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Berliner Zeitung 16.11.2019

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18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 267 · 1 6./17. November 2019<br />

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Schönes Wochenende<br />

WEINKUNDE<br />

FUNDSTÜCKE<br />

VonOlgaBobileva<br />

Haben Sie auchetwas Neues in derStadtentdeckt?<br />

Bitte schreiben Sie uns an: berlin.fundstuecke@dumont.de<br />

VonRomana Echensperger<br />

UNSPLASH/IKA DAM<br />

UNSPLASH/SERGIO ARZE<br />

Wie der Klimawandel<br />

den Wein verändert<br />

Das Weingut Schloss Castell in Franken hat Tradition. Ferdinand<br />

Fürst zu Castell-Castell leitet das GutimSteigerwald<br />

in nunmehr 26. Generation, darüber hinaus ist er für die<br />

Forstwirtschaft mitverantwortlich: 70 Hektar eigene Weinberge<br />

und 1800 Hektar Wald sind zu betreuen.<br />

Undder Klimawandel stellt das Unternehmen vorgroße<br />

Herausforderungen. DerWald kämpft mit den sich verändernden<br />

Bedingungen. „Theoretisch sorgt die Fichte für schnelle<br />

Erträge,aber sie kommt in unserem immer trockener werdendenWeinbauklima<br />

nicht zurecht“, sagt Castell-Castell. Es gebe<br />

enorme Probleme mit Sturm- und Trockenschäden sowie Borkenkäfern,<br />

die überhandnehmen. „Die Fichte wirdhier verschwinden.Wirsind<br />

seit 25 Jahren dabei, die Fehler der letzten<br />

150 Jahrezuberichtigen.“ DenWaldumbau gestaltet er mit so<br />

viel Artenvielfalt wie möglich. „Leider wissen wir zu wenig<br />

über unsereBaumarten, aber wir müssen heute Entscheidungen<br />

treffen, die in den nächsten 100 Jahren ihreWirkung entfalten“,<br />

sagt zu Castell-Castell.<br />

Auch im Weinbau macht sich dieser Wandel durch immer<br />

frühereErnten bemerkbar.Auch ist der Alkoholgehalt der<br />

Weine gestiegen. „Silvaner kann sich gut an das wandelnde<br />

Klima anpassen. Allerdings muss man auch in der Weinbergpflege<br />

auf die veränderten Bedingungen eingehen. Rebsorten<br />

wie der frühreifende Bacchus verbrennen regelrecht. DieSorten<br />

werden sich in unserenWeinbergen langfristig verändern.“<br />

Dass der fränkischeWeinbau auch ein bisschen vomKlimawandel<br />

profitierthat, ist nicht vonder Hand zu weisen: „Gerade<br />

die Weine aus kühlen Lagen haben an Qualität gewonnen.“<br />

Eine dieser Lagen ist das Kugelspiel, das vonkühlenWäldernumrandet<br />

ist. Dorthatte der Silvaner es in derVergangenheit<br />

oft schwer,zur Reife zu gelangen. Doch im Hitzejahr 2018<br />

blieb er selbst hier angenehm schlank und behielt seine animierend<br />

kühlen Aromen.<br />

So zeigen sich im Glas zurückhaltende Noten vongelben<br />

Früchten, Salbei, Heublumen, Wiesenkräuternund Zitronenzesten.Ein<br />

eleganter,mittelkräftiger Wein, der im Finish mit<br />

einer zarten Salzigkeit bezaubert, während sich im Rachenraum<br />

noch einmal alle Aromen entfalten. Er passt zu Fischgerichtenwie<br />

Forelle Müllerin ebenso wie zu leichten vegetarischen<br />

Vorspeisen.<br />

„Es wäreperfekt, wenn das Klima hier so bleiben würde wie<br />

jetzt. Davonkann man aber leider nicht ausgehen“, sagt Ferdinand<br />

Fürst zu Castell-Castell. „Wir müssen alles dafür tun, damit<br />

es nicht so schlimm kommt, wie es Klimaexperten befürchten.<br />

Dasist eine Aufgabe für uns alle.“<br />

2018Casteller Kugelspiel Silvaner trocken, Fürstlich Castell’sches Domänenamt<br />

Franken. 14,50 Euro. Informationenuntercastell.de<br />

Kosmetik<br />

Natürliche Schönheit<br />

aus Neukölln<br />

Träumt nicht jede vonuns vonweicher,reiner,glatter Haut?<br />

Glücklicherweise ist das Angebot an gut verträglichen und<br />

veganen Hautpflegeprodukten in den vergangenen Jahren<br />

sehr viel größer geworden. Pflanzenbasierte Kosmetik mit aktiven<br />

Inhaltsstoffen wird auch in Berlin entwickelt –zum Beispiel<br />

von Josephine Förster in Neukölln. Lovely Day heißt ihr<br />

Label, das eine breite Palette an Produkten bietet –von der Gesichtsreinigung<br />

über Masken bis zur Gesichts- und Augenpflege<br />

für jeden Hauttyp.Wenn sie im hauseigenen Labor entwickeln<br />

und produzieren, setzen Josephine Förster und ihr<br />

Team auf reizarme Formulierungen aus botanischen Essenzen<br />

und auf Wirkstoffe wie Hyaluronsäure, Vitamin B3 oder<br />

Fruchtsäure. Bei Lovely Day wird auf synthetische Inhaltsstoffe,<br />

tierische Zutaten, Alkohol, aggressive ätherische Öle<br />

und umweltbelastende Verpackungen verzichtet.<br />

Lovely Day–Clean Beauty Store EmserStraße126,Neukölln.Mo–Fr12–18 Uhr,<br />

Sa 11–15 Uhr.Mehr Informationenunter lovelyday.de<br />

Party auf dem Schiff<br />

Mit Depeche Mode<br />

auf der Spree<br />

Haben Sieeine Lieblingsband? Meine ist seit knapp 20 Jahren<br />

Depeche Mode. Seit Teenie-Tagen besuche ich jedes<br />

Berlin-Konzertder Briten, die mittlerweile auf eine 40-jährige<br />

Bandgeschichte und über 100 Millionen weltweit verkaufte<br />

Tonträger zurückblicken. „Just Can’tGet Enough“, „Never Let<br />

Me Down Again“, „Enjoy The Silence“, „Personal Jesus“, „It’s<br />

No Good“ oder„Precious“ –ich könnte mit der Aufzählung der<br />

Songs ewig weitermachen. Eine tolle Gelegenheit, zu den<br />

Songs ihrer Musik-Götter abzufeiern, haben Fans bei der Depeche-Mode-Schiffspartytour.<br />

Fünf Stunden lang können sie<br />

zur Musik ihrer Helden auf der „Spree Comtess“ durch die<br />

Hauptstadt schippern. An Bord legen DJs die größten Depeche-Mode-Hits<br />

auf und erfreuen die Party-Passagiereauch mit<br />

B-Seiten, Raritäten und Liveversionen. Leinen los!<br />

Depeche Mode 5-Stunden-Schiffspartytour 2019 ab Anlegestelle Fischerinsel,<br />

MärkischesUfer 36,Mitte.Sa18Uhr,Tickets ab 26 Euro<br />

IMAGO/ZUMA PRESS<br />

Café<br />

Kleine Auszeit<br />

in Frankreich<br />

Was gibt es Besseres,als gut gestärkt in den Tagzustarten?<br />

Werdas Frühstücken in der Öffentlichkeit schätzt, der<br />

sollte das La Maison besuchen. Betritt man das Café am Paul-<br />

Lincke-Ufer, umhüllt einen sogleich der Duft von frischem<br />

Kaffee und ebenso frischen Croissants. Das La Maison hat<br />

französischen Charme und erfreut seit Mai mit Urlaubsflair.<br />

Aufblau-weißem Zwiebelmuster-Geschirr werden neben Pain<br />

au Chocolat, goldgelbe Croissants (auch in belegten Variationen)<br />

und andereKöstlichkeiten wie zum Beispiel herzhaft gefüllte<br />

Brioches serviert. Auch Müsli mit saisonalen Früchten<br />

steht auf der Karte. Eine Besonderheit zum Wochenende ist<br />

der French Toast aus Hefezopf mit Beeren, Mascarpone und<br />

Puderzucker. Außerdem gibt es Tartelettes mit verschiedenen<br />

Beeren und französisches Feingebäck. Kurzum: ein köstliches<br />

Stück Frankreich.<br />

La Maison Paul-Lincke-Ufer 17,Kreuzberg.Mo–Do 7–18 Uhr,Fr–Sa 7–22 Uhr,<br />

So 7–20 Uhr<br />

Event<br />

Cirque du Solo –für<br />

Allein-Tänzer und Paare<br />

All denen, die gerne mal ein Tänzchen wagen und Neues<br />

kennenlernen wollen, möchte ich den Cirque du Solo ans<br />

Herz legen. Eines vorab: MitZirkus und Manege hat das Ganze<br />

nichts zu tun. Es handelt sich vielmehr um ein mehrtägiges<br />

Tanz-Event, in dessen Fokus der Solo Jazz steht. ZurErklärung:<br />

Diese Tanzartvereint Elemente aus Swing und Charleston und<br />

lebt von der Musik der 20er- bis 40er-Jahre. Das Besondere:<br />

Solo Jazz kann alleine oder auch von Paaren getanzt werden.<br />

Im Vordergrund steht der Spaß. Trainieren und verbessern<br />

kann man die Bewegungsfähigkeit, die Fußarbeit sowie das<br />

Rhythmusgefühl. DerCirque du Solo findet im SwingStep Berlin<br />

statt. Die Besucher erwarten acht internationale Tanzlehrer,<br />

es gibt Workshops und Livebands.Und Mutige können auf<br />

der Bühne zeigen, wie gut sie tanzen.<br />

Cirque du Solo 2019 SwingStep Berlin,Prinzenallee 33, Wedding.Sa–Mo.Weitere<br />

Informationenunter cirque-du-solo.com<br />

UNSPLASH/BRON STUMMAN<br />

WOHIN AM WOCHENENDE?<br />

Ein<br />

Nobelpreis<br />

für Erkner<br />

Wiedie Stadt<br />

im Südosten von Berlin<br />

den Dichter<br />

Gerhart Hauptmann ehrt<br />

VonIda Luise Krenzlin<br />

Neulich erst, in den Herbstferien,<br />

habe ich das Gerhart-Hauptmann-Haus<br />

in Kloster auf Hiddensee<br />

besucht, den riesigen Schreibtisch<br />

und den großen Weinkeller in<br />

der Sommerresidenz des Literaturnobelpreisträgers<br />

bestaunt. Auch in<br />

der Nähe vonBerlin kann man mehr<br />

über den Autor von Theaterstücken<br />

wie „Die Weber“ oder „Der Biberpelz“<br />

zu erfahren. Gerhart Hauptmann<br />

lebte an vielen Orten, aber gerade<br />

der Südosten Berlins hat sein<br />

Werk geprägt.<br />

Gerade feiert Erkner mit einigen<br />

ausgewählten Veranstaltungen die<br />

Gerhart-Hauptmann-Tage. Hauptmanns<br />

einstiges Wohnhaus, die Villa<br />

Lassen, beherbergt seit 1987 das Gerhart-Hauptmann-Museum,<br />

eine Gedenkstätte<br />

für den Dichter und Literaturnobelpreisträger,<br />

der hier von<br />

1885 bis 1889 gelebt hat. In seinen Arbeits-<br />

undWohnräumen kommt man<br />

dem Dichter so nah wie sonst nur in<br />

Ein Foto von GerhartHauptmann, aufgenommen im Jahr 1907<br />

IMAGO IMAGES<br />

seiner Sommerresidenz auf Hiddensee<br />

oder in einem der anderen insgesamt<br />

fünf Museen, die sich im Museumsverbund<br />

Gerhart Hauptmann<br />

zusammengetan haben. Auch seine<br />

Nobelpreisurkunde ist in Erkner ausgestellt.<br />

Sowohl das Stück „Der Biberpelz“<br />

als auch die Erzählung „Bahnwärter<br />

Thiel“ haben ihre Ursprünge<br />

in Erkner.<br />

Als Gerhart Hauptmann 1885 in<br />

die Stadt kommt, ist er frisch verheiratet<br />

mit seiner ersten Ehefrau Marie<br />

Thienemann, aber gesundheitlich<br />

angeschlagen. Er will und soll aufs<br />

Land ziehen und vor allem die <strong>Berliner</strong><br />

Luft meiden. „Diesem Wechsel<br />

des Wohnorts verdanke ich es nicht<br />

nur,daß ich meinWesen bis zu seinen<br />

reifen Geistesleistungen entwickeln<br />

konnte, sondern daß ich überhaupt<br />

noch am Leben bin.“ Hauptmann beschreibt<br />

ausführlich, wie er mit dem<br />

„Gespenst des Bluthustens“ ringt.„Es<br />

war im Herbst, als wir unsereabgelegene<br />

Villa bezogen und einrichteten.<br />

DieMonotonie des Wintersstand vor<br />

der Tür. Zuunserer Sicherheit hatte<br />

ich in einer Hamburger Menagerie<br />

zwei echte lappische Schlittenhunde<br />

gekauft, für unsereBegriffe wilde Geschöpfe,<br />

die einigermaßen im Zaum<br />

zu halten mir viel Mühe gekostet hat.<br />

Schlaf- und Wohnräume lagen im<br />

Parterre; der Schutz dieser beiden<br />

Wölfe wurde notwendig.“<br />

Lange Spaziergänge mit den<br />

Hunden durch die Wälder rund um<br />

Erkner, ein monotones, insich gekehrtes<br />

Leben, keine Kneipenbesuche,<br />

esgab keine Gaststätten inund<br />

um Erkner, ließen ihn gesunden.<br />

„Abend um Abend saß ich mit meiner<br />

Frau allein, wobei ich mir ein<br />

einziges Glas mit Wasser gemischten<br />

Weines zu trinken verstattete.“ In<br />

dieser Zeit reifen die Ideen für seine<br />

bekannten Erzählungen und Dramen.<br />

1889 entstand in Erkner das<br />

Stück „Vor Sonnenaufgang“, das

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