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April KONTAKT <strong>2010</strong><br />
Wozu Kirche?<br />
Für viele scheint Kirche heutzutage nur noch eine<br />
kulturelle Institution zu sein, deren Dienste man<br />
bei speziellen Anlässen in Anspruch nimmt. Bei<br />
der Taufe, Erstkommunion, Beerdigung, bei einer<br />
Hochzeit oder einer Segnungsfeier als feierliche<br />
Kulisse. Was aber ist Kirche?<br />
Kirche der Sünder — heute<br />
Es gilt als modern und fortschrittlich-kritisch,<br />
wenn Menschen meinen, konkrete Aussagen über<br />
die Ereignisse von 2000 Jahre Kirchengeschichte<br />
machen zu können. Doch Kirchengeschichte nur<br />
oberflächlich betrachtet wird nicht dem Ganzen<br />
und der Hauptsache gerecht. Vielfach scheint es<br />
den Menschen zu genügen, wenn sie vom Versagen<br />
der Kirche und der Kirchenmänner reden. Ruhiger<br />
wird es bei diesen Kritikern, wenn man von<br />
den großen Gestalten der Kirche spricht, die Hoffnung<br />
der Welt waren und sind: Franz von Assisi,<br />
Mutter Theresa, Maximilian Kolbe und in unserer<br />
Diözese vielleicht von einem heiligen Martin oder<br />
einem seligen Ladislaus. Und<br />
dann gab und gibt es in dieser<br />
geschmähten Kirche die vielen<br />
Namenlosen, die im Dienste der<br />
Kranken, der Sterbenden und<br />
Verzweifelten um Christi willen<br />
ihren Dienst tun. Auch das ist<br />
Kirche, und in dieser Gestalt<br />
geht Jesus durch unsere Welt<br />
und zwar gerade in der Gemeinschaft<br />
der Kirche, zu der sie sich<br />
bekannten und bekennen.<br />
Kirche der Sünder — zur Zeit Jesu<br />
Auch in der Zeit Jesu, in der Zeit der Anfänge, hat<br />
es in der Kirche nicht viel anders ausgesehen als<br />
heute. Es war Petrus, der vom Herrn hören musste:<br />
„Weg von mir, Satan, du denkst nicht, was Gottes<br />
ist, sondern was des Menschen ist." Und es war<br />
der von Jesu als "Fels" berufene Petrus, der seinen<br />
Herrn fluchend verraten hat. Was sind dagegen<br />
unsere Aufregungen mit Päpsten, Bischöfen, Pfarrern,<br />
Diakonen und Theologen? Der Verrat des<br />
Judas, die Flucht der Jünger bei der Gefangennahme,<br />
all das war für Jesus kein Grund, diesen Kreis<br />
aufzulösen, um eine neue Gemeinschaft zu begründen.<br />
Es gab von Anfang an nur eine sehr<br />
menschliche Kirche und keineswegs eine Kirche,<br />
in der es nur Heilige gab. Versager hat Jesus zu<br />
Aposteln gemacht, Streitende zu seinen Zeugen<br />
und scheinbar Glaubensschwache zu Märtyrern.<br />
Von daher lässt sich geradezu sagen: Eine Kirche,<br />
die die Schwächen sündiger Menschen verdammt,<br />
entspricht nicht der Gesinnung Jesu — und die, die<br />
nur allzu hohe Ansprüche an die Kirche stellen,<br />
treffen seine Gesinnung nicht.<br />
Kirche — Leib Christi<br />
In letzter Zeit hörte ich öfters sagen: „Ich brauche<br />
die Kirche nicht, mir genügt Jesus!" oder „Von<br />
Jesus halte ich schon etwas, aber das Bodenpersonal,<br />
die Kirche, die christliche Gemeinde — nein<br />
danke!" Nun aber ist es so, dass die Kirche der<br />
Leib Christi ist. Sie ist mehr als eine Gemeinschaft<br />
von Mitgliedern, die die Botschaft Jesu in<br />
ihren Mittelpunkt stellen. Jesus Christus selbst ist<br />
der Mittelpunkt und Ausgangspunkt der Kirche.<br />
Und als der Sohn Gottes Mensch wurde, begann<br />
Kirche. Zuerst im Kleinen, in seiner Familie mit<br />
seiner Mutter Maria und mit Josef. Dieser Kreis<br />
wurde zum ersten Mal dreißig Jahre später erweitert,<br />
als Jesus zwölf Jünger in seine Nachfolge rief.<br />
Wie sehr Jesus in seinen Jüngern lebt, darüber<br />
schreibt Matthäus: „Jesus sagte zu seinen Jüngern:<br />
Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf<br />
Erden. Darum geht zu allen Völkern, und macht<br />
alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den<br />
Namen des Vaters und des Sohnes und<br />
des Heiligen Geistes, und lehrt sie,<br />
alles zu befolgen, was ich euch geboten<br />
habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle<br />
Tage bis zum Ende der Welt."<br />
Und<br />
bei Lukas lesen wir: „Wer euch hört,<br />
der hört mich, und wer euch ablehnt,<br />
der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt,<br />
der lehnt den ab, der mich gesandt<br />
hat." - Können wir da noch sagen:<br />
„Jesus ja — Kirche nein?"<br />
Wie Leib Christi werden?<br />
Der hl. Augustinus hat es so gesagt: „Empfangt,<br />
was ihr seid: Leib Christi. Damit ihr werdet, was<br />
ihr empfangt: Leib Christi." Die Kommunion (Eucharistie)<br />
ist also das Sakrament, das uns verwandelt.<br />
Dabei ist es Christus, der in uns und durch uns<br />
in dieser Welt wirkt. Er ist das Fleisch gewordene<br />
Wort. Er hat sich selbst geopfert und ist für uns<br />
gestorben. Und er ist auferstanden, um immer bei<br />
uns zu sein. Was zu unserem Heil vor mehr als<br />
2000 Jahren geschah, ist nicht aus und vorbei. Jesu<br />
Leid, Tod und Auferstehung leben in der Kirche<br />
weiter und wer daran glaubt, der folge ihm nach.<br />
So sind wir als Christen, als seine Kirche, besonders<br />
in der heiligen Woche eingeladen, mit Jesus<br />
den Dienst der Fußwaschung, die Einsetzung der<br />
Eucharistie, seinen Tod und seine Auferstehung zu<br />
feiern und zu leben.<br />
Ein gesegnetes Osterfest<br />
Ihr Diakon Peter<br />
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