayern, findet die CSU, die dort seit<br />
Jahrzehnten regiert.<br />
Voreinem Jahr sei die CSU in einer<br />
Existenzkrise gewesen, sagt Söder in<br />
seiner Rede als Erstes.„EinJahr später<br />
sind wir wieder so in Schuss, dass<br />
manche uns mehr zutrauen, als nur<br />
in Bayern erfolgreich zu sein.“ Der<br />
Absturz bei der Landtagswahl vor einem<br />
Jahr ist damit nicht mehr Söders<br />
Absturz, obwohl er damals schon Ministerpräsident<br />
war.Esist die Niederlage<br />
des Phantoms.<br />
Söder wird mit 91,3 Prozent als<br />
CSU-Chef wiedergewählt, und es ist<br />
ein neuer Söder. Seit der Landtagswahl<br />
hat sich der 52-Jährige einen<br />
anderen Tonübergestreift. „Zusammenführen<br />
statt zu spalten“, darum<br />
Der britische Regisseur KenLoach wurde<br />
für seine Filme mehrfach geehrt. GETTY<br />
DerBrexit bestimmt derzeit die<br />
Schlagzeilen –aus Sicht des sozial<br />
engagierten britischen Regisseurs<br />
KenLoach lenkt er allerdings von<br />
viel schwerwiegenderen Problemen<br />
ab.Der angestrebte EU-Austritt<br />
Großbritanniens sei „eine Ablenkung“,<br />
denn „die großen Probleme,<br />
die wir während unserer Zeit in der<br />
Europäischen Union hatten, werden<br />
immer noch da sein, wenn wir<br />
diese verlassen“, sagte der 83-jährige<br />
Filmemacher am Donnerstagabend<br />
beim Filmfestival Lumièrein<br />
Lyon. „Und wenn BorisJohnson<br />
Premierminister bleibt, werden die<br />
Probleme noch gewichtiger“, fügte<br />
Loach hinzu. (AFP)<br />
Mehr als 60 Tote bei<br />
Anschlag in Afghanistan<br />
Beieinem Anschlag in einer Moschee<br />
in der ostafghanischen Provinz<br />
Nangarhar sind mindestens 62<br />
Menschen getötet und mindestens<br />
weitere36verwundet worden. Das<br />
teilte der Sprecher des Provinzgouverneurs,Attaullah<br />
Chogiani, am<br />
Freitag mit. (dpa)<br />
Liebe Anja,<br />
beim Lesen Deines Briefs habe<br />
ich geweint. Ich weiß nicht genau,<br />
worüber: Über den Abschied von<br />
unseren Briefen, über die Erkenntnis,<br />
dass ich zu optimistisch bin,<br />
über die Getöteten in Halle,über den<br />
schwankenden Boden unter den Füßen,<br />
über die Wurzellosigkeit meiner<br />
Kinder,darüber,wie leicht das Leben<br />
sich vonGrund auf ändernkann.<br />
So vieles schwirrt mir durch den<br />
Kopf. Auch ich schreibe Dir ständig<br />
im Geist. Jedes Erlebnis kristallisiert<br />
sich für den Augenblick, in dem ich<br />
es für Dich aufzeichne. Diese Woche<br />
wollte ich Dir von meinem Besuch<br />
bei dem Künstler Dov Or-Ner im<br />
Kibbuz Hatzor erzählen, fühlte mich<br />
glücklich, einem so außergewöhnlichen<br />
Menschen begegnet zu sein –<br />
93 Jahrealt, Holocaustüberlebender,<br />
Witwer.Ein Geistesmensch, voll Humor<br />
und Tiefgang. Er hört nicht<br />
mehr gut und geht langsam durch<br />
sein Atelier,fährtaber noch mit dem<br />
Fahrrad im Kibbuz umher und bereitet<br />
die Ausstellung vor, die er Ende<br />
des Monats zeigen wird. Ich rate Dir<br />
wärmstens,nach Hatzor zu fahren.<br />
Ich wollte Dir auch von Jom Kippur<br />
schreiben, den ich so herbeigesehnt<br />
hatte. Nach einer anstrengenden<br />
Zeit freute ich mich auf den ruhigen<br />
Familientreff mit Schwerpunkt<br />
auf dem Guten in derWelt. Am<br />
Vorabend des Jom Kippur gingen<br />
meine Mutter und ich auf den Militärfriedhof,<br />
um das Grab von Yossi,<br />
dem Bruder meiner Mutter,zubesuchen.<br />
Meine Großmutter tut das jeden<br />
Freitag und Feiertagsvorabend<br />
und gewiss vorJom Kippur,denn Yossi<br />
ist im Jom-Kippur-Krieg gefallen.<br />
Dieses Jahr geht es ihr nicht so gut,<br />
und die Beine wollen nicht recht.<br />
Daher gingen meine Mutter und ich<br />
auch in ihrem Namen hin.<br />
Der Friedhof war fast leer und<br />
überraschend schön: voll mit Blumensträußen,<br />
Bäumen und endlosen<br />
Feldernweißer Steine.Einer „gefallen<br />
im Alter von 19Jahren“, einer<br />
mit 22, 25, 20, 35. Am Nachbargrab<br />
stand eine Mutter oder Schwester<br />
und säuberte es wie wir das unsere,<br />
legte Blumen darauf wie wir,wischte<br />
sich eine Träne ab und ging. Meine<br />
Mutter verbietet sich das Weinen.<br />
Aber es war tröstlich zu wissen, dass<br />
wir uns von Generation zu Genera-<br />
Berlin –Tel Aviv<br />
Yossis<br />
letztes Haus<br />
Yael Nachshon<br />
tion weiter um den 22-jährigen Yossi<br />
kümmern. Großmutter sagt, das sei<br />
nun sein Haus,und man müsse es so<br />
schön und sauber halten wie unseres.<br />
Zurück bei ihr spielten die Kinder<br />
auf dem Hof, und sie erwartete uns<br />
auf der Terrasse,umzuhören, ob wir<br />
die richtigen Blumen gekauft und<br />
auch nicht vergessen hatten, eine<br />
Seelenkerze zu entzünden. In dem<br />
Moment dachte ich zum ersten Mal<br />
seit unserer Übersiedlung nach Berlin,<br />
dass ich gernnach Israel zurückkehren<br />
würde –und in ein und demselben<br />
Atemzug, dass ich nicht<br />
möchte, dass meine Söhne zum<br />
Wehrdienst gehen. Ich saß meiner<br />
Großmutter gegenüber, die uns immer<br />
bestürmt, zurückzukommen,<br />
und sie sagte: „Sie sollen nicht zurückkehren<br />
und nicht zum Militär<br />
gehen. Wir haben genug hingegeben.“<br />
Den Jom Kippur selbst verbrachten<br />
wir alle gemeinsam: Aharon und<br />
ich, die Kinder, meine Eltern und<br />
meine Großmutter. Wir saßen unterm<br />
Baum im Hof, spielten Karten,<br />
und natürlich fuhren wir mit den<br />
Fahrrädernanden Strand. DasMeer<br />
war besonders schön: sauber, klar<br />
und ruhig. Das Wetter war traumhaft,<br />
der Tagperfekt.<br />
Als Aharon mir vondem Anschlag<br />
auf die Synagoge in Halle erzählte,<br />
wollte –nach dem ersten Schock– etwas<br />
in mir die Nachricht nicht reinlassen.<br />
Ichlas keine Berichte undbemühte<br />
mich redlich, die Sache zu<br />
verdrängen. Aber die Angst, vor allem<br />
wegen meiner Exponiertheit in<br />
der <strong>Zeitung</strong>, meinem Kultursalon<br />
und Dovs bevorstehender Ausstellung,<br />
die Angst fand alle Ritzen und<br />
sickerte ein.<br />
Ich habe Angst, schwarz auf weiß<br />
niederzuschreiben, wovor ich mich<br />
fürchte. Aber Du wirst verstehen.<br />
Undich verstehe.Und das ist traurig.<br />
Ich habe jetzt schon Sehnsucht<br />
nach unseren Briefen, noch vor ihremEnde.<br />
DeineYael<br />
Übersetzung: Ruth Achlama<br />
Buchpremiere:AnjaReichund Yael Nachshon lesen<br />
am 27.11. und 28.11. um 20 Uhr im Pfefferberg-Theater.<br />
Karten-Telefon:030 93 93 58 555<br />
Markus Söder wurde mit 91 Prozent der<br />
Stimmen wiedergewählt. GETTY IMAGES EUROPA<br />
gehe es, hat er der Süddeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> gesagt. Vorder Wahl hat er<br />
im Streit von CDU und CSU um die<br />
Flüchtlingspolitik fleißig mitgemacht,<br />
er war keiner der Zartesten.<br />
Nun sagt Söder, man habe auf die<br />
Menschen „negativ und zum Teil sogar<br />
aggressiv“ gewirkt. Er klingt fast<br />
etwas verwundert. „Uns fehlte der<br />
Optimismus“, sagt Söder. Kern des<br />
Streits mit der CDU war unter anderem,<br />
dass die CSU Angela Merkels<br />
Optimismus blauäugig nannte.<br />
Migrantenund Frauen im Blick<br />
Nun steht im Entwurf für die Parteireform,<br />
die an diesem Sonnabend<br />
beschlossen werden soll:„Die Zugezogenen<br />
und Neubürger schätzen<br />
Bayern als erfolgreiches und lebenswertes<br />
Land, sie sind leistungsbereit<br />
und wertkonservativ –gerade auch<br />
Personen mit Migrationshintergrund.“<br />
Sie will man nun als CSU-<br />
Mitgliederhaben. UndFrauen obendrein,<br />
der CSU gehen die Mitglieder<br />
aus und langsam auch die Wähler.<br />
Aber es geht beider CSUauchum<br />
Holz-Jojos und Bambus-Kugelschreiber.<br />
Die hat die Partei seit neuestem<br />
als Werbematerial. Söder hat sich das<br />
Klimathema geschnappt, die Grünen<br />
haben schließlich gerade die positivste<br />
Ausstrahlung. „Bayernist heute<br />
anders als vor 25Jahren“, sagt er.„Es<br />
wird nicht reichen, nur zu wünschen,<br />
dass wir wieder in den alten Zeiten<br />
wären.“ Diealten Zeiten –inder CSU<br />
sind das die von Franz Josef Strauß<br />
und Edmund Stoibermühelos errungenen<br />
absoluten Mehrheiten.