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#365-375 2010

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April KONTAKT <strong>2010</strong><br />

Wozu Kirche?<br />

Für viele scheint Kirche heutzutage nur noch eine<br />

kulturelle Institution zu sein, deren Dienste man<br />

bei speziellen Anlässen in Anspruch nimmt. Bei<br />

der Taufe, Erstkommunion, Beerdigung, bei einer<br />

Hochzeit oder einer Segnungsfeier als feierliche<br />

Kulisse. Was aber ist Kirche?<br />

Kirche der Sünder — heute<br />

Es gilt als modern und fortschrittlich-kritisch,<br />

wenn Menschen meinen, konkrete Aussagen über<br />

die Ereignisse von 2000 Jahre Kirchengeschichte<br />

machen zu können. Doch Kirchengeschichte nur<br />

oberflächlich betrachtet wird nicht dem Ganzen<br />

und der Hauptsache gerecht. Vielfach scheint es<br />

den Menschen zu genügen, wenn sie vom Versagen<br />

der Kirche und der Kirchenmänner reden. Ruhiger<br />

wird es bei diesen Kritikern, wenn man von<br />

den großen Gestalten der Kirche spricht, die Hoffnung<br />

der Welt waren und sind: Franz von Assisi,<br />

Mutter Theresa, Maximilian Kolbe und in unserer<br />

Diözese vielleicht von einem heiligen Martin oder<br />

einem seligen Ladislaus. Und<br />

dann gab und gibt es in dieser<br />

geschmähten Kirche die vielen<br />

Namenlosen, die im Dienste der<br />

Kranken, der Sterbenden und<br />

Verzweifelten um Christi willen<br />

ihren Dienst tun. Auch das ist<br />

Kirche, und in dieser Gestalt<br />

geht Jesus durch unsere Welt<br />

und zwar gerade in der Gemeinschaft<br />

der Kirche, zu der sie sich<br />

bekannten und bekennen.<br />

Kirche der Sünder — zur Zeit Jesu<br />

Auch in der Zeit Jesu, in der Zeit der Anfänge, hat<br />

es in der Kirche nicht viel anders ausgesehen als<br />

heute. Es war Petrus, der vom Herrn hören musste:<br />

„Weg von mir, Satan, du denkst nicht, was Gottes<br />

ist, sondern was des Menschen ist." Und es war<br />

der von Jesu als "Fels" berufene Petrus, der seinen<br />

Herrn fluchend verraten hat. Was sind dagegen<br />

unsere Aufregungen mit Päpsten, Bischöfen, Pfarrern,<br />

Diakonen und Theologen? Der Verrat des<br />

Judas, die Flucht der Jünger bei der Gefangennahme,<br />

all das war für Jesus kein Grund, diesen Kreis<br />

aufzulösen, um eine neue Gemeinschaft zu begründen.<br />

Es gab von Anfang an nur eine sehr<br />

menschliche Kirche und keineswegs eine Kirche,<br />

in der es nur Heilige gab. Versager hat Jesus zu<br />

Aposteln gemacht, Streitende zu seinen Zeugen<br />

und scheinbar Glaubensschwache zu Märtyrern.<br />

Von daher lässt sich geradezu sagen: Eine Kirche,<br />

die die Schwächen sündiger Menschen verdammt,<br />

entspricht nicht der Gesinnung Jesu — und die, die<br />

nur allzu hohe Ansprüche an die Kirche stellen,<br />

treffen seine Gesinnung nicht.<br />

Kirche — Leib Christi<br />

In letzter Zeit hörte ich öfters sagen: „Ich brauche<br />

die Kirche nicht, mir genügt Jesus!" oder „Von<br />

Jesus halte ich schon etwas, aber das Bodenpersonal,<br />

die Kirche, die christliche Gemeinde — nein<br />

danke!" Nun aber ist es so, dass die Kirche der<br />

Leib Christi ist. Sie ist mehr als eine Gemeinschaft<br />

von Mitgliedern, die die Botschaft Jesu in<br />

ihren Mittelpunkt stellen. Jesus Christus selbst ist<br />

der Mittelpunkt und Ausgangspunkt der Kirche.<br />

Und als der Sohn Gottes Mensch wurde, begann<br />

Kirche. Zuerst im Kleinen, in seiner Familie mit<br />

seiner Mutter Maria und mit Josef. Dieser Kreis<br />

wurde zum ersten Mal dreißig Jahre später erweitert,<br />

als Jesus zwölf Jünger in seine Nachfolge rief.<br />

Wie sehr Jesus in seinen Jüngern lebt, darüber<br />

schreibt Matthäus: „Jesus sagte zu seinen Jüngern:<br />

Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf<br />

Erden. Darum geht zu allen Völkern, und macht<br />

alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den<br />

Namen des Vaters und des Sohnes und<br />

des Heiligen Geistes, und lehrt sie,<br />

alles zu befolgen, was ich euch geboten<br />

habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle<br />

Tage bis zum Ende der Welt."<br />

Und<br />

bei Lukas lesen wir: „Wer euch hört,<br />

der hört mich, und wer euch ablehnt,<br />

der lehnt mich ab; wer aber mich ablehnt,<br />

der lehnt den ab, der mich gesandt<br />

hat." - Können wir da noch sagen:<br />

„Jesus ja — Kirche nein?"<br />

Wie Leib Christi werden?<br />

Der hl. Augustinus hat es so gesagt: „Empfangt,<br />

was ihr seid: Leib Christi. Damit ihr werdet, was<br />

ihr empfangt: Leib Christi." Die Kommunion (Eucharistie)<br />

ist also das Sakrament, das uns verwandelt.<br />

Dabei ist es Christus, der in uns und durch uns<br />

in dieser Welt wirkt. Er ist das Fleisch gewordene<br />

Wort. Er hat sich selbst geopfert und ist für uns<br />

gestorben. Und er ist auferstanden, um immer bei<br />

uns zu sein. Was zu unserem Heil vor mehr als<br />

2000 Jahren geschah, ist nicht aus und vorbei. Jesu<br />

Leid, Tod und Auferstehung leben in der Kirche<br />

weiter und wer daran glaubt, der folge ihm nach.<br />

So sind wir als Christen, als seine Kirche, besonders<br />

in der heiligen Woche eingeladen, mit Jesus<br />

den Dienst der Fußwaschung, die Einsetzung der<br />

Eucharistie, seinen Tod und seine Auferstehung zu<br />

feiern und zu leben.<br />

Ein gesegnetes Osterfest<br />

Ihr Diakon Peter<br />

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