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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 268 · M ontag, 18. November 2019 11 *<br />
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Berlin<br />
Nicht<br />
zuständig für<br />
Mietendeckel<br />
Bund schaltet sich in<br />
Debatte ein<br />
Thälmann<br />
muss weiter<br />
rosten<br />
Denkmal-Restaurierung<br />
beginnt erst 2021<br />
VonJulia Haak<br />
Der vonder rot-rot-grünen Koalition<br />
geplante Mietendeckel<br />
sorgte von dem Moment an, in dem<br />
das Vorhaben bekannt wurde, sowohl<br />
für großen Zuspruch wie auch<br />
für stark ablehnende Reaktionen.<br />
Mittlerweile nimmt die Anspannung<br />
bei den Gegnern spürbar zu. Offenbar<br />
belastet der geplante Deckel die<br />
Gespräche mit der Wohnungswirtschaft.<br />
Der Immobilienverband<br />
BFW Berlin-Brandenburg sagte ein<br />
für diesen Montag geplantes Treffen<br />
mit Bausenatorin Katrin Lompscher<br />
(Linke) ab, wie Geschäftsführerin<br />
Susanne Klabe am Sonntag sagte.<br />
„Wenn nunmehr die Auswirkungen<br />
des Mietendeckels auf die Lage<br />
der Bauwirtschaft diskutiert werden<br />
sollen, halten wir dies für den falschen<br />
Zeitpunkt“, schrieb Klabe nach<br />
eigenen Angaben an die Verwaltung.<br />
„Ineinem ernsthaften Dialog auf Augenhöhe<br />
wäre dies der erste Schritt<br />
bei Überlegungen für ein neues Gesetzesvorhaben<br />
gewesen.“<br />
Lompschers Sprecherin Katrin<br />
Dietl sagte, die Verbände hätten ihre<br />
Einwände und Ergänzungen in der<br />
Verbändeanhörung einbringen können.<br />
Der Gesprächstermin am Montag<br />
habe mit dem Gesetzgebungsverfahren<br />
nichts zu tun. Das Treffen sei<br />
aus Termingründen abgesagt worden<br />
und werdenachgeholt, sagte Dietl.<br />
Die Mietenbegrenzung soll für 1,5 Millionen<br />
<strong>Berliner</strong> Wohnungen gelten. IMAGO IMAGES<br />
Unterdessen rüstet sich die CDU<br />
für ein juristisches Vorgehen gegen<br />
die aus ihrer Sicht ungeliebte Regulierung.<br />
Wie am Wochenende bekannt<br />
wurde,hat der Bundestagsabgeordnete<br />
KaiWegner das Bundesinnenministerium<br />
um rechtliche Einschätzung<br />
gebeten. Er erhielt sie in<br />
Form einer E-Mail des Parlamentarischen<br />
Staatssekretärs beim Innenminister<br />
MarcoWanderwitz (CDU).<br />
In dem Schreiben legtWanderwitz<br />
dar, dass das Innenministerium das<br />
<strong>Berliner</strong> Mietendeckelgesetz für verfassungswidrig<br />
hält. Die Gesetzgebungskompetenz<br />
liege beim Bund<br />
und nicht beim Land. „Der Bund hat<br />
mit der Regelung des Mietpreisrechts<br />
auf dem freien Wohnungsmarkt von<br />
seiner Kompetenz nach Art. 74 Abs. 1<br />
Nr. 1GGabschließend Gebrauch gemacht,<br />
sodass die Gesetzgebungskompetenz<br />
der Länder gesperrt ist“,<br />
heißt es in dem Schreiben, das der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> vorliegt. Das Innenministerium<br />
bezieht sich auf ein Gesetz<br />
zur Dämpfung des Mietanstiegs<br />
auf angespannten Wohnungsmärkten.„Die<br />
Mietpreisbegrenzung wurde<br />
damit durch den Bund umfassend<br />
und abschließend geregelt. Eine solche<br />
konzeptionelle Entscheidung des<br />
zuständigen Bundesgesetzgebers<br />
darf durch auf Spezialzuständigkeiten<br />
gründende Einzelentscheidungen<br />
eines Landesgesetzgebers nicht<br />
verfälscht werden“, heißt es weiter.<br />
Der Gesetzentwurf greife in die Eigentumsfreiheit<br />
der Wohnungseigentümer<br />
ein. Eigentümerinteressen<br />
würden in den Hintergrund gestellt.<br />
DasMinisterium hält auch eine Kappung<br />
von Wuchermieten für problematisch.<br />
Der<strong>Berliner</strong> Senat sieht das<br />
anders und führt Gutachten an, die<br />
die eigene Position stützen. (mit dpa)<br />
Locker,nahbar –und gerne mittendrin: Familienministerin Franziska Giffey(SPD).<br />
VonElmar Schütze<br />
Wieder Hoffnungsträgerin<br />
Nach überstandener Plagiatsaffäre stehen Franziska Giffey die Türen offen. Doch das finden nicht alle SPDler gut<br />
Es sind mal wieder diese<br />
Franziska-Giffey-Momente:<br />
Als die Bundesfamilienministerin<br />
von der SPD am<br />
Morgen die Fritz-Karsen-Schule im<br />
Neuköllner Ortsteil Britz betritt, begrüßt<br />
sie jeden einzelnen Schüler,der<br />
am Büffet Essen an die Gäste verteilt.<br />
Kurz darauf auf der Bühne ruft sie<br />
fröhlich in den noch recht müden<br />
Saal: „Hey, schläft Neukölln noch?<br />
Wasist denn mit euch los?“ Ein paar<br />
Minuten später zieht sich die Ministerin<br />
einen Hoodie der Kampagne<br />
„Respect Coaches“ über, deren einjähriges<br />
Bestehen bei der Gelegenheit<br />
gefeiert wird. Es ist ein Heimspiel, in<br />
Neukölln sitzen ihre treuesten Fans.<br />
Hier hat sie begonnen, die politische<br />
Karriere der Franziska Giffey. Eine<br />
Karriere, zu der in den nächsten Wochen<br />
und Monaten noch einige Stationen<br />
hinzukommen könnten.<br />
Giffeys Aufstieg gelang schnell. In<br />
Neukölln wurde sie erst Bildungsstadträtin,<br />
dann Bezirksbürgermeisterin<br />
und schließlich Bildungsministerin.<br />
In nur acht Jahren vom verrufensten<br />
<strong>Berliner</strong> Bezirk ins Bundesministerium.<br />
Möglich gemacht hat<br />
ihr das ihre Mischung aus Freundlichkeit<br />
und Zugänglichkeit –und natürlich<br />
das Wissen darum, wie dies<br />
auf anderewirkt, wie ihr das auch bei<br />
Krisen hilft. Es ist gerade einmal zwei<br />
Wochen her, dass sich über der Frau<br />
mit dem roten Blazer als Markenzeichen<br />
eine düstere Wolke verzogen<br />
hat. Franziska Giffey darf ihren Doktortitel<br />
behalten. Zuvorhatte die Freie<br />
Universität (FU) Berlin, bei der sie im<br />
Jahr 2010 promoviertwurde,ihreDissertation<br />
auf einen Plagiatsverdacht<br />
hin untersucht. Am Ende erteilte das<br />
Universitätspräsidium der Politikerin<br />
eine Rüge, der ihr verliehene Grad<br />
„Doktorin der Politikwissenschaft“<br />
werdeaber nicht entzogen.<br />
Wieesaussieht, haben ihr die Plagiatsvorwürfe<br />
zumindest nicht sehr<br />
geschadet. Die 41-Jährige gilt weiter<br />
oder vielleicht auch wieder als eines<br />
der beliebtesten Mitglieder der Bundesregierung.<br />
Undals besonders eifrig.<br />
Seit Amtsantritt im März2018 verblüffte<br />
sie mit ihrer Reiselust. Siefuhr<br />
durch die Republik, besuchte Projekte,die<br />
nur irgendwie mit ihrem Arbeitsbereich<br />
Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend zu tun haben.<br />
Unddawar noch mehr: Als nach einer<br />
tödlichen Messerstecherei ein<br />
rechter Mob durch die Straßen von<br />
Chemnitz zog, war sie die erste Ministerin,<br />
die in die Stadt in Sachsen<br />
reiste.„Es gibt Momente,dapassieren<br />
Dinge in Deutschland, da muss die<br />
Regierung einfach da sein“, sagte Giffey.<br />
An diesem Morgen in Neukölln, einem<br />
Freitag, berichtet sie mit leuchtenden<br />
Augen von der kurzen Nacht,<br />
die sie gerade hinter sich habe. Von<br />
der sogenannten Bereinigungssitzung,<br />
der Sitzung, in der die Etats jedes<br />
Ministeriums final im Detail festgezurrt<br />
werden. „Ich war umMitternacht<br />
dran“, berichtet sie. Eshabe<br />
sich gelohnt. „Im nächsten Jahr sind<br />
im Bundeshaushalt 21 Millionen<br />
Euro für Respect Coaches vorgesehen.“Applaus!<br />
Man nimmt Franziska Giffey ab,<br />
wenn sie sagt: „Ich mache diese Arbeit<br />
gerne.“ Wenn sie davon<br />
schwärmt, „gestalten und regieren“<br />
zu können, wie sie es nennt. Undaus<br />
der Partei gibt es jede Menge zurück.<br />
Wobei nicht bei jeder Wortmeldung<br />
sofort klar wird, ob darin nicht vielleicht<br />
auch vergiftetes Lob steckt. Als<br />
vor zwei Wochen die FU die „Rüge“<br />
aussprach, gratulierten Hinz und<br />
Kunz der Bundes-SPD öffentlich:<br />
erste Reihe, zweite Reihe und noch<br />
ein Stück dahinter. Rechts wie links.<br />
Doch darin liegt auch eine Gefahr:<br />
Für die Kandidatur um den Vorsitz<br />
kam die Entscheidungder Unijedenfalls<br />
zu spät. Als dies im August absehbar<br />
war, erklärte Giffey, dafür nicht<br />
zur Verfügung zu stehen. Jüngst<br />
schlug der Bundestagsabgeordnete<br />
Axel Schäfer in der Süddeutschen<br />
<strong>Zeitung</strong> dennoch vor, dass Giffey<br />
doch im Duomit Finanzminister Olaf<br />
Scholz kandidieren könne – zuungunsten<br />
dessen bisheriger Partnerin<br />
KlaraGeywitz aus Brandenburg.Toxischer<br />
kann ein Lob kaum sein.<br />
So oder so wirdsich auf dem Bundesparteitag<br />
der SPD Anfang Dezember<br />
imCity Cube auf dem Messegelände<br />
auch Giffeys Zukunft mitentscheiden.<br />
Niemand kann derzeit sagen,<br />
ob die Partei an der Großen<br />
Koalition festhält. Sollte dies nicht der<br />
Fall sein, käme es zu Neuwahlen. Und<br />
die SPD fände sich danach sehr wahrscheinlich<br />
dort wieder, wo viele sie<br />
gerne sähen, die von „Erneuerung“<br />
sprechen: in der Opposition. Undwas<br />
würdeaus der Bundesfamilienministerin?<br />
Siewürde wohl oder übel ihren<br />
Blickauf Berlin richten.<br />
ZUR PERSON<br />
Anfang voriger Woche veröffentlichte<br />
der Tagesspiegel die Ergebnisse<br />
einer repräsentativen Umfrage des<br />
Instituts Civey. Danach fände es die<br />
Hälfte der <strong>Berliner</strong> gut, wenn Giffey<br />
2021 für das Amt der Regierenden<br />
Bürgermeisterin kandidieren würde.<br />
Dafürsprachen sich 47,9 Prozent der<br />
Umfrageteilnehmer aus. Die größte<br />
Unterstützung bekommt sie bei den<br />
Anhängern der eigenen Partei, von<br />
denen 78,3 Prozent ihre Kandidatur<br />
gut fänden. Doch selbst bei Sympathisanten<br />
der Linken (58,5 Prozent),<br />
Grünen (56,8 Prozent) und der CDU<br />
(54,6 Prozent) fände sie absolute<br />
Mehrheiten.<br />
Sprichtman sie auf solche Zahlen<br />
an, wehrt sie ab. Die Groko im Bund<br />
sei stabil und verlässlich. Siehielte einen<br />
Ausstieg für nicht gut und die<br />
Endzeitdebatten für schädlich. Und<br />
Geboren wurde Franziska Giffey1978 in Frankfurt/Oder.Nach dem Abi in Fürstenwalde ging<br />
sie 1997 nach Berlin. Dortwurde sie Europabeauftragte vonNeukölln.<br />
In die SPD trat sie 2007 ein. sie wurde zunächst in den Kreisvorstand gewählt, dessen Vorsitz<br />
sie 2014 übernahm. 2018 gabsie das Amt an Severin Fischer ab.<br />
Ihr erstes politisches Amt war 2010 bis 2018 zunächst Stadträtin, dann Bezirksbürgermeisterin.<br />
Seit März 2018 ist sie Familienministerin. Severin Fischer ist Leiter ihres Leitungsstabs.<br />
was Ambitionen in Berlin angehe?<br />
„Spekulationen nutzen nichts“, sagt<br />
sie am Freitag in Neukölln der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>, „so vergeudet man nur<br />
Kraft, Zeit und Energie.“ Dennoch<br />
wirdauchGiffey die Diskussion nicht<br />
abwürgen können. Wie auch, angesichts<br />
einer in Berlin darbenden SPD<br />
mitsamt ihrem Vorsitzenden und Regierungschef<br />
Michael Müller,der bisher<br />
von seinem Wahlvolk und auch<br />
aus der eigenen Partei auch so gar keinen<br />
Amtsbonus bekommt?<br />
Spätestens dann ist es auch für<br />
Giffey an der Zeit, in die <strong>Berliner</strong> SPD<br />
hineinzuhorchen. Doch da ist ihre<br />
Lage keineswegs einfach. Der Vorschlag,<br />
sie zur Ministerin zu machen,<br />
kam nicht etwa aus Berlin, sondern<br />
aus Brandenburg. Es war Parteichef<br />
und Ministerpräsident Dietmar Woidke,<br />
der sein Landeskind –Franziska<br />
Giffey stammt aus Frankfurt ander<br />
Oder –imBund ins Gespräch brachte.<br />
Aus Berlin kam nichts. KeinWunder,<br />
hier hat sie mit ihrem Karrieresprung<br />
die Landesebene einfach mal eben<br />
ausgelassen.<br />
Doch will Giffey überhaupt Regierende<br />
Bürgermeisterin werden?<br />
SPDler,die sie gut kennen, glauben zu<br />
wissen, dass es sie persönlich sehr<br />
GERD ENGELSMANN<br />
wohl in die Stadtziehe.Hier habe sie<br />
als Bezirksbürgermeisterin erfahren,<br />
wie viel sich an Ort und Stelle gestalten<br />
ließe. Soviel mehr als im Bund,<br />
wo ihre(aktuellen) Ressorts im Zweifeldochals<br />
Gedöns abgetan würden.<br />
DasAmt derRegierungschefin würde<br />
ihr sicher liegen, dort könnte sie ihrem<br />
bisherigen Haupt-Thema Bildung<br />
auch noch die Komponenten<br />
Sicherheit und Ordnung beifügen.<br />
Themen, mit denen sie schon in Neukölln<br />
auffiel. Und die dazu führten,<br />
dass sie bei ihrer bisher einzigen<br />
Wahl, der zur Bezirksverordnetenversammlung<br />
im Jahr 2016, das zweitbeste<br />
SPD-Ergebnis in Berlin holte.<br />
Nur Helmut Kleebank in Spandau<br />
war mit einer ähnlichen Programmatik<br />
noch ein bisschen erfolgreicher.<br />
Wenn es also überhaupt so etwas<br />
geben könnte wie eine Hausmacht<br />
für Franziska Giffey in Berlin, fände<br />
man diese wohl auf der kommunalen<br />
Ebene,inden Bezirken, bei den Delegierten.<br />
Im Kraftzentrum der Partei<br />
jedoch, im Abgeordnetenhaus und in<br />
der Senatskanzlei, sieht man sie als<br />
unliebsame Konkurrentin. Als Parteirechte<br />
hatsie auch ideologisch einen<br />
schweren Stand in einer in ihrer Verzweiflung<br />
immer linker werdenden<br />
<strong>Berliner</strong> SPD, inder nicht wenige sogar<br />
die Enteignung großer Immobilienkonzerne<br />
gut finden.<br />
Ein langgedienter Genosse glaubt<br />
ohnehin, dass Michael Müller alles<br />
daran setzen werde, 2021 noch einmal<br />
anzutreten. Im Gespräch mit der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> fallen Begriffe wie<br />
Ehre und Kränkung. Müller werde<br />
„nicht die Hintertür suchen“, um<br />
seine dann eigentlich gescheiterte<br />
politische KarriereimBundestag ausklingen<br />
zu lassen. Die Partei, so die<br />
Überlegung, würde nur dann auf<br />
Franziska Giffey zurückgreifen,<br />
„wenn NotamMann ist“.<br />
Doch wann ist Not am Mann?<br />
Nächstes Jahr muss sich Müller erneut<br />
als Parteivorsitzender zur Wahl<br />
stellen.Voriges Malbekam er dürftige<br />
64,9 Prozent. Wann die Schmerzgrenze<br />
erreicht ist, wird Müller nicht<br />
alleine entscheiden können. Denkbar<br />
wäre es, dass die SPD die Ämter Regierungschef<br />
und Parteichef trennt –<br />
Müller wäre weiter geschwächt. Und<br />
für 2021 gilt: Die <strong>Berliner</strong> SPD ist<br />
machtbewusst. Nur inknapp 10 der<br />
74 JahrenachEnde des Zweiten Weltkriegs<br />
saß sie nicht mit in der Regierung.<br />
Wenn man also fürchten<br />
müsste,mit Müllerander Spitze nicht<br />
in den Senat zu kommen, taucht der<br />
Name Franziska Giffey sicher wieder<br />
auf. Ganz automatisch.<br />
Elmar Schütze<br />
beobachtetdie Karriere von<br />
Franziks Giffey schon lange<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
ImInnern frist der Rost bereits seit<br />
Jahren am Stahlkorsett der Bronzebüste<br />
des einstigen KPD-Führers.<br />
Doch die Restaurierung des Ernst-<br />
Thälmann-Denkmals an der Greifswalder<br />
Straße kommt nicht wie geplant<br />
in Gang. Die Arbeiten sollen<br />
daher nicht 2020 beginnen, so wie es<br />
von der Senatskulturverwaltung ursprünglich<br />
angekündigt wurde, sondernnun<br />
erst ein Jahr später.Das erfuhr<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> aus dem<br />
Landesdenkmalamt.<br />
Es hatte 2018 aufgrund einer Untersuchung<br />
die Rostschäden festgestellt.<br />
Daraufhin wurde angekündigt,<br />
dass das Thälmann-Denkmal 2020<br />
etwa ein Jahr lang restauriertwerden<br />
sollte. Doch daraus wird nun nichts.<br />
„Die Planungen für die Restaurierung<br />
werden erst im kommenden<br />
Jahr beginnen. DerenUmsetzung ist<br />
momentan für 2021 geplant“, sagte<br />
ein Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes<br />
auf Anfrage dieser <strong>Zeitung</strong>. Es<br />
liege nicht an den Kosten von<br />
150 000 Euro.Das Geld wäreim<strong>Berliner</strong><br />
Landeshaushalt vorhanden.<br />
Aus„Kapazitätsgründen und fehlenden<br />
Ressourcen“ könne die Behörde<br />
die Arbeiten nicht so in Angriff nehmen,<br />
wie es angedacht war,hieß es.<br />
Im Klartext: Es gibt nicht genug<br />
Personal, um die Denkmal-Arbeiten<br />
voranzutreiben. „Es müssen momentan<br />
mehrereandereProjekte abgearbeitet<br />
werden, die eine höhere<br />
Priorität haben“, hieß es weiter.Welche<br />
dies sind, wurde nicht gesagt.<br />
Nur soviel: „Beim Thälmann-Denkmal<br />
besteht derzeit keine Gefahr in<br />
Verzug.“<br />
Das Ernst-Thälmann-Denkmal wird später<br />
als geplant restauriert. IMAGO-IMAGES/HOHLFELD<br />
Die Schäden hatte Diplom-Restaurator<br />
Mario Jehle 2018 festgestellt.„Zwar<br />
besteht nicht die Gefahr,<br />
dass das System nun einzustürzen<br />
droht. Aber damit der Rost sich nicht<br />
weiter ausbreitet, die Schäden an der<br />
Substanz des Gerüstes größer werden,<br />
muss etwas dagegen unternommen<br />
werden“, sagte er damals.<br />
Durch eine weitere Ausbreitung der<br />
Rostschäden auf den Stahlträgernim<br />
Innernder Büste könnte die Restaurierung<br />
jedoch teurer werden.<br />
ZurVerzögerung des Planes führe<br />
auch die jetzige Erkenntnis,dass sich<br />
die technische Umsetzung der Arbeiten<br />
komplizierter gestalte als bisher<br />
angenommen. Der Zugang an<br />
der Seite der Büste biete nur eine geringe<br />
Öffnung, um Gerätschaften in<br />
das Innere zuschaffen, hieß es aus<br />
dem Landesdenkmalamt.<br />
DieBehörde will nun die Planung<br />
und Umsetzung der Restaurierung<br />
des Ernst-Thälmann-Denkmals an<br />
die untere Denkmalschutzbehörde<br />
übertragen, die zum Bezirksamt<br />
Pankow gehört.<br />
EinGrund ist, dass derBezirksich<br />
derzeit mit der sogenannte „künstlerische<br />
Kommentierung“ des 1986<br />
eingeweihten Monuments beschäftigt.<br />
Diese soll künftig mittels Infotafeln<br />
vor Ort die Geschichte und die<br />
historische Einordnung des Thälmann-Denkmals<br />
erläutern. Zu der<br />
künstlerischen Ausgestaltung dieser<br />
Kommentierung läuft bis April 2020<br />
ein Wettbewerb.